Weltfrauentag 2022
So denken Frauen aus dem Bezirk Leibnitz über das Leben am Land
Der Verein "freiraum" nahm den internationalen Weltfrauentag zum Anlass, um Meinungen von Frauen einzuholen, die am Land ihr Leben meistern.
BEZIRK LEIBNITZ. Ruhe, Natur und Freiheit. Das Leben am Land bietet viele positive Aspekte, doch nicht immer haben es die Frauen im Alltag einfach, auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten viele positive Veränderungen erzielt werden konnten, was Kinderbetreuung, Selbstständigkeit und Ausbildung der Frauen angeht.
Faktum ist, dass Frauen noch immer wesentlich weniger verdienen als das männliche Geschlecht. "Auch wenn es für die Frauen noch viel zu tun gibt, so ist der internationale Frauentag aber auf jeden Fall ein Tag zum Feiern", betonen Sandra Jakomini und Eva Surma von der Frauenberatungsstelle Leibnitz.
Am 8. März von 14 bis 16 Uhr sind alle Frauen herzlich eingeladen, die Frauenberatungsstelle Leibnitz in der Karl-Morre-Gasse Leibnitz zu einem gemütlichen Beisammensein bei Keksen, Sekt und Orangensaft zu besuchen.
"Das Leben auf dem Land bedeutet für mich ein Leben voller Widersprüche: Frei und doch abhängig. Weit und doch eng. Zuhause und doch weit weg davon."
Sylvia S.
"Ich habe bis vor einem Jahr in Graz gelebt und bin jetzt in Leibnitz zuhause. Als Mädchen fühlt man sich nicht immer so sicher, vor allem wenn man gerade neu umgezogen ist. Da es beim verein-freiraum auch eine Mädchengruppe gibt, können auch junge Mädchen über alles reden und brauchen vor nichts Angst haben."
Sara J.
"Entschleunigt, jedoch nie langweilig. Natur. Überall die Möglichkeit, wirklich frische Luft zu atmen. Persönlichkeiten, Frauen, die zwischen den anderen definitiv nicht untergehen
(wollen). Ein tägliches, bejahendes Lächeln an das Leben, welches immer erwidert wird. Mein Leben so leben, wie ich es möchte."
Veronica S.
"Stille. Ruhe. Kein starker Autoverkehr, weniger Menschen. Charakteristische Gärten, langlebige Freude an der Natur und endlose Spaziergänge, bei denen man niemanden treffen muss, wenn man nicht möchte. Möglichkeiten für mich, das Leben so zu gestalten wie wo und wann „frau“ es will. Landleben mit meinem Enkel, der die Natur so genießen kann, wie er sie verdient hat."
Renate S.
"Die Leute reden mit dir, ein großer Unterschied zur Großstadt. Beim Warten an der Kassa oder auch auf der Straße. Und ich durfte wieder lernen zu grüßen. Als Kind habe ich gelernt, jeden Menschen zu grüßen, dann habe ich es verlernen müssen. Aber Grüßen ist wie Radfahren, wenn man es einmal gekonnt hat…"
Romie K.
"Landleben ist für mich: Leben in meiner Blase. Leben mit Mann, Kindern, Hund und Garten Klischees erfüllen und Apfelstrudel backen. Auf den Putz hauen und nächtelang tanzen. Angepasst sein und am Elternsprechtag lächeln. Der Kontrolle der Nachbarschaft entgehen und über den imaginären roten Teppich laufen. Idealen hinterherhechten und die Schwiegermutter zu Weihnachten beschenken. Kindheitsträume erfüllen und in den Armen des Liebsten aufwachen. Klischees trotzen und sonntags verschwitzt das Auto putzen. Auf den Putz hauen und richtig Kohle machen. Ausreißen und alleine durch die USA trampen. Die Kontrolle der Nachbarschaft nutzen und sie zum Kinderschauen einteilen. Ideale in Frage stellen und mit 40+ in der Öffentlichkeit schmusen. Kindheitsträume erfüllen und einfach glücklich sein."
Sandra J.
"Frau sein am Land bedeutet für mich Stress pur. Kaum ein Event ist hier fußläufig erreichbar. Zoom Meetings haben zwar einiges entschleunigt, aber ein Internet fähiges Endgerät zu besitzen, es wirklich für sich allein zu haben, es nicht mit den Kindern oder dem Partner teilen zu müssen, das ist am Land für Frauen immer noch Luxus. Behördenwege sind für Pensionistinnen und Migrantinnen zu unüberwindbaren Hindernissen geworden. Frausein am Land heißt, immer erfinderisch zu sein, flexibel, innovativ und der Altersarmut mit feministischer Macht zu trotzen."
Eva S.
