Flexible Hilfen

„Wir sind erfolgreich, wo wir Familien stärken können“

Mit passgenauer Begleitung zu mehr Selbstwirksamkeit: Die Flexiblen Hilfen Leibnitz unterstützen Familien in belastenden Situationen – durch gezielte Einzelfallarbeit ebenso wie durch offene Gruppenangebote im ganzen Bezirk.

LEIBNITZ. „Viele unserer Klientinnen und Klienten kommen nicht aus eigener Motivation zu uns“, weiß Markus Kertz, Einrichtungsleiter von Jugend am Werk in den Flexiblen Hilfen Leibnitz.„Gerade in diesem Kontext kommt es umso mehr darauf an, die Familien abzuholen und ihre Selbstwirksamkeit durch konsequente Beziehungsarbeit zu stärken.“ Individuelle Begleitung durch die Flexiblen Hilfen erfolgt ausschließlich im Auftrag der behördlichen Kinder- und Jugendhilfe.

„Dafür definieren wir gemeinsam mit den Familien und dem Jugendamt Ziele, um die jeweiligen Herausforderungen anzugehen“, so Kertz. „Wir begegnen den Familien stets auf Augenhöhe und beziehen ihr Lebensumfeld sowie soziales Netzwerk ein. Unser Ziel ist es, die eigenen Ressourcen des Familiensystems zu aktivieren und zu stärken, sodass ein Miteinander wieder gelingt – sozusagen Hilfe zur Selbsthilfe.“

Komplexe Themen, individuelle Wege

Die familiären Herausforderungen können ganz unterschiedlich sein, wie Kertz beschreibt. „Psychische Erkrankungen bei Kindern und Erwachsenen begegnen uns hier ebenso wie Gewalt, Vernachlässigung oder Schulverweigerung. Diese vielfältigen Themen erfordern eine differenzierte Herangehensweise und individuelle Begleitung. Jede Familie ist anders und darauf gehen wir in unserer Arbeit ein.“ Zusätzlich fungieren die Flexiblen Hilfen als Drehscheibe: Die Fachkräfte kennen alle Angebote in der Region und können auch vermitteln.

Elterncafé und Selbsthilfegruppen

Ergänzend zur Fallarbeit organisiert das Team der Flexiblen Hilfen Angebote im Sozialraum, die sich an alle richten. Dazu gehören zum Beispiel eine Selbsthilfegruppe für Eltern, deren Kinder die Schule verweigern, Aktivitätsgruppen für Kinder, die in örtlichen Vereinen noch nicht Fuß gefasst haben oder Lernbetreuung für Kinder, die derzeit keine Nachmittagsbetreuung besuchen können.

„Das sind ganz konkrete Angebote, die Familien mit Herausforderungen in Anspruch nehmen können. Genauso arbeiten wir aber auch präventiv: Zum Beispiel im Projekt Elterncafé – einer Kooperation mit mehreren regionalen Einrichtungen und der Stadt Leibnitz – wo sich Eltern ohne Konsumzwang treffen und austauschen können.“ Auch präventives Elterncoaching gehört zum Angebot. Hier können bis zu fünf Einheiten kostenlos in Anspruch genommen werden, um sich in Erziehungsfragen beraten zu lassen.

Selbstwirksamkeit als Erfolg


„Es ist in unserer Arbeit nicht immer einfach, Erfolg auszumachen“, schließt Kertz. „Natürlich können wir uns objektiv anschauen, ob die Familien die Ziele erreicht haben, die vereinbart wurden. Aber Ziele können sich auch ändern und erweisen sich manchmal im Nachhinein als zu hochgesteckt. Ich denke deshalb, wir sind da erfolgreich, wo wir durch Beziehungsarbeit Familien in ihrer Selbstwirksamkeit stärken können und wo wir durch unsere Funktion als Drehscheibe den Menschen die Angst nehmen, sich rechtzeitig Hilfe und Unterstützung in ihrem Sozialraum zu suchen.“

Regionale Verankerung, wachsender Bedarf

In Leibnitz sind die Flexiblen Hilfen seit fast zehn Jahren aktiv – in einer Arbeitsgemeinschaft mit Alpha Nova, AIS, Input, IKJF, Caritas, SOS-Kinderdorf und Jugend am Werk. Der Bedarf ist groß: Allein im vergangenen Jahr wurden rund 200 Familien unterstützt. „Auch dieses Jahr sind wir voll ausgelastet und wurden inzwischen auch personell aufgestockt“, so Kertz. Ein entscheidender Schritt, denn: „Die Flexiblen Hilfen sind die einzige flächendeckende Form dieser Unterstützung in der Steiermark, das ist eine wichtige Leistung.“