Projekt "Mythos Erz"
Zehn Künstler hauchen Vordernberg neues Leben ein
Unter dem Titel "Mythos Erz" finden sich derzeit zehn nationale und internationale Kunstschaffende aus unterschiedlichen Fachrichtungen in Vordernberg zusammen, um Geschichte neu zu denken. Ziel ist es, zeitgenössische Kunst in einem postindustriellen Raum neu entstehen zu lassen.
VORDERNBERG. Vordernberg ist eine jener Gemeinden, die Geschichte ausstrahlt, wohin man auch blickt. Besondere Aufmerksamkeit zieht dabei das Radwerk IV auf sich. Heute als Museum geführt, beherbergt das in orange-roter Farbe gehaltene Gebäude aus dem 19. Jahrhundert den einzigen noch erhaltenen und voll ausgestatteten Holzkohlenhochofen Österreichs. Sich dieser Geschichte bewusst zu werden und den Blick zurückzuwerfen, sei richtig und wichtig, ist Günther Kolb, Präsident des Unterstützervereins "Freunde des Radwerks IV", überzeugt. "Wir wollen aber nicht nur in der Vergangenheit leben, sondern diese Räumlichkeiten mit Leben füllen", so der Vordernberger. Doch wie kann es gelingen, "Leben in die Bude" zu bekommen, wie Kolb es liebevoll nennt?

- Günther Kolb, Präsident des Unterstützervereins "Freunde des Radwerks IV", will Vordernberg beziehungsweise das Radwerk IV mit neuem Leben füllen.
- Foto: MeinBezirk
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Geschichte neu denken
An dieser Stelle kommt Luise Kloos ins Spiel. Die gebürtige Judenburgerin und mittlerweile Wahl-Grazerin gründete 1995 "next – Verein für zeitgenössische Kunst", der insbesondere "Artists in Residence"-Projekte realisiert. Darunter versteht man geförderte Programme, bei denen Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Fachrichtungen in temporären Ateliers zusammenkommen, um gemeinsam an einem Thema zu arbeiten. Unter dem Titel "Mythos Erz" findet ein solches Projekt mit internationaler Beteiligung seit Mittwoch in Vordernberg statt.
"Ziel ist es, dass wir darüber nachdenken, was wir aus der Geschichte vorfinden, und wie wir das mit unserer Arbeit in neue Ideen oder in neue Gedanken und in neue Möglichkeiten transformieren können."
Luise Kloos, Projektleiterin des Artists in Residence Projektes "Mythos Erz – Vordernberg"
Man wolle in einem postindustriellen Raum wie Vordernberg kulturelles Leben neu denken und entwickeln, erläuterte Kloos am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz. Zu diesem Zwecke habe sie neun Künstlerinnen und Künstler eingeladen, vor Ort gemeinsam an der Umsetzung dieser Idee zu arbeiten. Darunter seien langjährige Freundinnen und Freunde, Künstlerinnen und Künstler, mit denen sie bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet habe, ehemalige Lehrmeister, aber auch junge Talente.

- Projektleiterin und Künstlerin Luise Kloos (l.) will dem Radwerk IV in Vordernberg gemeinsam mit ihrer "Artists in Residence"-Gruppe neues Leben einhauchen und neue Kunstwerke entstehen lassen.
- Foto: MeinBezirk
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Von Mexiko bis Vordernberg
Besonders freue es sie, dass sie den gebürtigen Leobener und mittlerweile in den USA lebenden Maler und Professor Paul Zwietnig Rotterdam sowie die amerikanische Malerin Rebecca LittleJohn für das Projekt gewinnen konnte. Eine spannende internationale Perspektive bringen darüber hinaus die zeitgenössische Künstlerin und audiovisuelle Experimentatorin Daniela Leyva aus Mexiko sowie Ante Dujimovic aus Kroatien mit; mit den beiden Kunstschaffenden Norbert Schmidt und Johann Dorfmeister seien aber auch Vordernberger Künstler vertreten.
Gemeinsam mit lokalen Handwerkerinnen und Handwerkern, der Einbeziehung von Schülerinnen und Schülern, dem Knappschaftsverein, Diskussionen, anthropologischer Forschung und öffentlichen Performances sollen so in den kommenden Tagen spannende Kunstwerke entstehen. Die Ideen wurden bereits in Konzepte gegossen, die nun darauf warten, umgesetzt zu werden.

- Vordernberg strotzt vor Geschichte: Das Hochofenmuseum Radwerk IV am Hauptplatz ist der einzige in seiner Gesamtheit erhaltene Holzkohlehochofen der Welt.
- Foto: Regine Schoettl
- hochgeladen von Wolfgang Gaube
Dem Ort etwas zurückgeben
"Dieser Ort hat mit dem Erzberg sehr viel gegeben. Eisen wurde geschmolzen und das ging in die ganze Welt hinaus. Die zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler kommen jetzt, um hier vor Ort dem Ort etwas zurückzugeben – vielleicht neue Ideen, aber jedenfalls Kunstwerke und Einblicke in neue Möglichkeiten, die diesen Ort transformieren können", zeigt sich Luise Kloos hoffnungsvoll. Eigentlich sei die Zeit viel zu kurz, dennoch sei es das Ziel der Künstlerinnen und Künstler, etwas zu schaffen, das über das Residenzprogramm hinausgehe und nachhaltigen Eindruck hinterlasse, fasst der Gleisdorfer Künstler Stefan Lozar zusammen.
Mythos Erz – Vordernberg:
Zeitgenössische Kunst begegnet industriellem KulturerbeAusstellungseröffnung: 17. Juli, 18 Uhr im Hochofenmuseum Radwerk IV
Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: Johann Dorfmeister (A) | Ante Dujimovic (HR) | Elisabeth Gschiel (A) | Luise Kloos (A) | Daniela Leyva (MX) | Rebecca LittleJohn (USA) | Stefan Lozar (A) | Paul Z. Rotterdam (USA) | Norbert Schmidt (A) | Josip Zanki (HR)
Programm:
Die Ausstellung kann von 17. Juli bis 27. Oktober besucht werden.
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