"Allein sein können, aber von vielen den Namen kennen. Wissen wer meine Nachbarin ist und ihre Hilfe bekommen, wenn ich sie brauche. Viele regionale Produkte kaufen können, wo ich auch den Bauern dazu kenne. Viel Natur, gute Luft, wenig Verkehr und doch Anbindung überall hin. Auf dem Land leben heißt für mich, speziell momentan während der Pandemie, Frei sein!" Brigitte J.
"Ich habe hier in der FBS eine neue Familie gefunden, dies wäre mir in der Großstadt so nicht gelungen. Meine Arbeit im Kompetenzzentrum macht mir sehr große Freude, ich habe großartige KollegInnen, genieße mein Leben und freue mich auf die Zukunft."
Shirin B.
"Ich mag das Landleben, weil ich in meinem Ort viele Menschen seit meiner Kindheit schon kenne. Ich fühle mich mit den Menschen und der Natur hier verbunden und habe ein Heimat Gefühl. Unsere Infrastruktur ist nicht die modernste und beste, dafür kann ich nachts ganz toll die Milchstraße erkennen und trifft man Rehe, Hasen, Eichhörnchen oder auch Kühe, wenn ich durch den Wald spaziere."
Jenny H.
"Ich bin aus Begeisterung eine “Land-Pomeranze”. Ich nutze den Regenerationsort "Natur", um Anzukommen in mir ......um einfach zu sein...zu fühlen... zu spüren... zu entschleunigen, denn dann ordnet sich das Chaos wieder von selbst und ich nehme wahr, dass etwas Neues geboren werden will, das eine Balance zwischen den Polaritäten schafft. Bei meinen täglichen Spaziergängen im Wald, mit meinen 2 Hunden fülle ich meine Energietanks auf und bin mir so dankbar mir ein Leben auf dem Land ermöglicht zu haben."
Traude T.
"Frausein am Land bedeutet für mich - die schon den Stadtgeschmack getestet hat – Kompromisse mit sich selbst schließen, und den Blick auf die positiven Seiten des Landes richten. Für die Frau, die auf dem Land lebt - auch für die tüchtigste von heutzutage -, vermute ich, dass die Errungenschaft im Arbeitsmarkt noch immer mühsam und begrenzt ist. Zum Glück gibt es aber heutzutage Frauenvereine, die den Weg “Frausein” ebnen, was es in der Vergangenheit nicht einmal im Traum gab. Das tröstet schon viel! Die Emanzipation einer Frau, meiner Ansicht nach, beginnt dort, wo sie frei ist, ihr eigenes Leben so zu gestalten, wie sie will und ohne Karrieresperren."
Rita F.
"Immer auf der Suche nach Freiheit, ob einem das am Land oder in der Stadt besser gelingt, ist vermutlich von Person zu Person verschieden. Freiheit ist für mich Ruhe, Freiheit ist für mich Lachen, Freiheit ist für mich Lieben, Freiheit ist für mich Natur, Freiheit ist für mich Ich sein, Ich sein, Mädchen sein, Frau sein."
Vita J.
"Am Land bzw. in einer kleinen Gemeinde zu leben im Gegensatz zur größeren Stadt bedeutet für mich als Frau einer Kleinfamilie mit Kind, dass es leichter ist Unterstützung zu erhalten, man hilft sich gegenseitig, man kennt sich, man kommt schneller in Kontakt, man kann leicht Freunde treffen, alles ist überschaubar, man ist naturnah. Nachteilig ist der Umstand, dass der öffentliche Verkehr nicht gut ausgebaut ist, für ältere nicht mobile Menschen schwierig wohin zu kommen. Auch Vorurteile und eher konservative Einstellungen findet man am Land häufiger."
Szilvia L. M.
"Landleben ist für mich: der bewusste Rückzug in die Natur, Zeit für den Jahreskreis, Wilde Pflanzen sammeln zu jeder Jahreszeit, Platz für die Seele & der Körper darf nackt bräunen, Achtsamkeit für Tiere & Respekt für das Natürliche, Gras lang wachsen lassen und nur 2 mal im Jahr mähen, Abstand zu den Nachbarn und doch Nähe für Hilfe, Einkaufen ganz nah bei nachhaltigen Produzent:Innen, jeden Tag die Landfrische zu kochen -from farm to table, Austausch mit allen Generationen, Tür zusperren und ganz allein sein können, die beste Herzens-Entscheidung meines Lebens und erfüllt mich mit Dankbarkeit."
Brigitte P.
"Nichts zu sagen. Nichts zu hören. Nichts zu sehen. Und doch: Meine Realität schaffen." Anna C.
"Frau ist weit weg von Veränderungen, daher ist großes Durchhaltevermögen gefragt. Deshalb gibt es aber umso solidere Frauensolidarität mit gutem Blick auf die Wirklichkeit."
Erika W. S.
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