Gipfel im Kaunertal
Naturparke erarbeiten Klimastrategie und wollen Besucherströme lenken

Naturparkgipfel im Kaunertal (v.l.).: Ernst Partl (GF Naturpark Kaunergrat), Alexander Jäger (Obmann Naturpark Kaunergrat), LH Stv.in Ingrid Felipe, Johann Thauerböck (Präs. VNÖ) und Franz Handler (GF VNÖ)  | Foto: Othmar Kolp
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KAUNERTAL. Vom Klimawandel bis zum Besucheransturm: Der diesjährige Naturpark-Gipfel im Kaunertal widmete sich auch herausfordernden Themen.

Zwei große Herausforderungen

KAUNERTAL. Beim diesjährigen Naturpark-Gipfel mit VertreterInnen aus allen acht Naturpark-Bundesländern im "Quellalpin" in Feichten im Kaunertal wurden zwei besonders große Herausforderungen für diese Natur- und Kulturlandschaften diskutiert – der Rückgang der Biodiversität, der Klimawandel sowie die durch Corona explodierenden Besucherzahlen. Geschäftsführer Ernst Partl und Vereinsobmann Bgm. Alexander Jäger zeigten sich erfreut, dass die eindrucksvolle Gebirgskulisse des Naturparks Kaunergrat für diesen Rahmen gewählt wurde. Bei einem Pressegespräch am 16. September in der neuen Ausstellung "Mit aller Kraft" gingen Johann Thauerböck, Präsident des Verbandes der Naturparke Österreichs (VNÖ), und LHStv.in Ingrid Felipe auf die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen ein.

Der Naturpark Kaunergrat wurde als Vorzeigebeispiel in Sachen Netzwerktätigkeit und Barrierefreiheit genannt. | Foto: Othmar Kolp
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Auf großen Andrang reagieren

Die 48 österreichischen Naturparke sind beliebte Reiseziele und erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit. Der sprichwörtliche „Run“ zu attraktiven Ausflugszielen hat sich im Corona-Jahr noch einmal massiv verschärft.

"Tirol hat hier bereits sehr viel Erfahrung mit der Besucherlenkung. Viele Regionen haben dies erst lernen müssen und seit Corona ist der Besucherandrang in manchen Naturparken geradezu explodiert. Am Attersee wurden 70.000 Tagesgäste verzeichnet",

weiß VNÖ-Präsident Thauerböck. So mancher Naturpark hat bereits die Notbremse gezogen und beliebte Veranstaltungen abgesagt. Durch den massiven Besucherandrang und den Nutzungsdruck würden auch "Schäden im Gelände" entstehen.
An einigen Hotspots in Tirol ist das Problem ebenfalls bekannt. "Besonders viel los ist in den Tallagen wie beim Naturpark Lech oder im Karwendel auf der Bayern zugeneigten Seite. Ein riesiges Thema – auch in höheren Lagen – ist auch das Wildcampen, wo Müll und Abwässer hinterlassen werden", betont LHStv.in Felipe. Trotz des Verbotes sei hier der rechtliche Handlungsspielraum der Bergwacht begrenzt.

Naturparkgipfel im Kaunertal (v.l.).: Ernst Partl (GF Naturpark Kaunergrat), Alexander Jäger (Obmann Naturpark Kaunergrat), LH Stv.in Ingrid Felipe, Johann Thauerböck (Präs. VNÖ) und Franz Handler (GF VNÖ)  | Foto: Othmar Kolp
  • Naturparkgipfel im Kaunertal (v.l.).: Ernst Partl (GF Naturpark Kaunergrat), Alexander Jäger (Obmann Naturpark Kaunergrat), LH Stv.in Ingrid Felipe, Johann Thauerböck (Präs. VNÖ) und Franz Handler (GF VNÖ)
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Parkraumbewirtschaftung

Noch kein "plötzlicher Hotspot" ist der Naturpark Kaunergrat:

"Wir sind Gott sei Dank weit genug weg vom Ballungsraum Innsbruck. Trotzdem gibt es auch bei uns seit Corona gerade im Herbst viel Ausflugsverkehr zum Piller Moor oder auf die Almen",

so GF Ernst Partl. Künftig könnte aber auch hier die Parkraumbewirtschaftung ein Thema sein. "Der Parkplatz wird wahrscheinlich kostenpflichtig."
In diesem Zusammenhang verweist die Naturschutz- und Mobilitätslandesrätin Felipe darauf, dass hier bereits im Vorfeld bei der Tourenplanung begonnen werden soll.

"Wir müssen die Leute mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Ausflugsdestinationen bringen. Die Besucher müssen auch zum Schutz der Fauna und Flora den beschilderten Wegen folgen, den Müll wieder mitnehmen und achtsam mit der Natur umgehen. An einigen Orten, wie im Naturpark Lech, braucht es dafür auch eigene Ranger, die die Besucher leiten. Eine zunehmende Herausforderung wird auch die sportliche und körperliche Überforderung von Leuten, die die Natur in den Bergen erleben wollen."

