Hochwasserschutzstudie präsentiert
"Schönwies ist die Dachrinne des Bezirks Landeck"

Bei einem hundertjährlichen Hochwasser wäre halb Schönwies vom Inn überflutet.
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SCHÖNWIES/MILS (otko). Für den Schutz vor einem Inn-Hochwasser ist eine gemeinsame Lösung von vier Gemeinden notwendig. Das Herzstück ist die Milser Au.

Unumgängliche Maßnahme

Für reges Zuhörerinteresse sorgte vergangenen Montag die Vorstellung der Studie zum Hochwasserschutz im Schönwieser Gemeinderat. Bei einem hundertjährlichen Hochwasser (HQ100) wäre der halbe Schönwieser Ortskern östlich der Kirche überflutet und auch die B171 blockiert. Laut aktuellen Gefahrenzonenplan befinden sich die dortigen Gebäude in den gelben und teilweise sogar in der roten Zone gerutscht. Die Errichtung eines Hochwasserschutzes ist daher unumgänglich. "Nun liegt ein fertiger Plan mit konkreten Vorschlägen vor. Das Thema Hochwasserschutz begleitet uns schon ein paar Jahre", leitete Bgm. Willi Fink ein.

Mehrere Rückhalteflächen

DI Dr. Irina Kampel von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Tirol stellte dann die Parameter für den Hochwasserschutz vor. "In der Gemeinde Schönwies ist ein linearer Schutz geplant. Der dadurch verdrängte Wasservorrat muss aber im Projektabschnitt ausgeglichen werden, da es laut Gesetz keine Verschlechterung für Dritte geben darf. Eine gemeinsame Lösung ist daher nur in Zusammenarbeit mit den Gemeinde Mils, Imsterberg und Imst möglich."
Da ein Hochwasserschutz immer ein Eingriff in den Überflutungsraum ist, muss dieser Verlust an Ausuferungsflächen ausglichen werden. "Konkret soll in den vier Gemeinden eine Fläche von 660.000 Quadratmeter vor einem HQ100 geschützt werden, wobei aber ein Volumen von ca. 300.000 Kubikmeter untergebracht werden muss", erläuterte Experte Reinhard Carli. 
Auf die Gemeinden umgelegt bedeutet dies folgende Aufteilung der geplanten 425.000 Kubikmeter bei der Kompensation:  Schönwies (67.000 Kubikmeter), Mils (270.000 Kubikmeter), Imst (15.000 Kubikmeter) und Imsterberg (73.000 Kubikmeter). "Da die besiedelte Fläche mit den Wohnhäusern und Gewerbebetreiben geschützt werden soll, wird ein Großteil des verdrängten Wasser in Rückhalte- bzw. Überflutungsräumen aufgefangen werden. Das Kernstück ist hierbei die Milser Au sowie kleinere Flächen in Schönwies bei der Autobahn sowie Flächen in Imst und Imsterberg", erläuerte Carli.

Schutzbauten notwendig

Als Schutzmaßnahmen sind der Bau eines Erddamms bzw. eines Stahlbetonmauer (bis zu einem Meter hoch) am Inn entlang beginnend 300 Meter westlich des MPreis-Supermarktes bis zur Milser Brücke notwendig. Bestehende Dämme müssten zudem erhöht werden. Da die in den Inn mündenden Hangwässer abgeschnitten werden, ist auch die Errichtung einer Drainage sowie eines Pumpwerks bei der Fa. Handl Tyrol notwendig. Im Bereich der Siedlung in der Milser Au müsste der bestehende Hochwasserschutz saniert werden. Schutzmaßnahmen mit Dämmen bzw. Mauern müssten auch in der Misler Au (Trofana Tyrol, Medalp) und für die Gebäude südlich der ÖBB-Trasse in Imsterberg errichtet werden. "Durch die Zusammenarbeit der vier Gemeinden könnte die Kompensation gut bewältigt werden. Bei einer Hochwasserwelle würde es keine Veränderung für die Unterlieger geben", verwies Carli.

Gemeinden müssen sich einigen

Von Seiten der Abteilung Wasserwirtschaft handelt es sich dabei aber nur um ein generelles Projekt, das mögliche Maßnahmen aufzeigt, und bis 2020 abgeschlossen werden soll. "Da die Gemeinden Bauherrn sind, müssen sie sich untereinander und mit den Grundeigentümern einigen. Erst dann können sie das Projekt bei der Behörde zur Bewilligung einreichen", skizzierte Kampl den weiteren Zeitplan. Bei der Finanzierung besteht die Möglichkeit einer Förderung des Bundes von 80 bis 85 Prozent der Kosten.
Für Bgm. Fink gilt es nun abzuwarten, was in der Gemeinde Mils herauskommt. Auch könnte der Naturschutz in der Milser Au ein Hindernis sein.

Oberlieger sollen mitzahlen

Die Gemeinderäte Harald Peham und Helmut Venier kritisierten, dass die Oberlieger im Paznaun und Stanzertal die Bäche frei durchlaufen lassen würden: "Auch die Oberlieger sollten etwas dazu beitragen und alle mitzahlen." Vizebgm. Reinhard Raggl verwies in dem Zusammenhang auf die Bundesförderung. Für GV Peter Raggl ist vor allem wichtig, dass in Schönwies 30 Hektar geschützt werden und sich das Dorf weiter entwickeln kann. "Wir haben akzeptiert, dass Schönwies die Dachrinne des Bezirks Landeck ist", beendete Dorfchef Fin die Diskussion.

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