Ärztemangel im Bezirk Liezen
Der "Kampf" um die Nachwuchsmediziner

- Das vorher bestehende System der „Landärzte“, die natürlich auch einer starken Belastung ausgesetzt gewesen sind, ist für junge Menschen nicht mehr attraktiv.
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Ärztemangel wird in ganz Österreich immer mehr zum Thema. Die Gründe sowie die Auswirkungen sind vielfach zu beschreiben. Der Bezirkshauptmann Christian Sulzbacher aus dem Bezirk Liezen verschafft einen Überblick über die aktuelle Situation und erklärt wo am besten angesetzt werden sollte, um den Auswirkungen zukünftig entgegen zu wirken.
BEZIRK LIEZEN. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass dieses Problem seit Jahren bekannt ist und sich zum Beispiel auch darin zeigt, dass sich für den gesamten Bezirk Liezen trotz vielfacher Ausschreibung derzeit keine Amtsärztin und kein Amtsarzt findet. "Offensichtlich ist niemand bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Alle Versuche mit Ausschreibungen und vielen persönlichen Gesprächen haben hier kein Ergebnis erbracht", erklärt der Bezirkshauptmann.
System der "Landärzte"
Jungärztinnen und Jungärzte sind am Land nur in sehr begrenzter Anzahl vorhanden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Studentinnen und Studenten nach ihrer Ausbildung wieder zurück aufs Land ziehen, ist sehr gering. Das vorher bestehende System der „Landärzte“, die natürlich auch einer starken Belastung ausgesetzt waren, ist für junge Menschen nicht mehr attraktiv. Hausbesuche in der Nacht werden dabei ebenso abgelehnt, wie Anrufe in der Freizeit. Gerade dies hat jedoch früher die Ärztinnen und Ärzte am Land ausgemacht. Die Leute setzen heutzutage viel mehr auf eine gesunde "Work-Life Balance".

- Der Bezirkshauptmann Christian Sulzbacher aus dem Bezirk Liezen gibt einen Überblick über die aktuelle Situation und erklärt wo man am besten ansetzen sollte, um den Auswirkungen zukünftig entgegen zu wirken.
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"Es wird verstärkt zu Gemeinschaftsordinationen kommen wie zum Beispiel das Ärztezentrum in Liezen, um junge Ärztinnen und Ärzte in ein kollegiales System einzubinden und gegenseitige Vertretungen zu schaffen. Dies führt dazu, dass die Ärztinnen und Ärzte in diesen Gemeinschaftspraxen auch Freizeit haben und sich entsprechend entspannen können."
Christian Sulzbacher, Bezirkshauptmann
Eine zunehmend starke Belastung
Eine ähnliche Situation zeigt sich auch bei den Krankenanstalten. Viele gehen nach Abschluss ihres Studiums ins Ausland zum Beispiel nach Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg oder in die Schweiz. Manche wollen auch unbedingt in den Ballungszentren der Städte bleiben. Weiters lastet immer mehr Druck und Stress auf den Ärztinnen und Ärzten, auch in den Krankenhäusern.

- Es wird immer schwieriger, Assistenzärztinnen und Assistenzärzte für Krankenanstalten zu gewinnen.
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System muss ausgebaut werden
Es gibt mehrere Wege diesem Problem entgegenzuwirken, jedoch gestaltet sich die Umsetzung etwas schwierig. Laut dem Bezirkshauptmann in Liezen sollten die Menschen, die in Österreich eine Ausbildung zur Ärztin oder zum Arzt absolvieren, auch im Land etwas leisten. Im besten Fall sollten sie mehrere Jahre in Österreich arbeiten.
"Die Systeme müssen ausgebaut werden. Es sollte mehr auf die moderne Technik gesetzt werden, wie zum Beispiel die elektronischen Rezepte."
Man müsse die Ärztinnen und Ärzte ebenfalls von der übermäßigen Dokumentation entlasten, denn "Ein Arzt muss heilen und keine Daten erfassen", so Sulzbacher.
Wofür ist der Arzt da?
Eine wichtige Frage, die es zu beantworten gilt: "Wofür ist der Arzt da?". Frühere Formen sind heutzutage nicht mehr existent. Früher setzte man auch sehr auf Hausmittel und suchte nur im schlimmsten Fall einen Arzt auf.
"Heute wird eine Ärztin oder ein Arzt sehr leichtfertig und bei jeder Kleinigkeit aufgesucht. Sogenannte "Helikoptereltern" machen oft aus einer Mücke schon eine Elefantenherde."
Christian Sulzbacher, Bezirkshauptmann
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