Der frequentierte Parkplatz beim Naturparkhaus am Gachen Blick in Fließ. | Foto: Othmar Kolp
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Naturparke positionieren sich zum Klimawandel

Ein zentrales Thema für die Naturparke ist auch der Klimawandel. Gemeinsam mit Naturpark-Verantwortlichen aus ganz Österreich wurde in einem mehrstufigen Prozess die „Klimastrategie der Naturparke“ erarbeitet, die nun als umfangreiche Leitlinie für ein koordiniertes Vorgehen dient.

"Die Maßnahmen reichen dabei von nachhaltigen Mobilitätskonzepten über Bewusstseinsbildung bis hin zu angepassten Formen der Land- und Forstwirtschaft",

erläuterte Thauerböck.
Die darin formulierte Vision ist, dass Naturparke Vorzeige-Regionen für die Verknüpfung von Klimaschutz bzw. Klimawandelanpassungsmaßnahmen und Biodiversität werden. Diese Themen sollen künftig verstärkt in die Arbeit der Naturparke einfließen. Dazu gehört auch eine Vernetzung mit den KEM und Klimabündnisgemeinden. "Die zentrale Aufgabe wird aber vor allem eine österreichweit koordinierte Informations-, Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit sein. Insgesamt will man sich dabei die große Stärke des Naturpark-Netzwerks zunutze machen: Die breite Verankerung in der Region", sagte der Präsident.

Die neue Ausstellung "Mit aller Kraft – Gletscher, Klima, Kaunertal" im Quellalpin informiert über den Klimawandel und seine Folgen. | Foto: Othmar Kolp
  • Die neue Ausstellung "Mit aller Kraft – Gletscher, Klima, Kaunertal" im Quellalpin informiert über den Klimawandel und seine Folgen.
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LH-Stv.in Ingrid Felipe begrüßte diesen Schritt und nannte den Naturpark Kaunergrat als ein hervorragendes Beispiel dafür: "Die neue Ausstellung im Quellalpin befasst sich mit dem Klimawandel, dem Gletscherrückgang und der Biodiversität. Auch die Netzwerktätigkeit mit der KLAR! Kaunergrat und den Klimabündnisgemeinden funktioniert bestens." Die Auswirkungen des Klimawandels werden in unserer Natur immer sicht- und spürbarer. "Es freut mich daher besonders, dass dieses Thema ab sofort in den Naturparken in den Mittelpunkt ihrer Arbeit rückt, denn die Natur kann nur erhalten und geschützt bleiben, wenn wir uns gesamthaft gegen die Auswirkungen des Klimawandels stemmen."

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Inklusive Erholungsgebiete

Ein weiteres Thema, dem sich die Gipfel-Teilnehmenden widmeten, war die Barrierefreiheit. Das Erleben der Natur sollte jedem möglich sein. In den letzten Jahren haben die Naturparke daher unterschiedliche Angebote geschaffen, die es allen Menschen ermöglichen, Natur und Landschaft zu genießen. Ein Viertel aller Naturparke bietet spezielle Naturvermittlungsangebote an und 40 Prozent barrierefreie Themenwege, wie etwa beim Piller Moor im Naturpark Kaunergrat.

Die Aussichtsplattform am Gachen Blick im Naturpark Kaunergrat ist barrierefrei zugänglich. | Foto: Othmar Kolp
  • Die Aussichtsplattform am Gachen Blick im Naturpark Kaunergrat ist barrierefrei zugänglich.
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Naturparke – Daten und Fakten

In Österreich gibt es 48 Naturparke, die sich quer über das Land verteilen – vom Neusiedler See im Burgenland bis zur Nagelfluhkette in Vorarlberg. Zusammen haben sie eine Fläche von über 500.000 Hektar und werden jährlich von ca. 20 Mio. Menschen besucht. Naturparke sind geschützte Natur- und Kulturlandschaften und zeichnen sich durch ihre regionale Eigenart, die wohlausgewogene Nutzung, kulturelle Besonderheiten sowie ein breites Angebot an Möglichkeiten des Naturerlebens aus.
In den Naturparken engagieren sich viele unterschiedliche Akteure für die Bewahrung der charakteristischen Landschaften und der darin beheimateten Tier- und Pflanzenwelt. So gibt es in Österreich insgesamt 140 zertifizierte Naturpark-Schulen und 61 Naturpark-Kindergärten. Auch 164 landwirtschaftliche Betriebe in diesen Regionen arbeiten auf Grundlage einer Vereinbarung eng mit den Naturpark-Managements zusammen und schreiben Nachhaltigkeit groß. Nicht zu vergessen sind die unzähligen Personen, die in der Naturvermittlung tätig sind oder sich in den Naturpark-Büros und Vereinen engagieren.

Ausstellungseröffnung durch Bundespräsident Van der Bellen - mit VIDEO
"23 Jahre Gesicht des Naturparks Kaunergrat" – mit VIDEO


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