Vergölt's Gott
Eine berührende Weihnachtssage von Peter Stelzl
Der Wert eines "Vergölt’s Gott" beschäftigte die Südsteirerinnen und Südsteirer schon vor ganz langer Zeit. Peter Stelzl hat viele Geschichten niedergeschrieben, um sie für weitere Generationen zu erhalten.
ARNFELS. Peter Stelzl aus Arnfels, Pädagoge und Künstler der Naiven Malerei, sammelt seit vielen Jahrzehnten Sagen aus der Region. Mittlerweile hat er mehr als 30 Bücher geschrieben. Für MeinBezirk hat er aus seinem umfangreichen Sagenschatz und passend zur Weihnachtszeit die Sage vom "Steirischen Vergölt’s Gott" ausgewählt.
Vom "Vergölt’s Gott"
Es war in der Vorweihnachtszeit. Ein Bettler kam am Kranachberg zum Hof eines Weinbauern und bat diesen um ein Stück Brot. Er bekam vom gutherzigen Mann ein Brot und auch einen Schluck Wein. Der Bettler bedankte sich mit einem "Vergölt’s Gott" und verließ den Hof. Der hartherzige Sohn des Weinbauern kritisierte die Großzügigkeit des Vaters lautstark und fragte: "Was haben wir von einem ‚Vergölt’s Gott‘? Nichts haben wir, gar nichts!" Der Bettler hörte das, war traurig und kam nie wieder. Dem Vater ging das zu Herzen, und er sagte zum Sohn: "Seit deinem Vorwurf höre ich auf meinem Hof kein ‚Vergölt’s Gott‘ mehr. Verlasse meinen Hof und komme erst wieder, wenn du mir sagen kannst, was ein ‚Vergölt’s Gott‘ wert ist." "Das habe ich gleich!", dachte der Sohn, ging zum Pfarrer nach Gamlitz und fragte nach dem Wert der beiden Worte.
"Mein Lieber, das kann ich nicht sagen, da musst du zum Bischof nach Graz!" Der Weinbauernsohn begab sich nach Graz und fragte Hochwürden, was ein "Vergölt’s Gott" wert sei. Der Bischof schickte den Burschen nach Rom, in der Hoffnung, dass der Papst den Burschen aufklären könne. Auf dem Weg dorthin kam dem Jungbauern in den Sinn, dass diese zwei Worte schon etwas Besonderes sein müssen.
Doch der Papst wusste keine Antwort und schickte den Burschen mit den Worten "Geh nach Deutschlandsberg! Dort lebt ein Einsiedler in der Klause. Der gottesfürchtige Mann wird dir eine Antwort geben können!" fort. Er kam in die Steiermark zurück, fand den Weg in die Deutschlandsberger Klause und befragte den Einsiedler, der Folgendes sagte: "Weißt du, jede Nacht kommt ein Engel zu mir. Diesen werde ich nach dem Wert der zwei Worte befragen. Warte bis morgen!"
Schon in aller Früh holte der Einsiedler den Burschen zu sich und erzählte, was der Engel gesagt hatte: "Ein ‚Vergölt’s Gott‘ ist so viel wert, dass man es mit Gold und Silber nicht bezahlen kann!"
Überglücklich machte sich der Bursche auf den Heimweg, erzählte dem Vater von seiner weiten Reise und dass er nun wisse, was ein "Vergölt’s Gott" wert sei. Der Bauer nahm seinen Sohn wieder mit offenen Armen auf und freute sich, dass dieser seine Hartherzigkeit auf dem langen Rückmarsch verloren hatte.
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