"Bio & mehr" sperrt zu

Nach 17 Jahren folgt ein Abschied mit Wehmut

Seit 17 Jahren wird das Geschäft "Bio & mehr" auf familiäre Weise geführt. Mit Ende März soll Schluss sein, sofern keine Nachfolgerin oder Nachfolger gefunden wird. Der Abschied aus dem Geschäft ist mit Wehmut verbunden, habe man doch über die Jahre eine enge Kundenbindung aufgebaut, erzählen Monika Mautner und Sonja Zach. 

LEOBEN. Eine freundliche Begrüßung heißt einen willkommen, es duftet nach Kräutern und ätherischen Ölen und irgendwie bekommt man das Gefühl, als würden die Uhren hier angenehm anders ticken. Seit nunmehr 17 Jahren bildet das Geschäft "Bio & mehr" von Willibald und Monika Mautner sowie Sonja Zach eine kleine Oase der Ruhe inmitten der großen Supermarktketten und Drogeriemärkte. Nun soll allerdings Schluss sein. Sofern nicht in den nächsten Wochen ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden wird, schließt das Geschäft Ende März.

"Es passt einfach der Zeitpunkt dafür. Während der Pandemie ist es für uns noch einigermaßen gegangen, aber die aktuelle wirtschaftliche Lage ist wirklich alles andere als einfach und die Nachfolgersuche gestaltet sich schwierig."
Monika Mautner, Bio & mehr

Der Zeitpunkt sei der richtige, auch wenn die Entscheidung dazu alles andere als leicht fiel. "Mit einer gewissen Wehmut hören wir schon auf", so Mautner. 

"Learning by Doing"

Im Jänner 2006 starteten Sonja Zach und Monika Mautner das gemeinsame Projekt und übernahmen ein bestehendes, wirtschaftlich nicht gerade florierendes Bio-Geschäft – damals noch vis à vis in der Homanngasse 24. Zach arbeitete zuvor zwar schon über einige Jahre in einem Bio-Geschäft in Trofaiach, Mautner war jedoch Quereinsteigerin aus dem Finanzbereich. "Wir fuhren gleich auf eine große Biomesse nach München und waren erstmal absolut überfordert", erinnert sich Zach. Was sollten sie einkaufen und wie viel? Mit der Zeit kam jedoch die Erfahrung. Es war ein "Learning by Doing", lacht Mautner. 

Vorreiter in Sachen Bio

Von Ernährung, Nahrungsergänzungen und Körperpflege auf biologischer Basis – im Vordergrund steht bei Bio & mehr das ganzheitliche Wohlbefinden. Durch den Besuch der großen Bio-Messen habe man immer die neuesten Trends in diesem Bereich gehabt. "Sei es das Vegane, glutenfreie Produkte, die Makrobiotik oder auch die chinesische Medizin – da waren wir immer Vorreiter", sagt Zach stolz.

So habe man beispielsweise auch immer schon Marmelade ohne Zucker und mit hohem Fruchtanteil im Sortiment gehabt, etwas, das die großen Supermarktketten erst mit der Zeit übernommen hätten. Dies sei bei vielen Dingen so, erzählen Mautner und Zach, beispielsweise auch bei den unterschiedlichsten Getreidesorten, die es gibt. "Wie viele konnten früher schon etwas mit Quinoa oder Amaranth anfangen?", fragt Mautner. "Bei uns hat es das aber von Anfang an gegeben". Auch Räucherwaren, die derzeit wieder stark nachgefragt werden, waren bei "Bio & mehr" von Anfang an Teil des Sortiments.

Was sich nicht leugnen lasse: Der Online-Handel boome und auch die großen Supermarktketten seien mittlerweile auf den "Nachhaltigkeitszug" aufgesprungen, wissen die beiden Frauen.

Eine "Institution", die schließt

Nichtsdestotrotz gebe es genug treue Stammkundinnen und Stammkunden, die den kleinen Bioladen in der Homanngasse zu schätzen wissen und ihre Produkte bewusst hier kaufen und nicht im Supermarkt: "Bei uns geht es um die Begegnung, das Gespräch, die Beratung, die Ruhe, das Herumschauen, sich Wohlfühlen und Wiederkommen", meinen Monika Mautner und Sonja Zach. Es sei ein gänzlich anderes Einkaufen. 

"Zu mir hat eine Kundin kürzlich gesagt, wir sind nicht einfach nur ein Geschäft, das zusperrt, wir sind eine Institution."
Sonja Zach, "Bio & mehr"

Über die Jahre wurden viele Bekanntschaften geschlossen, sogar Geheimnisse ausgetauscht und am Leben der vielen Kundinnen und Kunden aber auch der Lieferantinnen und Lieferanten teilgenommen.

Spende an den Sozialmarkt Leoben

Für Monika Mautner und Sonja Zach hat nun aber bereits der Abverkauf begonnen. Dekoartikel könne man beispielsweise schon jetzt um den halben Preis ergattern, ab 15. März würden weitere Warengruppen hinzukommen. Alles werde jedoch nicht zum reduzierten Preis verkauft, stellt Monika Mautner klar: "Bei den Lebensmitteln machen wir keinen Abverkauf. Alles, was am Schluss übrig bleibt, geben wir dem Sozialmarkt in Leoben, weil die können es wirklich gebrauchen."

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