Die ganz normalen Süchte

Der dauernde Blick aufs Smartphone kann auch zur Sucht ausarten. | Foto: Svda Productions/Fotolia
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Grundsätzlich beeinhaltet der Begriff Sucht nicht nur einfach das andauernde Verlangen nach etwas. Wichtiger sei vielmehr, ob durch das diesbezügliche Verhalten ein psychischer oder sozialer Schaden entsteht, erklärt pro mente OÖ-Vorstandsvorsitzender und Vorstand der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtverhalten am Neuromed Campus des Kepler Uniklinikums Kurosch Yazdi. Eine große Rolle spiele die Verfügbarkeit diverser suchterzeugender Güter, weshalb an der Sinnhaftigkeit von Einschränkungen und Verboten kaum zu zweifeln sei. Auch bei der Preispolitik sei der Zusammenhang eindeutig. Am Beispiel Zigaretten: Teure Zigaretten und mehr Rauchverbotszonen bedeuten weniger Süchtige. „Der Sturz des Rauchverbotes“, so Yazdi, „ist für die Prävention ein Schlag ins Gesicht“. 

„Doctorshopping“ und Online-Apotheken

Ein zunehmendes Problem mit einer hohen Dunkelziffer ist der Medikamentenmissbrauch. Die Fälle reichen dabei „vom Manager bis zum Obdachlosen“, so die Einschätzung von pro mente OÖ. Die Pharmaindustrie halte sich bedeckt und bei den Ärzten sei das Bewusstsein für die Problematik teils noch nicht geweckt. Mangels einer zentralen Datenbank sei einerseits das sogenannte „Doctorshopping“ – Patienten holen sich Rezepte für diverse Mittelchen von mehreren Ärzten – ein leichter Weg sich mit diversen Angsthemmern, Antidepressiva oder Einschlafhelfern zu versorgen. Andererseits würden teils zwielichtige Online-Apotheken die ausschlaggebende Verfügbarkeit steigern. Außerdem seien von Medikamentenabhängigkeit eher Frauen als Männer betroffen, wie Christoph Lagemann, Geschäftsfeldleiter am Institut Suchtprävention der pro mente OÖ erklärt – Männer würden lieber zur Flasche greifen.

Suchthort Internet?

Schwer zu fassen ist die Internet-Sucht, da das Internet per se nicht die Sucht erzeugt, sondern die Inhalte. Da gibt es „alte“ Süchte, wie Glücksspiel- oder Kaufsucht, die sich zunehmends auf online-Kanäle verlagern aber auch verhältnismäßig neue Phänomene wie soziale Netzwerke und Online-Gaming. Erstere betreffen eher jüngere, zweitere eher ältere Menschen. Was die Kinder betrifft sei die Verunsicherung groß, stellt Lagemann fest. „Die Zahl der Anrufe besorgter Eltern nimmt täglich zu“, sagt der Suchtexperte. Dramatisch gesunken sei das Alter suchtbetroffener Kinder: Waren die jüngsten noch vor einigen Jahren um die 14, 15 Jahre alt, würden sich heute die Eltern schon um 9-Jährige sorgen, die zuviel Zeit vorm Bildschirm verbringen. „Gefährlich wird es dann, wenn alle anderen Interessen in den Hintergrund treten“, weiß Mediziner Yazdi. Auch hier gelte der Zusammenhang mit der Verfügbarkeit – ein Handy mit Internetzugang hatte vor zehn Jahren noch kaum ein Kind in der Tasche.

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