Das "Buchstabenbild" im Fürsthof
Rettung eines wertvollen Kulturguts

Das restaurierte "Buchstabenbild" im Schloss Trautenfels | Foto: UMJ/Ernst Reichenfelser
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  • Das restaurierte "Buchstabenbild" im Schloss Trautenfels
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Wenig erinnert heute nur mehr an den ehemaligen "Fürsthof" in Rottenmann. Denn obwohl das Gebäude ursprünglich sogar unter Denkmalschutz stand, wurde es 2007 endgültig abgebrochen. Noch weniger bekannt ist, dass sich im Innenhof des Gebäudes eines der Kultur- und Wirtschaftsgeschichtlich interessantesten Zeugnisse befand.

ROTTENMANN. Heute noch erinnert die Fürstgasse in Rottenmann an das dort ehemals befindliche Gebäude. Dessen wechselhafte Geschichte ist eng mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt verbunden.

Familie als Namensgeber

Seinen Namen erhielt das Gebäude durch die dort ansässig gewordene Familie Fürst, die es, ebenso wie die Familie Hillebrand durch Fleiß und Geschick zu beträchtlichem Wohlstand brachten. Beide Familien waren über Generationen Inhaber der sogenannten "Sensenhammer". Damit bezeichnete man damals die Sensenwerke. Historisch interessant ist das vor allem deshalb, weil man anhand zweier Familien sehen kann, wie man im Eisengewerbe im Bürgerstand zu Ansehen gelangen konnte.

Die alte Postkarte von 1890 aus dem Archiv Karl Weiß zeigt in Bildmitte den "Fürsthof" | Foto: Archiv Karl Weiß
  • Die alte Postkarte von 1890 aus dem Archiv Karl Weiß zeigt in Bildmitte den "Fürsthof"
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Baugeschichte des Gebäudes

Bereits 1717 kam Matthias Hillebrand nach Rottenmann und kaufte dort den ersten Sensenhammer. Über die Gründe der Übersiedlung kann man heute nur mehr spekulieren. Vermutlich war es fehlende Wasserkraft, die die Familie Hillebrand von Scharnstein nach Rottenmann kommen ließ. Das Fürsthofgebäude selbst geht auf das 18. Jahrhundert zurück und wurde mehrfach umgebaut und erweitert. Das eigentliche Buchstabenbild, das mit 1790 datiert ist, befand sich im Innenhof des Gebäudes. