Trofaiacher Stimmungsbilder
Herbert Scherübel: "Fürchtet euch nicht"

- Herbert Scherübel, Haustechnik-Unternehmer in Trofaiach
- Foto: KK/Trofaiacher Stimmungsbilder
- hochgeladen von Wolfgang Gaube
Stimmungsbilder der Stadt Trofaiach angesichts der Coronakrise hat Jacqueline Juri in Form von Telefoninterviews erstellt.
TROFAIACH. "Ich möchte ein Stimmungsbild einiger Menschen in einer kleinen Stadt in einer Krisenzeit archivieren. Für uns, aber im Speziellen für jene Generationen, die nach uns kommen. Im besten Fall ergeben sich dadurch Denkanstöße, Inspirationen oder Ideen, hin und wieder vielleicht auch ein Gefühl von Leichtigkeit, wie man dieser herausfordernden Zeit begegnen kann", so beschreibt Jacqueline Juri, die Obfrau des Museumsvereins Trofaiach, ihr neues Projekt. Dabei hat sie auch den Trofaiacher Unternehmer Herbert Scherübel (60) befragt.
Wie verbringen Sie Ihre Zeit bzw. Ihren Alltag seit dem 16. März 2020, als die Ausgangsbeschränkung in Österreich begonnen hat?
HERBERT SCHERÜBEL: Mein Alltag hat sich dahingehend verändert, dass ich Sorge um meine gesamte Familie habe, um meine Frau und meine Kinder und Enkelkinder und in weiterer Folge auch um mein Unternehmen, das ich durch diese Zeit manövrieren muss.
Ich versuche für mich den Alltag dahingehend gleich zu lassen, dass ich wie immer sehr früh aufstehe, ins Unternehmen fahre und mit etlichen Leuten die im Moment noch arbeiten (im Home-Office oder jene Mitarbeiter, die die Notdienstversorgungen machen bzw. Mitarbeiter die noch auf ein zwei Baustellen arbeiten) regelmäßig Kontakt halte. Darüber hinaus schaue ich, dass ich die von der Bundesregierung Gott sei Dank gesetzten Maßnahmen mit der Kurzarbeit zum Laufen bringe. Das heißt, ich stelle keine Leute frei und melde sie auch nicht arbeitslos. Es sind noch etliche andere Sachen zu organisieren, um einen Notbetrieb aufrecht zu erhalten.
Was beschäftigt Sie derzeit?
HERBERT SCHERÜBEL: Es beschäftigt mich der Status der Krise im Jetzt, wie man damit umzugehen hat. In weiterer Folge beschäftigt mich, wie das mittelfristig werden wird und wie sich das langfristig auf unsere gesamte Gesellschaft und auf unser ganzes Leben auswirken wird. Ich hoffe, dass wir das gut über die Runden bringen, wir werden uns der Situation entsprechend darauf einstellen und angemessen darauf reagieren und so die Sache meistern. Angst habe ich keine!
Was hat sich für Sie maßgeblich verändert?
HERBERT SCHERÜBEL: Wir sind mit einer Situation konfrontiert, die keiner von uns jemals erlebt hat, ich traue mir nicht zu, zu sagen , was da noch kommen könnte. Es zeigt, wie wir alle voneinander abhängig sind, wie wir vernetzt sind. Man wusste das, aber jetzt spürt man es auch , jetzt sieht man das ganz deutlich.
Wir sind von 100 Prozent Vollgas auf Null zum Stehen gekommen. Wie werden wir die Weichen für die Zukunft stellen? Was passiert auch im gesamten Umfeld, nicht nur in meinem familiären Umfeld, sondern auch wirtschaftlich und mit meinem Geschäftsumfeld? So wie die Mitarbeiter vom Unternehmen abhängig sind, sind wir von unseren Geschäftspartnern abhängig.
Was möchten Sie Ihren Mitmenschen mitteilen?
HERBERT SCHERÜBEL: Fürchtet euch nicht! Ich glaube, das ist ein sehr guter Spruch. Es hilft nichts, wenn wir in eine Angststarre verfallen, es verändert die Situation deswegen nicht. Trotzdem bewusst und vorsichtig zu sein ist gut, den Dingen realistisch ins Auge sehe. Und ich möchte mitgeben, dass wir dankbar sein können in diesem Land zu leben, wo der Staat, die Regierung, das Land, die Gemeinden funktionieren. Wir haben Wasser, Strom, die Lebensmittelversorgung, die Müllentsorgung und die medizinische Versorgung funktionieren, so als wäre nichts gewesen. Jetzt erkennt man, was das Sozialsystem und das Wirtschaftssystem wert sind – das sollten wir nicht wieder gleich vergessen!
Ich möchte einen großen Dank an alle aussprechen, die dahinter sind, dass das System so toll weiterläuft. Nirgendwo funktioniert das so gut wie bei uns. Ich bin dankbar und froh, dass das so ist und es wird auch in der Zukunft, wenn wir hoffentlich bald wieder zur Normalität übergehen, so toll weiterlaufen.
Interview: Jacqueline Juri
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