Sicherheitsgutachten Kaunertal
WWF: "Hoffnungslos veraltet und für UVP völlig untauglich"
Die Umweltorganisation WWF bezeichnet das Gutachten der Staubeckenkommission zur Sicherheitslage im Kaunertal als hoffnungslos veraltet und als Grundlage für UVP völlig untauglich. Es beziehe sich auf das Jahr 2013 und beziehe sich auf Unterlagen, die von der TIWAG gestellt wurden und teils noch älter seien.
KAUNERTAL. Nach Durchsicht des Gutachtens der Staubeckenkommission zur Sicherheitslage in Bezug auf das Kraftwerk Kaunertal übt die Naturschutzorganisation WWF Österreich harte Kritik an der TIWAG:
"Das Gutachten ist hoffnungslos veraltet. Es stammt aus dem Jahr 2013 und bezieht sich fast ausschließlich auf Unterlagen, die von der TIWAG zur Verfügung gestellt wurden und teils sogar noch älter sind. Ein solches Gutachten als Grundlage für eine vermeintliche Unbedenklichkeit im Jahr 2023 heranzuziehen, ist fahrlässig. Weder werden darin die Felsstürze und Rutschungen der vergangenen Jahre thematisiert, noch die massiven Auswirkungen der Klimakrise",
kritisiert Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek vom WWF. Der Tiroler Landesenergieversorger TIWAG hat das überarbeitete Projekt für den Kaunertal-Ausbau bei der zuständigen UVP-Behörde erneut eingereicht. Auch die beiden Gutachten der Staubeckenkommission zum Bestand sowie dem Erweiterungsprojekt wurden dem WWF und dem Verein "Lebenswertes Kaunertal" Abstimmung mit TIWAG vom Amt der Tiroler Landesregierung als zuständige UVP-Behörde vorab zur Verfügung gestellt - MeinBezirk.at berichtete.
Höchste Transparenz gefordert
Laut Informationen des WWF haben auch betroffene Gemeinden bisher keine Einsicht in die Unterlagen bekommen. Außerdem fanden regelmäßige Termine mit der Gemeinde Kaunertal über Messungen der Hangbewegungen jahrelang nicht statt.
"Gerade gegenüber den Betroffenen, um deren Lebensgrundlage es geht, ist höchste Transparenz gefordert. Dass hier offenbar schon seit Jahren Geheimniskrämerei geübt wird, wirft einmal mehr kein gutes Licht auf dieses naturzerstörerische Bauprojekt",
sagt Bettina Urbanek. Der WWF stellt auch klar, dass die Gutachten nicht von der TIWAG bereitgestellt wurden, sondern über die gesetzlich verpflichtende Umwelt-Informationsweitergabe aus dem zuständigen Ministerium und der Umweltabteilung des Landes Tirol verfügbar wurden.
"Die TIWAG hat sich dezidiert geweigert, uns das Gutachten zur Verfügung zu stellen."
Unabhängige Kommission gefordert
Der WWF fordert von der Landesregierung, eine unabhängige Kommission mit der Überprüfung der Naturgefahren im Kaunertal zu beauftragen.
"In Zeiten der Klimakrise ist durch schmelzende Gletscher, auftauenden Permafrost und vermehrte Starkniederschläge eine Neubewertung der Situation sowohl von Seiten der Geologie als auch der Klimaforschung nötig",
fordert Bettina Urbanek. Darüber hinaus appelliert die Naturschutzorganisation an die Landtagsabgeordneten aller Fraktionen, ihre politische Verantwortung wahrzunehmen und eine solche Untersuchung zu unterstützen.
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