Braubilanz 2020
Brauereien: Minus 170 Millionen Krügerl in der Gastronomie

Sigi Menz, Obmann des Verbandes der Brauereien Österreichs mit Geschäftsführerin Jutta Kaufmann-Kerschbaum. | Foto: Kurt Keinrath
  • Sigi Menz, Obmann des Verbandes der Brauereien Österreichs mit Geschäftsführerin Jutta Kaufmann-Kerschbaum.
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Die Pandemie und die wiederholten Gastro-Lockdowns haben Österreichs Brauwirtschaft im Jahr 2020 stark getroffen.

WIEN. „Die Pandemie hat uns um gute 20 Jahre zurückgeworfen. Seit 2000 bzw. der Jahrtausendwende war der Inlandsausstoß nicht mehr so niedrig wie im vergangenen Jahr“, zieht Brauereiverbandsobmann Sigi Menz Bilanz: „Nach mehrmonatigen Lockdowns von Gastronomie sowie Hotellerie, verschärft durch die komplett brach liegende Veranstaltungs- und Eventszene, sind viele Brauereien nun an der Grenze des Machbaren angekommen. Während in normalen Jahren rund ein Drittel des Bieres in die Gastronomie fließt, existiert dieser äußerst wichtige Bereich seit Monaten praktisch nicht mehr. Unsere Brauereien haben mit Gesamtumsatzrückgängen von durchschnittlich 20 Prozent zu kämpfen. Einzelne, vor allem kleine und mittelständische Brauereien, die stark im Gastronomie- und Veranstaltungssektor aktiv sind, berichten von Einbußen bis zu 70 Prozent. Die Vielfalt unserer heimischen Bierkultur und damit das Bierland Österreich sind in Gefahr.“
Die Dramatik der Situation, so Menz weiters, werde zudem durch Prognosen der Kreditorenverbände unterstrichen, wonach eine Insolvenzwelle in der zweiten Jahreshälfte 2021 wahrscheinlich sei – bis zu 29 Einbußen der Unternehmen in der Sparte Hotellerie und Gastronomie könnten vom Markt verschwinden.

Gesellschaft und Wirtschaft brauchen Perspektive

Laut Untersuchungen der AGES im Herbst 2020 ließen sich damals nur knapp drei Prozent der Cluster einem Ansteckungsgeschehen im Zusammenhang mit Hotellerie und Gastronomie zuordnen. Rund 60 Prozent der Ansteckungen hingegen fanden im privaten Umfeld statt. „Wir tragen eine doppelte Verantwortung – für Konsumenten und Produzenten gleichermaßen. Daher treten wir für weitere, zeitnahe Öffnungsschritte in der Gastronomie ein – unter strenger Einhaltung aller gesundheitsrelevanten Maßnahmen“, führt Menz aus.
Wichtig seien dabei einheitliche Regelungen sowie nachvollziehbare evidenzbasierte Entscheidungen. „Zweifelsfrei müssen punktuelle, zielgerichtete Maßnahmen je nach Gesundheitslage rasch ergriffen werden. Vor Bundesländergrenzen macht das Virus jedoch nicht halt. Und nur wenn man die nächsten Schritte mit klaren Fakten und einer Perspektive verknüpft, die länger als ein bis zwei Wochen gültig ist, können wir unseren Betrieben, aber auch der Bevölkerung, Mut und Vertrauen wiedergeben.“

Halbierung der Biersteuer

Jährlich spült die Wirtschaftsleistung der österreichischen Brauereien mehr als 700 Millionen Euro in die heimische Staatskasse. Jeder Job in einer Brauerei generiert 17 weitere Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette, allein zwei davon in der Landwirtschaft. Der Einsatz hochqualitativer natürlicher Rohstoffe aus Österreich – durchschnittlich 150.000 Tonnen Braugerste und 500 Tonnen Hopfen pro Jahr – hat maßgeblich zur Erfolgsgeschichte heimischen Bieres beigetragen. „Trotzdem werden wir, eine tragende Säule der heimischen Wirtschaft, gerade in Zeiten der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg weiterhin außerordentlich belastet“, betont Menz. „Während unsere Brauereien im Schnitt 24 Euro pro Hektoliter Bier an das Finanzministerium abführen müssen, sind etwa in Deutschland nur zehn Euro fällig. Diese offenkundige Diskriminierung, mit einer mehr als doppelt so hohen Besteuerung, muss ein für alle Mal beendet und die Biersteuer auf ein wettbewerbsfähiges Niveau, das heißt um 50 Prozent gesenkt werden.“

Rettungsanker für viele Betriebe

Darüber hinaus fordert der Verband eine rasche und unkomplizierte Ausweitung der Biersteuermengenstaffel von derzeit 50.000 hl auf bis zu 200.000 hl Jahresausstoß. „Der ermäßigte Steuersatz würde vor allem den von der Krise besonders hart getroffenen klein- und mittelständischen Brauereien zugutekommen, den Fiskus aber nur rund 1,4 Millionen Euro bzw. etwa 0,7 % des gesamten Biersteueraufkommens kosten. Das wäre nach der buchstäblich längsten Durststrecke unserer Zeit ein Rettungsanker für viele Betriebe und würde zahlreiche Arbeitsplätze sichern. Zwar mussten bis dato in Österreichs Brauereien praktisch keine Kündigungen ausgesprochen werden. Derzeit befinden sich jedoch rund 3.000 Personen – und damit weit mehr als drei Viertel aller direkt in den Brauereien Beschäftigten – in Kurzarbeit. Wenn wir jetzt nicht für Entlastung sorgen, wann dann?“, unterstreicht Menz.

Lager-/Märzenbier weiterhin am beliebtesten

Auch im Corona-Jahr wurde im Inland „Lager-/Märzenbier“ am häufigsten getrunken: 
Rund 5,6 Mio. hl bedeuten eine leichte Zunahme von 1 % (+31.395 hl) bzw. mit etwa 68 % Marktanteil Platz 1 unter den Biersorten. Diese Stabilität war bei allen anderen Biersorten (mit Ausnahme von „Leichtbieren“, deren Marktanteil jedoch unter 1 % liegt) nicht gegeben. Rückläufig waren 2020 demnach u.a. „sonstige Vollbiere“ (-175.594 hl bzw. -14 %), „Spezial“ (-62.120 hl bzw. -17 %), „Pils“ (-60.469 hl bzw. -24 %), „Radler mit Alkohol“ (-36.374 hl bzw. -9 %) und „Weizen“ (-28.401 hl bzw. -25 %). Bei der Wahl der Gebinde sticht vor allem der Inlands-Rückgang von Fass- und Tankbier (-839.241 hl bzw. -46 %) ins Auge – geschuldet der geschlossenen Gastronomie sowie fehlenden Festen und Großveranstaltungen.

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