„Gehst halt für ein paar Jahre nach Amerika“

Der ehemalige Leobener Sepp Schwarzl, 75, lebt seit mehr als 50 Jahren in Kalifornien. Zu seinen großen Leidenschaften zählen Wandern und Reisen durch die ganze Welt. Etliche Male unternahm er tage-, oft auch wochenlange Wanderungen, etwa in Alberta und British Columbia, Sierra Nevada, Alaska, aber auch auf den heimatlichen Dachstein. | Foto: KK
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  • Der ehemalige Leobener Sepp Schwarzl, 75, lebt seit mehr als 50 Jahren in Kalifornien. Zu seinen großen Leidenschaften zählen Wandern und Reisen durch die ganze Welt. Etliche Male unternahm er tage-, oft auch wochenlange Wanderungen, etwa in Alberta und British Columbia, Sierra Nevada, Alaska, aber auch auf den heimatlichen Dachstein.
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  • hochgeladen von Astrid Höbenreich-Mitteregger

LEOBEN, HALF MOON BAY. 30 Kilometer südlich von San Francisco liegt im kalifornischen San Mateo County der Fischerort Half Moon Bay. Eine Kleinstadt mit rund 11.000 Einwohnern, in der sich der ehemalige Leobener Sepp Schwarzl und seine Frau Diane nun „zur Ruhe gesetzt“ haben, wie er erzählt. „Zuvor hat sich mein Wohnsitz in den USA elfmal geändert, ich lebte aber stets im Bereich von San José in Kalifornien. In diese Großstadt inmitten des Silicon Valley bin ich zum ersten Mal vor mehr als 50 Jahren gekommen“, sagt der 75-Jährige.

Geborener Walder

Geboren wurde er 1943 in Wald am Schoberpass. „Mein Vater hat nur ein Jahr später in der Schlacht um Monte Cassino in Italien im Zweiten Weltkrieg sein Leben verloren. Meine Mutter heiratete 1945 meinen Stiefvater Rupert Schwarzl, von dem ich adoptiert wurde, und seit 1948 lebten wir in der sogenannten ‚Kleinen Kaserne‘ in der Leobener Peter Tunner-Straße“, erinnert sich der gelernte Mechaniker. „Das VW-Autohaus Kampl gab mir damals die Möglichkeit, das mechanische Handwerk zu erlernen. Ein Arbeitskollege, Fred Deisinger, suchte bald darauf sein Glück in Kalifornien und eröffnete eine Autowerkstätte in San José. Damals war es für ihn nicht einfach, Fachkräfte in dieser Branche in den USA zu finden und so versuchte sein Vater, jemanden nach San José zu bekommen, der für seinen Sohn Fred arbeiten wollte“, erinnert sich Sepp Schwarzl. Zu dieser Zeit gab es eine Konjunkturkrise und sein neuer Arbeitgeber Übelbacher/Peer reduzierte Mechanikerposten.

So fing alles an

„So fing’s an. Ich dachte mir ‚Gehst halt für ein paar Jahre nach Amerika und sparst Geld, um dann deine Position in Leoben zu verbessern.‘ Das Leben war aber gut hier im ‚Wilden Westen‘, ich konnte mir gleich ein neues Doppelhaus erwerben. Deshalb wurde die Rückkehr nach Österreich erstmal verschoben“, so Schwarzl, der über den teilweise „haushohen“ Unterschied zwischen Österreich und den USA erzählt. „Zur damaligen Zeit war es beispielsweise wesentlich leichter, es in Amerika zu etwas zu bringen. Der Amtsschimmel steckte noch in den Kinderschuhen, das hat sich aber mittlerweile extrem geändert. Ein großer Unterschied war und ist auch die Offenheit und Freundlichkeit der Amerikaner.“

Eigenes Autogeschäft

1981 eröffnete er sein eigenes Geschäft in der Autobranche, das er bis 2004 betrieb. Aus den „paar Jahren Amerika“, die er sich vorgenommen hatte, wurden Jahrzehnte – und aus den USA seine zweite Heimat. Die größte Umstellung sei für ihn anfangs die Sprache gewesen. „Ich hatte in der Schule vier Jahre Französisch und zwei Jahre Latein, aber kein Englisch. Deshalb war es zu Beginn nicht so einfach, neue Kontakte zu knüpfen.“ Mittlerweile empfindet er sich als „alten Baum in den USA“, dessen Verpflanzung schwierig wäre. Verheiratet ist der 75-jährige Vater einer Tochter mit Diane.
Die großen Hobbys des Ehepaares sind Golfen und Sport, aber auch das Reisen und Fotografieren zählt Schwarzl zu seinen Leidenschaften. Mit dem Fahrrad durchquerte er beispielsweise die Französischen Alpen, die Dolomiten, Slowenien und natürlich auch Österreich. Alaska, Afrika oder Hawaii sind ihm nicht fremd.

Einmal jährlich nach Österreich

Seine alte Heimat besucht er einmal jährlich, um seine zwei Brüder in Trofaiach beziehungsweise Leoben, Cousins im Ennstal und gute Freunde – speziell in Kraubath und Kaisersberg, Ennstal und Tirol – wiederzusehen. Heimweh? „Natürlich haben wir Auswanderer alle Heimweh, auch wenn’s nicht jeder gleich zugibt.“ Die heimatlichen Bräuche seien von ihm in den USA immer weniger gelebt worden. „Wir Auswanderer haben uns den lokalen Sitten angepasst und das soll auch so sein, denn ansonsten wäre es schwer, sich im neuen Land zurecht zu finden“, sagt Sepp Schwarzl, der künftig viel mit seinem neuen E-Bike unterwegs sein möchte. „Ein E-Bike! Ich werde halt alt“, sagt der gebürtige Walder mit viel Humor.

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