20.000 Menschen bei Flüchtlingsdemo in Wien
WIEN, MAUTERN. Für mehr Menschlichkeit in der Flüchtlingspolitik ist am vergangenen Montag (31. August 2015) in Wien demonstriert worden. Zur Demo aufgerufen hatte eine Privatperson. Dadurch soll auf den unwürdigen Umgang mit Flüchtlingen in Österreich und im Speziellen der katastrophalen Situation in Traiskirchen hingewiesen werden. Mehr als 20.000 Menschen folgten dem Aufruf.
Die Demo verlief äußerst friedlich, es habe „keine sicherheitsrelevanten Vorfälle“ gegeben, sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Während des Marschs schlossen sich immer mehr Sympathisanten an. Die Demonstration füllte praktisch die gesamte innere Mariahilfer Straße. Teilweise unter Applaus von Passanten gingen die Demonstranten Richtung Innenstadt, zu Songs wie „Es fangt genauso an“ von STS und „A Mensch möcht i bleiben“ von Wolfgang Ambros.
Eine Initiative aus dem Liesingtal
Unter den Teilnehmern war die Familie Thewanger aus Mautern im Liesingtal. Sie fasste sich ein Herz und fuhr nach Wien. "Nicht schweigen, sondern gemeinsam handeln, das wäre schon längst fällig gewesen. Die EU verdient die Bezeichnung Union nicht mehr", erklärte Gerhard Thewanger.
Seine Gattin Steffi ergänzte: "Ich danke Gott, dass er uns ein Schicksal, wie eines der Millionen Flüchtlinge auf der ganzen Welt erspart. Nächstenliebe verlangt aber mehr als nur Mitleid. Sie verlangt unsere Hilfe."
Tochter Stefanie begründete ihre Teilnahme an der Demo: "Es geht hier um Menschen, die vor dem Krieg flüchten. Sie machen sich nicht zum Spaß auf den Weg. Sie versuchen ihr Leben und das ihrer Familie zu retten. Ich sehe es als unsere Pflicht, ihnen zu helfen."
Enkelsohn Michael ging mit Politikern hart ins Gericht: "Bis jetzt habe ich nur großspurige Worte gehört. Wirksame Lösungen sehe ich weit und breit nicht. Ich bin von der Politik und ihren Vertretern enttäuscht."
Wiedersehen mit einem Gast aus Syrien
Die Familie Thewanger hatte ein halbes Jahr einen Flüchtling aus Syrien in ihrem Haus in Mautern aufgenommen. Mittlerweile hat er das Asylrecht erhalten und lebt in Wien. Seine Familie hat die Flucht aus Syrien bereits bis Istanbul geschafft und sollte in etwa einem Monat in Wien eintreffen. Mohammad Ali: "Ich danke Österreich, das mich aufgenommen hat. Und ganz besonders danke ich der Familie Thewanger, bei der ich mich als Gast und nicht als Flüchtling gefühlt habe."
"Ohne unsere persönliche Hilfe für Flüchtlinge, die ihre Heimat zurücklassen, um ihr Leben zu retten, bleibt Nächstenliebe nur eine leere Worthülse", erklärt Gerhard Thewanger im Gespräch mit der WOCHE. Richtigerweise müsse dieses strapazierte Wort Nächstenliebe durch den Begriff Nächstenhilfe ersetzt werden, betont Thewanger. "Wer das nicht erkennen will, hat das Wesen des Christentums nicht erkannt."
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