Flavia Solva im neuen Licht
Morgen wird die neu gestaltete Ausstellung in Flavia Solva eröffnet.
Wo immer man den Boden in der Marktgemeinde Wagan betritt, es sind historische Spuren: Am Mittwoch, dem 24. Mai 2017, wird um 16 Uhr die archäologische Stätte Flavia Solva nach einer Umgestaltung feierlich eröffnet. Projektleiter Karl Peitler zeigt sich schon im Vorfeld erfreut: „Das 65 x 5 Meter große Transparent, das eine zeichnerische Darstellung der Stadt und ihre Ausrichtung auf das religiöse Zentrum auf dem Frauenberg zeigt, ist das Herzstück der Umgestaltung. Die zusätzlichen Informationstafeln sowie das neue Ausstellungsformat Schaufenster in die Römerzeit laden zur Erkundung des Geländes und der umgehbaren Vitrine, die sich auf Säulen über dem Ausgrabungsgelände erhebt, samt Gastronomie ein. Wir freuen uns, dass wir damit die archäologische Stätte Flavia Solva attraktiver und lebendiger gestalten konnten.“
Durch die Neugestaltung wird die Ausdehnung der einzigen Römerstadt auf dem Gebiet der heutigen Steiermark besser veranschaulicht. Zur Eröffnung sprechen der Bürgermeister der Marktgemeinde Wagna, Peter Stradner, Joanneums-Direktor Wolfgang Muchitsch sowie der Leiter der Abteilung Archäologie & Münzkabinett, Karl Peitler. Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung durch die Marktmusik Wagna. Eine Rätselrallye für die ganze Familie mit Gewinnspiel sowie Workshops und vieles mehr laden zum Verweilen ein.
Flavia Solva – die erste Hauptstadt der Steiermark
Flavia Solva ist der bekannteste und bedeutendste römerzeitliche Fundplatz der Steiermark. Diese einzige römische Stadt innerhalb der Landesgrenzen kann als erste Hauptstadt der Steiermark bezeichnet werden. Während der römischen Herrschaft wurde ein Großteil des Landes von Flavia Solva aus verwaltet. Die Siedlung erhielt ca. 70 n. Chr. unter Kaiser Vespasian das Stadtrecht. Sie zeichnete sich durch eine städteplanerisch vorgegebene Struktur aus. Wie viele angelegte Siedlungen war Flavia Solva eine „Reißbrettstadt“ mit geraden, einander rechtwinkelig schneidenden Straßen und gleichmäßig angelegten Häuserblocks. Die exakte Linienführung dieser neuen Stadt in einem landwirtschaftlich geprägten Umfeld muss beeindruckend gewesen sein. Die einheimische keltische Bevölkerung war gegenüber den Einflüssen aus Rom sehr aufgeschlossen und nahm die römische Kultur rasch an. Das belegen neben den zahlreichen archäologischen Kleinfunden auch die vielen Steindenkmäler, die Flavia Solva als eine der kultiviertesten Städte in der Provinz Noricum ausweisen.
140 Jahre Universalmuseum Joanneum in Flavia Solva
Das Universalmuseum Joanneum ist seit nunmehr 140 Jahren in Flavia Solva präsent. Begonnen haben die Aktivitäten im März 1877, als der damalige Leiter des Münz- und Antikenkabinetts des Joanneums, Friedrich Pichler, bei archäologischen Ausgrabungen in Wagna gleich mehrere spektakuläre Funde tätigte. Mittlerweile ist es die fünfte Generation an Archäologinnen und Archäologen des Universalmuseums Joanneum, die in Flavia Solva tätig ist.
Gräber aus Flavia Solva und die Menschen dahinter
Sehr aufschlussreich war der Fund von sechs Brandgräbern, die bei der Errichtung der BILLA-Filiale an der Marburger Straße im Juni 2016 zutage kamen, im Block geborgen wurden und dem Universalmuseum Joanneum von der REWE-Group als Schenkung übergeben wurden. Durch einen großzügigen Geldbetrag der REWE-Group konnten die Funde in der archäologischen Restaurierungswerkstatt des Universalmuseums Joanneum fachgerechten konserviert und restauriert werden. Neben menschlichen Knochenresten fand man auch Glas- und Keramikobjekte sowie Münzen. Die Ergebnisse dieser Arbeiten sind im neugestalteten Schaufenster in die Römerzeit zu sehen. Dort erfährt man unter anderem das Alter der Verstorbenen und dass in einem der Gräber die verbrannten Überreste einer Mutter mit Kind sowie die Fragmente einer Saugflasche gefunden wurden.
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