Im Dirndl zum Trepatz’n beim Rauchstubenhaus
Von Josef Fürbass
Die Gemeinschaftspflege ist in Gündorf noch tief verwurzelt
Wer mit dem ländlichen Begriff „Trepatz’n“ nicht viel anfangen kann, sollte sich am Sonntag, dem 6. September 2015, auf den Weg nach Gündorf bei St. Johann im Saggautal machen. Denn rund um das einzigartige Rauchstubenhaus wird das Geheimnis gelüftet. Am besten man kommt gleich in Tracht, denn es gibt auch ein Dirndltreffen, und der Tanzboden steht schon bereit!
Was sind schon soziale Netzwerke gegen eine gut funktionierende Dorfgemeinschaft? In Gündorf wird noch echte Nachbarschaft gelebt, steht der persönliche Kontakt zwischen den Ortsbewohnern hoch im Kurs. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist so groß, dass man sogar einen Verein gegründet hat. Sich Zeit nehmen, lautet die Devise. „Wir treffen uns regelmäßig, und dann wird geplaudert“, berichtet Obmann Rudolf Paulic.
Auch die Liebe zum Brauchtum prägt das Dorfleben. Ersichtlich am Maibaum oder Faschingsumzug, der alle zwei Jahre veranstaltet wird. „Wir wirken außerdem beim Weinfest ‚Mythos Rauchstube’ mit“, so Paulic. Tja, das mit dem Rauchstubenhaus ist eine lange Geschichte. Der so genannte „Thombauerhof“ wurde um 1700 errichtet und war bis 1921 bewohnt. Charakteristisch für die südsteirische Bauweise ist das strohgedeckte Satteldach. Die Dorfgemeinschaft Gündorf hat zum Rauchstubenhaus, das sich im Besitz der Familie Klaus und Christine Pichler befindet, ein besonderes Nahverhältnis. Immerhin ist es der Mittelpunkt und das Wahrzeichen ihres Dorfes. „Wir betreuen das von der Gemeinde St. Johann im Saggautal gepachtete Rauchstubenhaus“, erzählt Rudolf Paulic. „Es befindet sich im Originalzustand und steht an seinem ursprünglichen Platz, das ist einmalig in Österreich!“ betont der Obmann. Im kleinen Garten, den die Dorfgemeinschaft angelegt hat, gedeihen rund 40 verschiedene Heil- und Gewürzkräuter.
Am Sonntag, dem 6. September 2015, feiert die Dorfgemeinschaft Gündorf ihr zehnjähriges Bestehen. Mit Trepatz’n und Dirndltreffen. Das Fest rund um das Rauchstubenhaus beginnt um 10.30 Uhr. Nach der Eröffnung durch die Musikkapelle St. Johann unterhalten – ganz ohne Anlage – die Kindervolkstanzgruppe St. Nikolai im Sausal, der Kirchenchor Großklein und die Gruppe Freiheit.
Und weil es ein bodenständiges Fest ist, serviert die Dorfgemeinschaft dazu köstliche Gündorfer Schmankerln wie Schwammerlsuppe mit Sterz, Geselchtes mit Sauerkraut und Knödel oder Bauernchips. „Der Reinerlös kommt wieder der Bevölkerung zugute“, bemerkt Obmann Rudolf Paulic. „Zum Beispiel haben wir Sessel für den Kindergarten St. Johann angekauft.“
Übrigens: Wer nicht völlig ahnungslos zum „Trepatz’n“ nach Gündorf kommen will – der Ausdruck bedeutet in kleinen Schritten am Stand gehen. Offen bleibt noch, ob das Trepatz’n auch für den Tanzboden gilt...
Fotos: Josef Fürbass
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