Jetzt bekommt auch Graz ein jüdisches Museum

Freude über das neue "jüdische Museum": Wolfgang Muchitsch, Direktor des Universalmuseums Joanneum. | Foto: Prontolux
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  • Freude über das neue "jüdische Museum": Wolfgang Muchitsch, Direktor des Universalmuseums Joanneum.
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Es ist ein erster vorsichtiger Schritt, aber man darf es durchaus bereits als "jüdisches Museum" in Graz bezeichnen: Ab 14. September werden im "Museum der Geschichte" (in der Sackstraße) Ausstellungen aus der Grazer Synagoge Einzug halten. Einerseits wird die Dauerausstellung "Bertl und Adele – zwei Grazer Kinder im Holocaust" zumindest bis 2020 dort vertreten sein, andererseits wird es rund um das "Jüdische Leben in der Gegenwart" interessante begleitende Exponate und Schaustücke zu sehen geben.

Aus Sicherheitsgründen

Beides war bis dato im Untergeschoss der Grazer Synagoge am Grieskai zu sehen. "Ja, wir werden diese Ausstellungen von der jüdischen Gemeinde übernehmen", bestätigt auf Nachfrage der WOCHE Wolfgang Muchitsch, seines Zeichens Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum (UMJ). Neben der inhaltlich spannenden Aufgabe haben dabei vor allem Sicherheitsbedenken eine Rolle gespielt: "Besuche in der Ausstellung waren durch die strengen Auflagen bei der Synagoge immer schwierig und mit hohem Aufwand verbunden, das können wir in unserem Museum besser abwickeln", erläutert Muchitsch. Dies betrifft vor allem Schulen, die immer wieder hohes Interesse haben, mit ihren Schülern diese Ausstellungen zu sehen.
Auch einen zweiten, emotionaleren Hintergrund dürfte es geben: Derzeit wird die jüdische Gemeinde in Graz bei jedem Zusammentreffen in der Synagoge an den Holocaust erinnert – verständlich, dass man hier auch einmal ein klein wenig Abstand gewinnen will.

"Passendes neues Zuhause"

Das bestätigt auch Elie Rosen, Präsident der jüdischen Gemeinde in Graz: "So kann die Ausstellung einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Wir sind ja auch kein Museum, unser Auftrag ist es, das lebendige jüdische Leben darzustellen." Diesem Auftrag kommt man auch auf mehreren Ebenen nach, so wurde im Jänner ein modulares Bildungsprogramm gestartet, im heurigen Jahr waren bereits 1.800 Schüler in der Synagoge zu Gast. "Wir wollen den jungen Menschen ja zeigen, dass das Judentum nichts Aussterbendes ist, das sich ausschließlich über Konzentrationslager definiert.
Durch die Ausstellung sei man in der Nutzung eingeschränkt, darüberhinaus sei die Dauerauseinandersetzung mit dem Holocaust auch belastend gewesen: "Bei jedem Gottesdienst, bei jeder Zusammenkunft war dieses Thema zentral mit dabei." "Mit dem Universalmuseum hat die Ausstellung jetzt ein passendes neues Zuhause gefunden", resümiert Rosen. Mit eben diesem Universalmuseum sei man übrigens in bestem Einvernehmen: Die Übersiedelung wurde gemeinsam finanziert, weitere Kooperationen für die Zukunft sind in Planung.

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