Stillberatung in Leoben
„Junge Mütter gehören besser unterstützt”
Stillberaterin Isabella Putsche möchte allen Müttern einen Raum geben, sich auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. An jedem letzten Sonntag im Monat bietet sie im Trofaiacher Stadtpark Picknicks zu verschiedenen Themen an.
TROFAIACH. Viele Mütter machen diese Erfahrung: Während der Schwangerschaft noch gut betreut, optimistisch und voller Selbstvertrauen, fallen sie im Wochenbett mit neugeborenem Baby in eine Zeit der Überforderung und des Sich-Alleinfühlens mit all’ den neuen Herausforderungen, den vielen gut gemeinten Ratschlägen von außen und dem schreienden Baby, dessen Sprache und Bedürfnisse die Eltern erst einmal lernen müssen.
Isabella Putsche weiß um die psychischen Belastungen, denen insbesondere junge Mütter ausgesetzt sind, wenn es um die ersten Monate mit Kind geht. Sie ist ausgebildete Stillberaterin bei der La Leche Liga, einem Verein, der stillenden Müttern in 78 Ländern mit Rat und Tat zur Seite steht. “Wir bieten eine kostenlose Beratung von Mutter zu Mutter an, bei der sich Mamas total wohlfühlen sollen und ihre Fragen in Ruhe klären können. Wir sind für’s Herz zuständig”, sagt Putsche, die selbst einen vierjährigen Sohn namens Denny hat.
Mütter fühlen sich alleingelassen
Auch sie war nach der Geburt „psychisch am Sand“ und hätte nie damit gerechnet, welche Herausforderungen als stillende Mutter auf sie zukommen. „Denny hat so viel gespuckt und gebrochen und so viel geweint, dass ich das Stillen fast aufgegeben hätte“, berichtet die Leobnerin.
Zwei Hebammen hat sie damals aufgesucht und privat aus eigener Kasse bezahlt, doch beide konnten ihr irgendwie nicht das Sicherheitsgefühl und die Beratung bieten, die sie und ihr Kind brauchten. „Ich wollte damals unbedingt stillen, habe mir aber im Vorfeld nicht so viele Gedanken gemacht. Ich habe auch gar nicht gewusst, dass es Stillberaterinnen gibt“, erzählt sie rückblickend. Als sie dann nach erneuter Recherche auf eine Stillberaterin in der Stillambulanz des LKH Leoben stieß, wurden alle ihre Fragen beantwortet und sie bekam endlich die Unterstützung, die sie sich gewünscht hatte. „Sie war ein Engel und hat mir so viel Wissen vermittelt! Dass Stillen so viel mehr ist als Nahrung und dass es so wichtig ist für die Bindung zwischen Mutter und Kind.“ Isabella Putsche schwor sich, dieses Wissen an andere Frauen weiterzugeben und machte die Ausbildung zur Stillberaterin, die sie im September letzten Jahres abschlossen hat.
Für ein gesundes Immunsystem
„Stillen ist, besonders am Anfang, anstrengend und manchmal will man einfach weglaufen“, berichtet sie aus eigener Erfahrung. „Doch mit der Zeit wird es immer leichter und schöner. Man tut als Mutter damit so viel Gutes, für die eigene Gesundheit, aber auch für die des Kindes.“ Während sich bei den Müttern die Gebärmutter wieder gut zurückbildet, die Hormone zur psychischen Gesundheit beitragen und das Brustkrebs- und Gebärmutterkrebsrisiko sinkt, sorgt die Muttermilch beim Kind für ein gesundes und stabiles Immunsystem, ein Sicherheitsgefühl und ein starkes Urvertrauen.
Beratung muss im Krankenhaus ansetzen
“Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, Denny bis zum dritten oder vierten Monat zu stillen. Mittlerweile ist er drei Jahre alt und wir haben es noch immer beibehalten. Mein Wunsch wäre es, dass er sich von selbst abstillt, wenn er soweit ist.“ Isabella Putsche weiß um die unterschiedlichen Herangehensweisen und betont: „Es muss für Mutter und Kind passen, alles ist super und individuell.“
Schade findet sie, dass junge Mütter im Krankenhaus oft nicht richtig beraten werden und es mit dem Stillen dann häufig nicht klappt. „Es fehlt leider häufig an Unterstützung und viele Eltern fühlen sich alleine gelassen. Da besteht absoluter Nachholbedarf!“ Auch die Väter möchte sie bei ihrer Beratung miteinbeziehen, denn sie weiß, dass diese mit ihren Sorgen oft völlig vergessen werden.
Über Mythen aufklären
Auch über die vielen Mythen, die sich leider noch immer ums Stillen ranken, will Putsche aufklären: „Es wird dann behauptet, Kinder würden mit der Flasche besser schlafen oder Frauen könnten nur arbeiten gehen, wenn sie ganz abstillen. Das stimmt so einfach nicht.“
Vor allem sollten junge Mütter die Vorteile des Stillens nicht aus dem Blick verlieren: „Die Muttermilch passt sich bei Krankheiten oder Wachstumsschüben immer dem Kind an, sie ist sozusagen ein lebender Organismus. Die Natur denkt sich was dabei“, ist Putsche überzeugt. „Stillen ist so viel mehr als Nahrung, es stärkt die Menschen ein Leben lang. Das Kind weiß, es kann immer zu dir kommen.“
Einzelgespräche übers Telefon
Isabella Putsche bietet Einzelgespräche übers Telefon an, und Gruppentreffen an jedem letzten Sonntag im Monat von 9 bis 11 Uhr im Trofaiacher Stadtpark. Anmeldung und Infos unter www.lalecheliga.at oder per E-Mail an Isabella.Isa.p93@gmail.com.
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