„Stunde der Wintervögel 2017“
Rekord an Teilnehmern aber nicht an gezählten Vögeln.
Im achten Jahr der Wintervogelzählung gibt es einen neuen Teilnahmerekord von 8.823 engagierten Hobby-Ornithologen zu vermelden. Das entspricht einem Plus von neun Prozent gegenüber dem bereits sehr erfolgreichen Vorjahr. Keinen Teilnahmerekord konnten hingegen die beobachteten Vögel einfliegen. Österreichweit konnten 38 Vögel pro Garten gezählt werden, das sind drei weniger als der Durchschnitt der Vorjahre. Siegervögel der „Stunde der Wintervögel 2017“ sind die Sperlinge: der Feldsperling, der erstmals auf Platz eins fliegt, und der Hausperling (Spatz) auf Platz drei. In einem äußerst knappen Kopf-an-Kopf-„Flug“ verwiesen sie die bisher unangefochtene Favoritin Kohlmeise auf den zweiten Platz. Eine anhaltend positive Bestandsentwicklung ist bei der Amsel zu beobachten, die sich nach dem Amselsterben wieder stabil erholt. Die Anzahl der in Buschen brütenden Vogelarten wie das Rotkehlchen bleibt gleich.
Die meisten Meldungen der Wintervogelzählung gingen aus Niederösterreich ein, dicht gefolgt von Oberösterreich, dem Bundesland mit der höchsten Steigerung der Teilnehmer (+42 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und der Steiermark. Das sind die Ergebnisse der Wintervogelzählung „Stunde der Wintervögel 2017“, die BirdLife Österreich von 6. bis 8. Jänner 2017 österreichweit veranstaltet hat.
Weniger Betrieb am Futterhäuschen
Heuer gab es etwas weniger Betrieb am Futterhäuschen. Diese Entwicklung ist in allen Bundesländern zu beobachten, jedoch mit Unterschieden: Den geringsten Rückgang verzeichneten Niederösterreich und Steiermark mit je einem Minus von zwei Vögeln pro Garten im Vergleich zum Mittel der Vorjahre. Den höchsten Rückgang verzeichneten das Burgenland (minus sieben Vögel) und Vorarlberg (minus sechs Vögel pro Garten im Mittel der Vorjahre). „Es besteht kein Grund zur Besorgnis,“ erklärt Gábor Wichmann, Stellvertretender Geschäftsführer von BirdLife Österreich diese Entwicklung. „Dieser Rückgang an gezählten Vögeln ist vor allem auf die Höhlenbrüter - dazu gehören unter anderem Kohlmeise, Blaumeise und Kleiber – zurückzuführen. Sie wurden weniger häufig in den Gärten beobachtet und wenn, dann in kleineren Trupps.“ Ein Zusammenspiel an komplexen Faktoren dürfte dafür verantwortlich sein. „Das vergangene Frühjahr war nass und kalt, mit Schneefällen bis weit in den April hinein. Das führte zu einem schlechten Bruterfolg der Höhlenbrüter, der lokal sogar zu völligen Ausfällen der Kohl- und Blaumeisen Brut führte. Zudem fehlt den Höhlenbrütern zunehmend der Lebensraum, weil alte Baumbestände aus dem Siedlungsraum verschwinden. Des Weiteren dürfte die Kohlmeise diesen Winter seltener nach Österreich eingeflogen sein. Ursache dafür ist die milde Witterung in den Herkunftsgebieten des beliebten Singvogels, wo die reiche Baumsamenmast die Vögel auch jetzt im Winter noch ausreichend mit Nahrung versorgt.“ Die Beobachtungen der Kohlmeise sanken um drei Prozentpunkte - von durchschnittlich 14,8 Prozent aller gemeldeten Vögel in den Vorjahren auf 11,8 Prozent. Daher konnte sie vom Feldsperling erstmals überholt werden.
Bestand der Sperlinge stabil
„Der Bestand der Sperlinge ist hingegen stabil“, erklärt Ornithologe Wichmann: „So wurden sie zu den Siegern unserer Wintervogelzählung. Und weil diesen Winter insgesamt weniger Kohlmeisen als üblich von Nord- und Nordosteuropa zum Überwintern nach Österreich kamen.“ Der Feldsperling machte daher im Vergleich zum Vorjahr zwei Plätze gut und ist Gewinner der diesjährigen Wintervogelzählung.
Erholung des Amselbestandes
Die langfristige Erholung des Amselbestandes scheint sich nach dem Amselsterben - ausgelöst durch das Usutu-Virus im Sommer 2001 - fortzusetzen. Die Beobachtungszahlen in den Gärten und die Verbreitung der Amsel zeigten bei der „Stunde der Wintervögel 2017“ einen positiven Trend. „Dieses Jahr setzt die Amsel ihr stärkstes Lebenszeichen seit Beginn unserer Wintervogelzählung im Jahr 2010. Diese Beobachtung geht mit einem leichten Aufwärtstrend im Brutbestand einher“, freut sich Gábor Wichmann. „In Tirols Gärten ist die Amsel sogar der meist gezählte Vogel.“
Buschbrüter halten sich gut
„Wir beobachten generell, dass in Büschen brütende Arten wie Rotkehlchen, Zaunkönig und Amsel stabile Lebensraumverhältnisse im Siedlungsbereich vorfinden,“ so Wichmann, „und sich gut halten“. Das Rotkehlchen machte gegenüber dem Vorjahr sogar vier Plätze gut und befindet sich nun auf Platz zehn des Österreich-Rankings. Beim Zaunkönig war ein positiver Trend zu erkennen.
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