Offizier Michael Wogg
Leibnitzer wurde in den Generalsrang befördert
Der Leibnitzer Offizier Michael Wogg wurde in den Generalsrang befördert. Die WOCHE Leibnitz bat zum Interview.
WOCHE: Sie wurden am 1. März 2020 befördert. Kurz danach hat sich das Leben in Österreich durch die Corona-Krise gänzlich geändert. Auch das Bundesheer ist in dieser Krise im Einsatz. Wie erleben Sie das?
Michael WOGG: Zunächst erlebe ich es als Familienvater und Sohn von Eltern, die als Risikogruppe COVID-19 gelten. Ich verfolge die Entwicklungen naturgemäß mit einer Mischung aus Sorge und großem Respekt. Gleichzeitig gibt mir aber das entschlossene Handeln der Bundesregierung und die große Akzeptanz und Solidarität in der Bevölkerung Zuversicht und Vertrauen, dass wir die Krise gemeinsam überstehen werden. Das Österreichische Bundesheer ist in solchen Krisenfällen die strategische Handlungsreserve der Republik.
WOCHE: Was bedeutet das im Konkreten?
Michael WOGG: Derzeit stehen rund 1.000 Soldaten im Assistenzeinsatz gegen den Corona-Virus. Der Einsatz weist ein besonders heterogenes Aufgabenfeld auf. In der Steiermark unterstützen Soldaten die Gesundheitsbehörden an den Grenzübergängen sowie den Betrieb des Klinikums Graz. In Tirol und Kärnten unterstützt das Heer beim Reisemanagement und Fieber messen. In Salzburg hat eine Kompanie des Jägerbataillons 18 sicherheitspolizeiliche Aufgaben übernommen. Weiteres Heerespersonal unterstützt die Hotlines des Außenministeriums, der AGES sowie der Landeswarnzentrale Vorarlberg. Rund 500 Männer und Frauen des Bundesheeres helfen den Supermarktketten bei der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. Seit vergangener Woche bewachen Militärpolizisten in Wien ausländische Botschaften, um die Exekutive personell zu entlasten.
WOCHE: In Ihrer Abteilung bzw. Gruppe des Ministeriums geht’s um Zahlen und Geld, richtig? Wie stellt sich Ihr persönlicher Beitrag dazu dar?
Michael WOGG: Als Leiter der Abteilung Betriebswirtschaft und Finanzmanagement dreht es sich bei meiner Arbeit primär um Finanzen, Controlling, Kostensätze und Leistungsverrechnungen. Selbst in Zeiten eines Einsatzes haben diese Bereiche entscheidende Relevanz und stellen letztlich auch einen Beitrag zur gesamtstaatlichen Liquidität dar.
WOCHE: Sie sind jetzt 47 Jahre und schon Abteilungsleiter, zählen somit zu den hohen Beamten im Ministerium. Das zeugt nicht nur von Ehrgeiz, vermutlich gehört auch Demut und Glück dazu. Was macht nach Ihrer Meinung den Unterschied zwischen Ihnen und gleichaltrigen Offizieren aus?
Michael WOGG: Eine sehr verständnisvolle Frau (lacht). Daneben zum einen ein gewisse Portion an Glück und zum anderen eine sehr große Freude an meiner Arbeit und die Bereitschaft, Doppelbelastungen in Kauf zu nehmen. So absolvierte ich mein Jusstudium und die Ausbildung zum Immobilientreuhänder nebenberuflich und übernahm sonstige Aufgaben wie jene als Prokurist und Geschäftsführer einer Bundesgesellschaft ebenfalls neben meinem Beruf als Offizier.
WOCHE: Das heißt, Sie arbeiten viel und auch in unterschiedlichen Bereichen?
Michael WOGG: Ja, ich denke, dass beides zutrifft. In den letzten fünf Jahren etwa hatte ich vier verschiedene Verwendungen. Die schönste war meine knapp einjährige Funktion im Auslandseinsatz im Operational Headquarter, der von der Europäischen Union geführten Operation EUNAVFOR MED SOFIA in Rom. Meine intensivste und komplexeste war jene als stellvertretender Büroleiter im Bundesministerium für Finanzen.
WOCHE: Sie sind Wochenpendler. Das heißt Sie verbringen das Wochenende in Leibnitz, sind montags bis freitags in Wien. Wie schaffen sie den Spagat zwischen Arbeit und Familie?
Michael WOGG: Ich meine ganz gut. Das führen zweier Haushalte gehört genauso dazu wie das Leben in zwei Welten. Meine Familie ist lange Zeit mit mir mitgependelt. Die beiden kennen meine Arbeitswelt. Erst seit zwei Jahren pendle ich allein. Das heißt, meine Frau und mein Sohn kennen Wien, kommen mich regelmäßig besuchen. Besonders wichtig ist es mir, dass ich erst am Montag nach Wien fahre, wodurch das Wochenende vollständig und ausschließlich meiner Familie gehört.
WOCHE: Das klingt irgendwie alles sehr aufwendig, warum machen Sie das?
Michael WOGG: Infolge meines Wunsches, Offizier zu werden, führte mich diese Laufbahn schon nach meiner Matura nach Wiener Neustadt zur Militärakademie. Daneben ist es insbesonders im Bundesdienst so, dass für mich interessante Aufgaben in der Bundeshauptstadt in Wien zu finden sind. Auf der anderen Seite, und dies stelle ich mit der Erfahrung schon viel gesehen zu haben fest, dass es nirgends so schön ist wie bei uns in Leibnitz. Solange ich beides vereinen kann, will ich nicht auf unsere Stadt, die Gegend oder auf die wunderbaren Freunde und Menschen hier verzichten.
Danke für das Interview!
