Aufregung um Nazi-Vergangenheit
Ein neuer Name für das Ferry-Dusika-Stadion?
Aufregung um die einstige Nazi-Vergangenheit von Ferry Dusika: Ein neuer Name für das Ferry-Dusika-Stadion könnte noch dieses Jahr kommen.
LEOPOLDSTADT. 1977 erbaut, war das Ferry-Dusika-Stadion einst ein Prunkstück. Trotz umfangreicher Sanierungen Ende der 1990er-Jahre ist die Bahnradsport- und Leichtathletikhalle mittlerweile in die Jahre gekommen – die bz berichtete.
Geht es nach Neos Leopoldstadt, besteht aber nicht nur Modernisierungsbedarf – ein neuer Name wird gefordert. Denn dem ehemaligen Radrennfahrer und Namensgeber Franz „Ferry“ Dusika wird eine Nazi-Vergangenheit attestiert. Bei der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung reichte Neos einen Antrag auf Stadion-Umbenennung ein.
Obwohl das Anliegen auf Zustimmung im Bezirk stieß, musste der Antrag zurückgezogen werden. Bereits 2015 gab es einen ähnlichen Antrag von SPÖ und Grünen, der auch angenommen wurde. Aber seither ist nichts passiert, der Name des Stadions unverändert.
NSDAP-Vergangenheit unbestritten
Bereits 2013 veröffentlichte die Historikerkommission unter der Leitung von Oliver Rathkolb ihre Studie über "historisch kritische" Namen, darunter das Ferry-Dusika-Stadion. Laut dem Bericht erhielt Dusika 1939 von der "Vermögens-Verkehrsstelle" die Genehmigung zur Geschäftsübernahme von Abraham Adolf Blum, einem Fahrradhändler und Juden.
"Die NSDAP stellte Dusika ein ,politisches Zeugnis‘ aus und bestätigte, dass er Mitglied der NSDAP sowie SA-Oberscharführer sei." Laut der Historikerkommission war Dusika schon vor 1938 ein "illegales" Mitglied der, zu dieser Zeit in Österreich verbotenen, NSDAP. Nach Kriegsende bestritt Dusika, ein überzeugter Nationalsozialist gewesen zu sein, da er auch jüdische Verwandte hätte.
Wie geht es weiter?
Der Antrag zur Umbenennung liegt seit 2015 bei der Stadt Wien. Laut dem damals zuständigen Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) sprach nichts gegen dessen Umsetzung. Auch Bezirkschefin Uschi Lichtenegger (Grüne) befürwortet die Umbenennung. „Es ist uns unverständlich, warum die Stadt hier immer noch untätig ist", sagt Neos-Klubvorsitzende Selma Arapovic. Eine international angesehene Stadt wie Wien könne sich keinen Namensgeber mit Nazi-Vergangenheit leisten.
Nach sechs Jahren gibt es nun endlich Neuigkeiten: Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) will sich noch heuer der Angelegenheit annehmen. Ideen für einen neuen Namen hätte Neos Leopoldstadt bereits: "Wir schlagen eine Umbenennung in eine Sportpionierin im Frauen- und Mädchensport vor.“ Eine andere Möglichkeit wäre eine Zusatztafel, die etwa bei historisch belasteten Wiener Straßennamen angebracht ist.
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