Wann wird der Schatz gehoben?
Am Gelände der einstigen Leibnitzer Hermann-Kaserne ist viel Gras über ein hoffnungsvolles innerstädtisches Stadtentwicklungsprojekt gewachsen.
Die Garnison Leibnitz
Die Stadtgemeinde Leibnitz hatte aufgrund einer Bewerbung bei der Bundesregierung für den Neubau einer Kaserne im Jahr 1959 der Bundesgebäudeverwaltung II ein Grundstück mit der Auflage zur Errichtung einer Kaserne geschenkt. Die Gebäude wurden 1961 an das Mililtärkommando Steiermark übergeben und schließlich von der Garnison Leibnitz übernommen.
Im April 1961 wurde die 1967 nach dem k. & k. Ingenieuhauptmann Johann Hermann von Hermannsdorf benannte und aus Mannschafts- und Wirtschafstgebäude sowie einer Garage bestehende Kaserne eröffnet.
Zapfenstreich für Kaserne
Ende September 2007 war mit der Auflassung der Garnison der letzte Zapfenstreich für die traditionsreiche Hermann-Kaserne in Leibnitz gekommen. Der letzte Kasernenkommandant Michael Seefried holte die Flagge ein und übergab sie Steiermarks Militärkommandanten Heinz Zöllner. An die 70 Pioniere kamen nach Straß und Graz und nach 46 Jahren wurde die Garnison, in der insgesamt an die 20.000 Soldaten ihren Dienst taten, für immer geschlossen.
Um nach Wegfall des Schenkungsgrundes einem jahrelangen Rechtsstreit mit dem Verteidigungsministerium zu entgehen, wie damals aus dem Rathaus zu hören war, zahlte die Stadt Leibnitz im Jahr 2009 der Republik rund 1,3 Millionen Euro Ablöse für die auf dem Areal befindlichen Gebäude. So kam das Kasernen-Areal wieder in das Eigentum der Stadt, die damit eine Chance auf ein besonderes Stadtentwicklungsprojekt gekommen sah.
Im Jahr 2016 hätte dann mit der Verwertung der ersten zehn Teilflächen in Entsprechung des 2012 beschlossenen Bebauungsplanes begonnen werden sollen. Dieser sieht einen Mix aus Wohn-, Freizeit- und Büroflächen vor.
Doch die Jahre zogen ins Land und der Zahn der Zeit hat inzwischen ganz kräftig an den Gebäuden genagt und die großen Flächen zusehends verwildern lassen.
Archäologische Schürfungen
Acht Jahre nach dem Zapfenstreich kam 2015 am einstigen Kasernengelände endlich Bewegung hinein und entstand eine Baustelle. „Am Grundstück der Stadtgemeinde Leibnitz werden im Auftrag des Bundesdenkmalamtes für zehn Bauflächen archäologische Sondierungen durchgeführt“, erklärt damals auf Anfrage der WOCHE Stadtbaudirektor Heinz Klampfl. Die Nachschau sollte das Risiko bannen, so Klampfl, dass der Verwertung der ersten Teilflächen des Areals unvorhersehbare archäologische Funde entgegenstehen.
„Auf dem Gelände befand sich in der Zeit zwischen 750 und 600 vor Christi Geburt ein hallstattzeitlicher Friedhof. Im südlichen Teil des Areals wurde ein Grab entlang eines von Flavia Solva vorbei an der Sulm führenden Weges auf den Frauenberg freigelegt. Links und rechts der Straße sind viele Hügelgräber aus der Römerzeit. Der historische Weg führte in einem Bogen zum heutigen Bauhof der Marktgemeinde Wagna“, erzählte uns seinerzeit Stadthistoriker Prof. Gert Christian.
Licht ins Dunkel
Aber warum gab es kaum wirklichen Nachdruck für eine rasche Nutzung des einstigen Kasernen-Geländes? Beim jüngsten Bürgermeisterempfang löste Bgm. Helmut Leitenberger endlich das Rätsel, warum die Stadt bisher den Millionen-Schatz, wie die wertvolle innerstädtische Liegenschaft ja tatsächlich einer ist, bislang nicht gehoben hat.
„Wir werden immer wieder gefragt, warum auf dem 75.000 Quadratmeter großen früheren Kasernen-Areal noch nicht gebaut wird?“ erklärte Leitenberger. Der Grund dafür sei ein ganz einfacher. „Wir haben das Grundstück vom Bund zurückgekauft, aber es gibt im Kaufvertrag eine Klausel. Das heißt wir müssen für die Flächen, die der Bund nach der Schenkung angekauft hat, vom Mehrerlös 100 Prozent und für 18.000 Quadratmeter 50 Prozent an den Bund abliefern. Nächstes Jahr am 2. September ist die Frist aus und dann müssen wir gar nichts mehr an den Bund abliefern und kassieren allein. Bei einem Quadratmeterpreis von 120 bis 140 Euro haben wird dort ein ganz schönes Körberlgeld liegen“, klärte Bgm. Leitenberger auf. Bei 120 Euro pro Quadratmeter sind das 9 Millionen Euro, bei einem Quadratmeterpreis von 140 Euro gar satte 10,5 Millionen Euro an Erlös aus dem Verkauf des früheren Kasernenareals. Finanzstadtradt Alfred Pauli wird somit noch gerne bis nach dem 2. September 2019 auf die Verwertung des Schatzes warten wollen.
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