Steckbrief
Michael WOGG
47 Jahre, geboren in Wagna, verheiratet mit einer gebürtigen Salzburgerin, der gemeinsame Sohn Xaver ist 5. Seit der Militärakademie „Wochenpendler“ zum Arbeitsplatz, dzt. nach Wien in die Rossauer Kaserne, Sitz des Verteidigungsministeriums. Sportler mit Wettkampfneigung: MTB Marathon, Skitouren, Segeln. Seit frühester Kindheit mit dem AC Linden Leibnitz verbunden, bis 2004 in der Kampfmannschaft aktiv.
Ausbildung/Fort-/Weiterbildung (auszugsweise):
• Volksschule Leibnitz
• 1991: Matura am Neusprachlichen Gymnasium Klostergasse, Leibnitz
• 1992: Einjährig Freiwilliger „EF“ (Dienstgrad: Fähnrich)
• 1993-1996: Ausbildung zum Truppenoffizier an der Theresianischen Militärakademie (Dienstgrad: Leutnant)
• 1995-2002: Diplomstudium der Rechtswissenschaften (Nebenberuflich, Universität Wien, Abschluss mit Magister Iuris)
• 2004-2005: 15. Intendanzlehrgang (postgradualer 1-jähriger Lehrgang, für Offiziere mit Studium der Rechtswissenschaften bzw. Betriebswirtschaft; Intendanzoffiziere finden primär Verwendung in den Bereichen Budget, Finanzen, Controlling, Personal, Immobilien und Revision.
• 2006: Lehrveranstaltungen und Prüfung zum Immobilientreuhänder
• 2008: Seminar und Prüfungszertifikat Immobilienbewertung
• 2019: 16. Strategischer Führungslehrgang an der Landesverteidigungsakademie im Auftrag der österr. Bundesregierung. Der strategische Führungslehrgang vermittelt ein aktuelles und realistisches Lagebild zu objektiven und subjektiven Bedrohungen sowie sicherheitspolitischen Risiken für Gesellschaft, Wirtschaft und Privatleben im 21. Jahrhundert.
• Laufend div. Sprachkurse in Englisch, Französisch und Italienisch
Ausgesuchte berufliche Stationen im Bundesministerium für Landesverteidigung, Bundesministerium für Finanzen, der Europäischen Union sowie Privatwirtschaft
• 1996-2002: Truppenoffizier in der Sanitätsschule Wien. (Dienstgrad: Leutnant und Oberleutnant)
• 2002-2004: Intendanzoffizier im Militärkommando Steiermark, Graz: Leitung der Intendanzabteilung mit Aufgaben in den Bereichen Budget, Kosten- und Leistungsrechnung, Bau-, Liegenschaftsverwaltung und Wirtschaftsversorgung. (Dienstgrad: Hauptmann des Intendanzdienstes)
• 2005-2009: Referatsleiter im Management ÖBH 2010 (Reformorganisation zur Neuorganisation des Bundesheeres): Major des Intendanzdienstes
Arbeitsbereiche: Verwaltungsentwicklungsprojekte, insbesondere in den Bereichen Finanzmanagement und Organisationsformen mit Schwerpunkten in Finanzierungs-, Liegenschafts- und Konversionsprojekten
• 2009-2014: Referatsleiter in der Abteilung Betriebswirtschaft und Finanzmanagement: Oberstleutnant des Intendanzdienstes. Arbeitsbereich: Beteiligungscontrolling, Finanzmanagement, Konversionsprojekte
• 2011-2017: nebenberuflich zuerst Gesamtprokurist und dann Geschäftsführer der Bundesgesellschaft SIVBEG (Strategische Immobilien Verwertungs-, Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH
• 2017: Auslandseinsatz im Operational Headquarter der von der Europäischen Union geführten Operation EUNAVFOR MED SOFIA in Rom, Italien. Verantwortlich für den Budgetbereich der militärischen Operation
• 2014-2019: Stellvertretender Leiter der Abteilung Budget. (Dienstgrad: Oberst des Intendanzdienstes)
• 2018-2019: Dienstzugeteilt ins BMF: Büroleiter-Stellvertreter im Staatssekretariat des Bundesministeriums für Finanzen
• 2019: Dienstzugeteilt: Leiter Abteilung Betriebswirtschaft und Finanzmanagement (BWFin). (Dienstgrad: Oberst des Intendanzdienstes)
• 1.3.2020: Leiter Abt BWFin. (Dienstgrad: Brigadier)
Sonstiges
Neben der Arbeit – egal wie lang der Tag dauern wird oder gedauert hat – gehört die tägliche Stunde Sport zum Alltag. Ob vier Runden laufend im Augarten, im kaserneneigenen Fußball“käfig“ kickend, im Hotelpool auf Reisen schwimmend oder in der Kraftkammer. Zeit für Körperdurcharbeitung findet sich immer. Am Wochenende bevorzugt mit Frau und Sohn, auf Skiern, am Mountainbike, am Segelboot oder auch am Platz des AC Linden – seit 2004 passiv. Dem AC Linden ist Bgdr Michael Wogg seit frühester Kindheit verbunden, Vater Richard Wogg war maßgeblich am Aufbau des Fußballclubs beteiligt und ist seit knapp 20 Jahren Präsident. Immer wieder bestreitet das Ehepaar Wogg, das sich bei einer Segelregatta kennenlernte, gemeinsame Wettkämpfe, u.a. die Bike Transalp 2016, einem 6-tägigen MTB Etappenrennen von Ruhpolding an den Gardasee.
Allgemeine Informationen zum Personal des Österreichischen Bundesheer:
Etwa 33.000 Bedienstete
Etwa 2.800 Offiziere
Etwa 130 Offiziere im Generalsrang
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