Echter Wiener Honig
Der Bienenflüsterer aus dem Karmeliterviertel
"Echter Wiener Honig": Mitten im Karmeliterviertel produziert Biologielehrer Martin Neubauer eigenen Honig. Sein Stadthonig kommt völlig ohne Zusätze aus.
WIEN/LEOPOLDSTADT/HIETZING. Betritt man die Kleine Sperlgasse 3 vermutet man nicht, was sich im Innenhof des Gebäudes versteckt: In einer kleinen grünen Oase sind mehrere tausend fleißige Bienen zuhause. Mit ihrer Hilfe produziert Martin Neubauer den "echten Wiener Honig". Erst vor zwei Jahren hat der Biologielehrer mit dem Imkern als Hobby begonnen. "Zu Beginn brachten mich jede Menge YouTube-Videos auf den Geschmack. Danach war ein Besuch der Imkerschule im Donaupark Pflicht", erzählt Neubauer.
Was für die einen Yoga ist, ist für den 31-Jährigen die Arbeit mit den Bienen. "Es ist für mich eine Art Meditation, ein kleiner Ausbruch aus dem oft sehr lauten und stressigen Alltag." So bringe das ruhige Wesen der Bienen auch ihn zur Ruhe.
Honig ohne Gifte oder Zusätze
Aber Bienen mitten in der Stadt – geht das überhaupt? "Mit jeder Menge Alleen, Auen, Parkanlagen, Innenhöfen sowie unzähligen bepflanzten Balkonen gibt es das ganze Jahr über ein abwechslungsreiches und großzügiges Blütenangebot", erklärt Neubauer. "Der Wiener Honig, der durch die Artenvielfalt der städtischen Pflanzen besonders aromatisch schmeckt, ist von besonders hoher Qualität." Dabei sei dieser auch nicht durch Pflanzenschutzmittel oder Dioxine der Landwirtschaft verunreinigt. "Oder habt ihr schon mal einen Traktor mit Giftdüsen im Prater oder Augarten gesehen?"
Wert legt der Leopoldstädter, der sich schon seit seiner Kindheit für die Natur interessiert, auf eine schonende und tiergerechte Arbeitsweise: "Mein Honig wird nicht behandelt. So wie er von den Bienen kommt, kommt er auch ins Glas."
Aktuell hat er gerade die Produktion der Sommersaison abgeschlossen. "Ich habe 160 Kilo im 2. Bezirk geerntet und 170 Kilo im 13. Bezirk", berichtet Neubauer. Denn er hat neben den sieben Bienenstöcken im Karmeliterviertel auch zwölf vor den Toren des Lainzer Tiergartens – genauer gesagt am Dach des Pensionistenwohnhauses Föhrenhof.
Geschäft jeden Samstag geöffnet
Von der Haltung und Zucht bis zur Ernte und dem Honigschleudern – der Imker macht (fast) alles alleine. "Wenn nötig, hilft meine Familie mit." Dabei lasse sich das Hobby gut mit dem Beruf als Lehrer am Campus Sacré Coeur in Währing vereinen: "Im Sommer ist am meisten zu tun, ansonsten nur einmal die Woche."
Auch wenn in einem Stock ein Volk mit ganzen 40.000 bis 80.000 Bienen lebt, kann die Ernte stark variieren. "Ausschlaggebend ist das Wetter", erklärt Neubauer. Die Insekten fliegen erst ab zehn Grad aus, aber nicht bei Regen. "Heuer war der Frühling katastrophal, ich konnte gar nichts produzieren." Denn man brauche für einen Kilo Honig ganze drei Kilo Nektar.
Wer den echten Leopoldstädter oder Hietzinger Honig probieren möchte, hat jeden Samstag von 10 bis 12 Uhr in der Kleinen Sperlgasse 3 oder unter www.echter-wiener-honig.at die Möglichkeit.
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