"Auf den Bergen träumte ich vom Meer – und umgekehrt"

Reinhold Gurmann, Heimatdichter aus Leoben, lässt sein Publikum durch Gedichte und Erzählungen an seinem Leben teilhaben.
  • Reinhold Gurmann, Heimatdichter aus Leoben, lässt sein Publikum durch Gedichte und Erzählungen an seinem Leben teilhaben.
  • hochgeladen von Astrid Höbenreich-Mitteregger

LEOBEN. Die Berge und das Meer – Reinhold Gurmanns Leben ist geprägt davon. „Schon als junger Bursch bin ich mit Freunden oft in die Wälder und Berge unserer Gegend gegangen. Wenn ich dann beim Gipfelkreuz am Reichenstein gestanden bin, habe ich vom Meer geträumt und davon, auf einem Schiff als Matrose anzuheuern“, erzählt der 73-Jährige, der bei seiner Oma in Donawitz aufgewachsen ist. „Ich sag‘ immer, ich war ein ‚lediger Gschropp‘, mein Vater war ein Hamburger, meine Mutter arbeitete in der Alpine Donawitz. Dass es mich von klein auf zur Schifffahrt zog, habe ich sicherlich den Genen meines Vaters, den ich persönlich nie kannte, zu verdanken“, sagt Gurmann.

MS Ostarrichi

Nach seiner Lehre zum Dreher in Donawitz – eine Ausbildung, die er nur der Mutter zuliebe machte – hielt ihn aber nichts mehr und er fuhr kurzerhand mit dem Zug nach Wien zur Donaudampfschifffahrtsgesellschaft an der Reichsbrücke, um sich vorzustellen. „Ich war aber weder volljährig, noch hatte ich eine Einwilligung vom Vormundschaftsgericht oder der Mutter. Also ging es per Autostopp wieder nach Hause, wo mir meine Mutter schweren Herzens die schriftliche Einwilligung gab, weil sie sah, dass mein Entschluss feststand“, erinnert sich Gurmann. Die folgenden vier Jahre verbrachte er als Matrose auf Schiffen wie der MS Ostarrichi, MS Schwechat und auf Kohlen- oder Tankschleppern und fuhr die Donau entlang bis nach Russland. „Das war Freiheit pur für mich“, so Gurmann. Die klirrende Kälte in den Wintermonaten werde er allerdings nie vergessen. Genauso wenig wie die Kameradschaft, die auf den Schiffen herrschte. „Einen solchen Zusammenhalt gibt es nur auf dem Meer oder den Bergen“, ist der Leobener, der seit vielen Jahren in Hinterberg wohnt, überzeugt.

Fräulein vom Amt

Auf den Schiffen habe er begonnen zu schreiben und las seine Werke den Kameraden vor. „Wir hatten Spaß daran, anschließend habe ich das Geschriebene weggeworfen“, erzählt er. Hauptsächlich weil er die Kälte auf den Schiffen nicht mehr erleben wollte, und auch, weil er am Meer wieder von den Bergen träumte, ging er zurück an Land und ergriff den Beruf des Fernmeldetechnikers. „Ich war viele Jahre in der ganzen Steiermark unterwegs, anfangs um den von meiner Firma erfundenen Koordinatenschalter beziehungsweise Wählämter zu installieren. Damit gab es das ‚Fräulein vom Amt‘ nicht mehr, das fragte ‚Welche Nummer wünschen Sie?‘“, erzählt Gurmann, der heute stolzer Opa einer Zweijährigen ist. Auf diese Weise lernte er seine „herrliche Heimat mit all ihren Schätzen kennen“, wie er sagt.

Steirischer Heimatdichter

Dazwischen ließ ihn das Schreiben nie los. „Ich schrieb immer ein bisschen, las es vor, hob aber nie etwas auf. Dass irgendwann Bücher entstanden sind und ich steirischer Heimatdichter wurde, habe ich meiner Frau zu verdanken, die mir dazu riet, meine Texte drucken zu lassen. Das tat ich dann auch. Am liebsten schreibe ich über die Natur, die Berge, die Liebe, über die Arbeit, das Essen und auch über Krankheiten“, erzählt Gurmann, der auch Mitglied des Marineverbandes „Albatros“ Leoben ist, schmunzelnd. Was ihm vor allem wichtig sei, sei, dass der steirische Dialekt als unsere Identität erhalten bleibt. „Seit 1998 habe ich rund 500 Lesungen hinter mir, zahlreiche Bücher und Broschüren herausgegeben. Ohne zu schreiben, wäre ich nicht ich. Derzeit arbeite ich an einem Gesamtwerk, in dem alle meine rund tausend Gedichte enthalten sind. Ich kann mein Leben als wirklich erfüllt bezeichnen, und ich liebe es“, sagt Gurmann. 

Termin

"Von der Mur zur Donau und retour" betitelt sich Reinhold Gurmanns Lesung, die er am Donnerstag, dem 8. März, ab 18.30 Uhr im MuseumsCenter Leoben "über sein Matrosenleben und sein steirisches Land" hält. Musikalisch umrahmt wird die Lesung von Renate und Hans Grebien.

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