Digital ist normal: Interview mit IV-Präsident Georg Knill

Würde sich erhoffen, dass die Digitalisierung mehr als Chance und nicht als Bedrohung gesehen wird: IV-Präsident Georg Knill | Foto: Kanizaj
  • Würde sich erhoffen, dass die Digitalisierung mehr als Chance und nicht als Bedrohung gesehen wird: IV-Präsident Georg Knill
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Die Industriellenvereinigung hat für 2018 das Motto „Digital ist normal“ ausgerufen. Warum?
Georg KNILL: "Ganz einfach: „Digitalisierung und Innovation sind entscheidende Elemente des erfolgreichen Industriestandortes Steiermark und damit des Wohlstandes in unserem Land. Die Innovationskraft eines Standortes sagt viel über seine Zukunftsfähigkeit aus. Da muss die Steiermark weiter die Nase vorne haben, damit es den Menschen auch in Zukunft gut geht. Oft wird so getan, als ob die Digitalisierung in einer weit entfernten Zukunft eventuell stattfinden. Dabei ist sie ja schon längst Teil unseres täglichen Lebens, vom Handy bis zum smart home".

Was sind die Schwerpunkte, die bereits gesetzt wurden, welche werden noch folgen?
"Wir haben im letzten Jahr unter dem Motto „DigiTalente“ gemeinsam mit Pädagoginnen und Pädagogen angesehen, wie die digitale Schule aussehen kann. Heuer zeigen wir Kindern und Jugendlichen wie vielfältig Digitalisierung ist und wollen Bewusstsein für Zukunftsthemen schaffen".

Wie normal ist digital schon in der steirischen Industrie?
"Digitalisierung ist ein Riesenthema und bietet ungeahnte Chancen. Digitalisierung ist für unsere Industrie ein Thema, das sie schon lange begleitet. Das bestätigt auch der gerade fertiggestellte Stärkefeldmatrix-Bericht für die steirische Wirtschaft. Die Unternehmen empfinden Digitalisierung nicht als Revolution, sondern als Evolution – nur das Entwicklungstempo steigt. Die steirischen Industrie-Betriebe zählen aber nicht nur zu den Anwendern digitaler Prozesse und Technologien. Sie entwickeln diese vielfach selbst und gestalten die Digitale Transformation aktiv mit".

Am 24. September rollt der Innovationstruck der IV-Steiermark an, was steckt dahinter?
"Es ist ein Angebot, vor allem an Kinder und Jugendliche Innovation und Digitalisierung persönlich zu erleben und auszuprobieren. In neun steirischen Städten kann mit Lego in der Welt der Programmierung geschnuppert werden, es gibt Coding-Workshops mit dem eigenen Smartphone und Robo-Workshops, bei denen die teilnehmenden Jugendlichen Robotern Leben einhauchen. Und angeleitet von Guides der TU Graz können bei unseren Innosprints Innovationsprozesse erlernt werden. Alles ist gratis, nur bitte anmelden, weil bei Workshops die Teilnehmerzahl begrenzt ist. Das geht ganz einfach über www.digital-ist-normal.at".

Man möchte meinen, für Kinder und Jugendliche sei digital ohnehin schon normal. Wo gibt es Ihrer Meinung nach noch Aufholbedarf bzw. wie können Jugendliche bestmöglich für die Anforderungen einer digitalen Gegenwart und Zukunft gerüstet werden?
"Natürlich ist digital für Kinder und Jugendliche normal, übrigens auch für viele Ältere. Aber diese Normalität wird überschattet von einer Debatte, in der es stark um Probleme und Sorgen geht. Da müssen wir Lösungen und Ermutigungen entgegenstellen, und vielmehr von den unzähligen Chancen sprechen und die Vorteile aufzeigen".

Wie stehen Sie zum Pilotprojekt des Schulfachs „Digitale Bildung“? Was können da die Schulen bewegen?
"Zeit wird es. Wir unterstützen schon seit 2017 einen Schulversuch an der Praxis-NMS der Pädagogischen Hochschule Steiermark in Graz, bei dem nahezu alles digitalisiert abläuft. Übrigens ein Ergebnis unserer Initiative „DigiTalente“. Die Schülerinnen und Schüler erledigen sämtliche Arbeiten auf Tablets, ihre Lernfortschritte und -erfolge werden in einem Netzwerk auf Moodle festgehalten. Statt zum Beispiel Gedichte vor der Klasse vorzutragen, sprechen sie Schülerinnen und Schüler einfach in die Sprachrekorder-App ihres Tablets und schicken die Datei dann der Lehrerin. Der Vorteil: pädagogische Arbeit und Lernprozesse können individualisiert werden".

Welchen Stellenwert soll die Digitalisierung im Jahr 2028 haben?
"Es werden hoffentlich alle ihre ideologischen Scheuklappen abgelegt haben und mit der Digitalisierung entspannt und selbstbewusst umgehen. Digital ist normal und wird jede Woche normaler. Wir Steirer können die Zukunft der Digitalisierung zwar nicht im Detail vorhersehen, aber wir können sie gestalten. In 10 Jahren sollen wir zurückblicken und sagen können, die Steiermark ist eine Gewinnerregion der Digitalisierung".

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