Apomedica: Steirischer Hecht im Karpfenteich der Pharmaindustrie

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Ruth Fischer steht als Geschäftsführerin mit Leib und Seele für ihr Unternehmen ein. Was aus ihrer Sicht das Grazer Pharmaunternehmen Apomedica ausmacht, wohin die Trends in dieser Branche gehen und was ihr im Unternehmen wichtig ist – all das erzählte sie uns bei einem "Business-Lunch" im Magnolia.

Wofür steht aus Ihrer Sicht Apomedica?

Wir stehen für Gesundheit aus der Natur. Uns gibt es seit 1968, die Intention war immer schon, natürliche und wirkungsvolle – aber nebenwirkungsarme – Produkte herzustellen.

Wie hat's begonnen?

Der Gründer, Friedrich Böhm, hat als erste Produktlinie "Luuf"-Balsam auf den Markt gebracht, immer noch ein Klassiker. Sein Gedanke war, dass es nicht einen intensiven Balsam für Babys, Kinder und Erwachsene geben kann. Daher hat er drei Formen entwickelt, die heute noch etabliert sind.

Ein Erfolgsweg?

Ja, es spiegelt die Philosophie wieder: Produkte aus der Natur, die hochwirksam und auf die Zielgruppe abgestimmt sind.

Wie darf man sich als Laie die Entwicklung eines Medikaments vorstellen?

Es kommt von der Produktidee über immer stärkere Verdichtung hin zu einer Rezeptformulierung, dann kommt es in den Labors zu Versuchen. Ein Arzneimittel muss dann zugelassen werden, ein aufwändiges Verfahren, das einige Jahre dauert. Ein langer Weg bis zur Produktion eines Medikaments.

Stichwort Produktion ...
Wir produzieren nicht selbst, das wurde schon unter Friedrich Böhm festgelegt. Wir arbeiten mit Top-Produzenten wie zum Beispiel Merck Pharma in Spittal oder Hermes Pharma in Wolfsberg zusammen.

Warum?
Das Know-how ist so spezifisch geworden, ich kann nicht alle Bereiche sehr gut machen. Stolz sind wir darauf, dass wir nur in Österreich, Deutschland und der Schweiz produzieren und nicht wie viele andere abgewandert sind.

Wie "freundlich" ist Österreich als Unternehmensstandort?
Im EU-weiten Feld liegen wir im Schnitt. Es gibt zwar strenge Anforderungen in der Pharmaindustrie, das ist aber für den Konsumenten ohnehin ein positiver Aspekt. Wir stehen daher auch im Vergleich für qualitative, wirksame und effiziente Produkte.

Was sind Ihrer Meinung produktseitig die wichtigsten Trends?
Ein wichtiger Aspekt sind sicherlich die Omega-3-Fettsäuren, da gibt es viele aktuelle Studien. Ein Ungleichgewicht im Körper, ein Mangel ist schlecht, weil Omegea-3-Fettsäuren entzündungshemmend und gefäßerweiternd wirken. Sie spielen eine entscheidende Rolle fürs Herz, für Blutfette, aber auch für Alzheimer, in der Schwangerschaft und in vielen anderen Bereichen. Wir widmen uns diesem Thema sehr intensiv.

Wie erkennt man als Pharmaunternehmen solche Trends?
Unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung leistet hier sehr gute Arbeit, wir beschäftigen uns mit relevanten Studien, arbeiten mit Universitätsmedizinern zusammen.

Ist Graz dafür der richtige Standort?
Graz ist ein sehr angenehmer Standort. Es spielt aber wenig Rolle, wo man sitzt, man ist virtuell überall dabei. Der Flughafen und die Nähe zu Wien ist für uns wichtig.

Was ist Ihnen an Graz wichtig?
Dass es eine lebenswerte Stadt bleibt. Ich würde mir noch mehr Grün, mehr Parks wünschen. Die Stadt hat eine sehr angenehme Ausstrahlung ist eine gemütliche und überschaubare Stadt. Unsere Gäste schätzen das immer wieder sehr.

Wie steht es um die Entwicklung des Unternehmens?

Wir sind aktuell die Nummer drei in Österreich, hinter den internationalen Playern Bayer und Novartis, das macht uns als Steirer schon stolz. Wir sind dabei, das Unternehmen weiter auszubauen.

Wie kann das gehen?
Das Unternehmen muss als Organisation stark werden, muss sich von einer Einzelperson lösen – mit starken und gut ausgebildeten Mitarbeitern und einer klaren Zielvorgabe. Ich bin sehr stolz auf unsere Mitarbeiter, es macht Spaß mit ihnen, da ist noch viel Potenzial. Wir wollen wachsen und expandieren.

Was ist Ihnen bei einem Mitarbeiter wichtig?
Zuerst sicher einmal das Fachliche. Und zweitens ist Sozialkompetenz ist für das abteilungsübergreifende Miteinander wichtig. Das hat schon Friedrich Böhm immer gesagt: "Wir sind eine Wir-Firma".

Ihr Führungsstil?
Fordernd-fördernd, aber auf einer kollegialen Ebene. Es gibt Unternehmer, die nehmen einen Raum ein und es gibt solche, die bieten Raum. Ich gehöre zur zweiten Kategorie.

Was macht Ihre Work-Life-Balance aus?
Die Natur, ich habe ein Haus in der Südsteiermark, da zieht es mich zu jeder Jahreszeit hin. Der Blick vom Demmerkogel ist schon etwas ganz besonderes. Und natürlich ist die Familie wichtig.

Soziales Engagement ist Ihnen ebenfalls wichtig?

Ja, wir unterstützen "Menschen für Menschen", Karl-Heinz Böhm war ja ein Cousin des Apomedica-Gründers. Die "Roten Nasen" sind uns ebenso wichtig wie lokale Projekte.

Letzte Frage: die medizinischen Herausforderung der nächsten Jahre?
Einerseits, dass es immer mehr übergewichtige Menschen gibt. Und andererseits sind seelische Erkrankungen durch Stress, Burn-out und ähnliches. Das hat sich durch Lebens- und Umweltentwicklung verschärft. Man ist halt oft in einem Rad gefangen, in dem man funktionieren muss. Die virtuelle Welt lässt uns Kontakte und Bodenhaftung verlieren.

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