Heimische Kartoffelraritäten
Geschenke Gottes in Leibnitz erhältlich
LEIBNITZ. Wer statt Kartoffel aus Ägypten heimische Erdäpfel genießen möchte, ist beim SüdsteierMarkt in Leibnitz an der richtigen Adresse.
„Wer im heurigen Frühjahr in den Supermärkten heurige Kartoffel kaufen wollte, musste fast detektivische Kenntnisse haben“, sagt Landwirtschaftskammer-Direktor Werner Brugner. Erstens, um festzustellen, ob es sich bei den ausgelobten Heurigen auch tatsächlich um Heurige oder um ausländische Spätkartoffel handelt. Und zweitens, um herauszufinden, woher die Erdäpfel wirklich kommen. Die Store-Checker der Landwirtschaftskammer haben nämlich ausfindig gemacht, dass sich auffällig ausgelobte Heurige immer wieder als ausländische Spätkartoffel entpuppten. Brugner stellt klar: „Heurige sind dünnschalige und feinschmeckende Erdäpfel der neuen Ernte, aber keinesfalls festschalige Spätkartoffelsorten, selbst wenn Erdäpfel der neuen Ernte gesetzlich bis 10. August als Heurige bezeichnet werden dürfen.“ Auch die tatsächlichen Herkunftsangaben der ausländischen Erdäpfel wurden trickreich verschleiert. Brugner: „Der meist österreichische Abpacker wird in großen Lettern angegeben, während das Herkunftsland klein geschrieben und erst nach längerem Suchen auffindbar ist.“
Bei heimischen Betrieben kaufen
Die WOCHE Leibnitz ging auf Erkundungstour: Ausschließlich Erdäpfel vom eigenen Betrieb bietet die Familie Tappauf jeden Freitag beim SüdsteierMarkt am Hauptplatz in Leibnitz an.
"Die Kartoffelernte ist bei uns voll angelaufen und wir haben das ganze Jahr über Ware", ist Bernhard Tappauf froh. Insgesamt werden 70 a Kartoffel angebaut, wobei die Tappaufs ihre Kartoffel auf Spargeldämmen pflanzen und damit sehr gute Erfahrungen gemacht haben. "Der Vorteil ist, dass die Kartoffel gesünder bleiben, weil es zu keiner Staunässe kommt", erläutert Tappauf. Mit dem Kartoffelanbau wurde vor rund sechs Jahren begonnen, mittlerweile werden über zehn Sorten geerntet. "Uns ist es wichtig, dass wir eine Vielfalt haben und pflanzen Raritäten wie beispielsweise das Bamberger Hörnchen, eine alte deutsche Landsorte von 1862", weiß Sohn Georg Tappauf. Der Grottenhof-Absolvent hat sogar einen Facharbeit über Kartoffel geschrieben und weiß, wovon er spricht: "Es gibt über 5.000 Sorten Kartoffeln und jede Sorte braucht einen eigenen Boden. Schon die Inka haben die Kartoffel als Geschenk Gottes bezeichnet."
Unfaire Geschäftspraktiken
„Während er Anfang Juni für israelische Importkartoffel pro Kilo 90 bis 95 Cent bezahlte, hatten die heimischen Erdäpfel-Produzenten das Nachsehen. Magere 40 Cent werden den heimischen Erdäpfelbauern trotz nachweislich höherer Produktionsstandards bezahlt“, haben die Markt-Checker der Landwirtschaftskammer herausgefunden. „Das ist ein Schlag ins Gesicht der heimischen Produzenten und zeigt die unfairen Geschäftspraktiken auf“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Er fordert den Handel auf, „den heimischen Erdäpfelbauern die gleichen Preise zu zahlen wie Anfang Juni den ausländischen Herstellern.“
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