Vom Gerichtssaal heim nach Leibnitz
Richter Gernot Patzak liebt seine Heimatstadt. Die WOCHE bat den Hofrat zum Interview.
Hofrat Dr. Gernot Patzak ist Richter und Senatsvorsitzender am Landesgericht für Strafsachen in Graz und leitete schon viele bekannte Prozesse. Auch als vor genau einem Jahr das Kunstwerk „Crash“ am Leibnitzer Hauptplatz in Flammen aufging, wurde Gernot Patzak mit dem Fall betraut.
Herr Hofrat, wie lange leben Sie schon in Leibnitz?
Gernot Patzak: Seit 30 Jahren bin ich hier in Leibnitz zuhause und verbringe auch ausschließlich meine gesamte Freizeit mit Freunden in dieser schönen Stadt.
Wollten Sie schon als Kind Richter werden? Und wie lange sind Sie schon Richter?
Ja, ich wolle schon als kleiner Bub Richter werden, denn ich habe mich an meinem Vater orientiert, der auch Richter war. Fünf Jahre war ich Richter am Bezirksgericht Leibnitz und seit 30 Jahren bin ich Strafrichter am Landesgericht für Strafsachen in Graz.
Eine lange Zeit. Sie haben den Prozess von Jack Unterweger geführt und schon sehr viel im Gerichtssaal erlebt. Erinnern Sie sich auch an besondere Prozesse auf unsere südsteirische Region bezogen?
Ja, da fällt mir so einiges ein. Vor etwa 20 Jahren hat ein Raubmörder in Fresing einen alten Kaufmann mit einem Hammer erschlagen. Die Beute betrug damals 50 Schilling.
Oder vor ca. neun Jahren hat ein Mann in einem Supermarkt in Leutschach seine Frau vor einem einschreitendem Polizisten erschossen. Beide erhielten damals eine lebenslange Freiheitsstrafe. Und: Vor vier Jahren hat in einer Siedlung mitten in Leibnitz ein junger Türke seinen Freund aus Eifersucht versucht durch Messerstiche zu ermorden. Das Opfer hat überlebt. Der Täter erhielt eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren.
Vor genau einem Jahr wurde in Leibnitz das Kunstwerk „Crash“ - ein provokant geparktes Auto - des bekannten Künstlers Werner Reiterer vor der Mariensäule angezündet. Was sagen Sie ein Jahr danach dazu?
Ja, ich erinnere mich noch gut daran. Dieser Brandanschlag eines Geisteskranken hat auch etwas Gutes, zumal die Stadtgemeinde Leibnitz die eigentlich schon baufällige Mariensäule nach dem Brand heuer im Frühjahr renoviert hat und diese jetzt wieder im neuen Glanz erstrahlt. Die Leibnitzer Mariensäule ist ein echtes Schmuckstück, die ich bei meinen regelmäßigen Spaziergängen gerne bewundere.
Die Justiz kümmert sich nicht nur um glamouröse Strafprozesse. Wie wichtig ist ein Bezirksgericht?
Danke für diese Frage, denn das Bezirksgericht Leibnitz ist sehr wichtig. Sechs Richter sind hier um die Anliegen der südsteirischen Bevölkerung (rund 75.000 Menschen) bemüht. Das Bezirksgericht kümmert sich vor allem um Erbschafts-, Unterhalts-, Vormundschafts-, Sachwalterschafts-, Miet-, Exekutions- und Zivilgerichtsstreitigkeiten. Jeder der Recht sucht, soll auch Recht bekommen.
Wo können Sie Ihre Batterien nach einer anstrengenden Arbeitswoche am besten aufladen?
Ich bin ein Naturliebhaber, Hundebesitzer, gehe bei jedem Wetter täglich eine Stunde laufen und mache wöchentlich mit Freunden eine Wandernung mit dem Ziel zu einem Gastronomiebetrieb bzw. Buschenschank.
Verraten Sie uns Ihr Lieblingsplatzerl in Leibnitz?
Ich mag den Leibnitzer Hauptplatz sehr gerne, aber besonders zieht es mich auf die wunderschönen Weinberge, wobei hier insbesondere die neuen „Katas-tralgemeinden“ von Leibnitz - Seggauberg, Kainberg und Kogelberg - zu den Lieblingsplätzen zählen.
Gibt es sonst noch Hobbys?
Jährlich plane ich mit meiner Gattin Marianne mehrere Kurzreisen ans Mittelmeer und obligatorisch machen wir einmal pro Jahr mit Freunden eine Kreuzfahrt. Aber eigentlich verbringe ich jedes Wochenende Urlaub in meiner Heimatstadt Leibnitz.
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