Junge Frauen in "Männerberufen"
Schmieröl anstatt Nagellack

Vanessa Aminger (li.) und Jasmin Auer haben sich für einen klassisch männlichen Lehrberuf entschieden und sind damit rundum glücklich. Vanessa lernt und Jasmin arbeitet im Autohaus Porsche in St.Peter-Freienstein.
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Vanessa Aminger und Jasmin Auer sind bei Porsche Leoben als Karosseriebauchtechniker-Lehrling beziehungsweise KFZ-Technikerin in typisch männlichen Berufen tätig.
ST. PETER-FREIENSTEIN. Sich schmutzig zu machen, das darf einer jungen Frau keine Probleme bereiten, die sich für einen typischen „Männerberuf“ entscheidet. Darüber sind sich die Leobenerin Vanessa Aminger, 16, sowie die Trofaiacherin Jasmin Auer, 25, einig. Den beiden jungen Damen machen Schmieröl und Straßendreck auf den Händen absolut nichts aus. „Ein klassischer Frauenberuf interessiert mich nicht und den ganzen Tag im Büro zu sitzen, das geht für mich schon gar nicht. Ich muss mich körperlich betätigen“, erzählt Vanessa Aminger, die im August mit ihrer Lehre zur Karosseriebauchtechnikerin begonnen hat, nachdem sie bemerkt hat, dass die BAKIP nicht das Richtige für sie ist.

Intensive Gespräche, lange Überlegung

„Ich hatte intensive Gespräche mit meinem Papa und Opa, beide Elektriker, bezüglich meiner Berufswahl. Es war eine lange Überlegung, aber die Entscheidung stand für mich dann nach den drei Schnuppertagen hier im Autohaus Porsche rasch fest“, sagt die 16-Jährige. Was sie an ihrem künftigen Beruf so fasziniere, sei generell das Arbeiten an Fahrzeugen, im Speziellen aber das Wiederherstellen einer beschädigten Karosserie. „Das Auto zerlegen, den Schaden feststellen, Dellen rausholen, Stoßstangen ersetzen“, sagt sie schmunzelnd. Dass sie als Mädchen einen solchen Beruf erlernt, habe Familie und Freunde anfangs in Verwunderung versetzt, mittlerweile hätten sich aber alle daran gewöhnt. In ihrer Freizeit spielt die 16-Jährige gerne Gitarre, fährt Rad und ist mit Freunden unterwegs. Das nächste große Ziel? „Die Lehre zu schaffen“, betont Vanessa.

Von Kärnten in die Steiermark

Gar nicht so einfach war es für Jasmin Auer, ihre gewünschte Lehrstelle als KFZ-Technikerin zu bekommen. Dafür kam die Kärntnerin sogar hierher in den Bezirk Leoben. „Ich habe den Zweig Elektrotechnik der HTL mit Matura in meiner Heimat absolviert. Danach habe ich mich bei zahlreichen Firmen um eine Lehrstelle beworben und stets aus zwei Gründen Absagen bekommen: Weil ich eine Frau bin und/oder Matura habe. Manche Betriebe begründeten die Absage damit, dass sie keine eigenen Frauen-Umkleideräume hätten. Letztendlich habe ich meine gewünschte Lehrstelle in der Steiermark, in der Kaserne St. Michael, bekommen und dort vier Jahre lang gelernt, bevor ich hier im Autohaus Porsche zu arbeiten begonnen habe“, erzählt die 25-Jährige, die in Trofaiach wohnt. Mechanikerin war schon immer ihr Traumberuf. Oder aber Konditorin. Zweiteres übt sie nun hobbymäßig aus und bäckt – neben Endurofahren – für ihr Leben gern.

Uralte Motoren der Pinzgauer

„Was mich an meinem Beruf so fasziniert, ist der Fortschritt in der Technik. Ich hatte in der Kaserne teilweise mit den uralten Motoren der Pinzgauer zu tun und gleichzeitig mit der neuesten Elektronik in den Fahrzeugen. Diese Entwicklung begeistert mich.“ Und was sind die größten Herausforderungen für eine Frau im typischen Männerberuf? „Das Heben schwerer Teile. Hier sind Frauen doch etwas im Nachteil. Die männlichen Kollegen helfen aber immer gerne aus. Oder man entwickelt auch eigene Tricks, um solche Probleme zu umgehen“, erzählt Jasmin, die nicht selten  mit verwunderten Blicken der Kunden konfrontiert ist. „Viele zeigen sich überrascht, wenn sie sehen, dass ihr Auto von einer Frau repariert worden ist. Und ganz selten gibt es jene, die darauf bestehen, dass ein Mann an ihrem Fahrzeug arbeitet.“

Besserer Umgangston

Abgesehen davon gebe es wenig Vorurteile, eher Anerkennung. Das war schon in der Berufsschule so. „Die Lehrer haben bemerkt, dass der Umgangston in der Klasse besser ist, wenn auch Mädchen dabei sind.“ Ihr Rat an lehrstellensuchende Mädchen? „Nicht abschrecken lassen von möglichen Vorurteilen oder Kommentaren, sondern das machen, wofür man sich interessiert.“

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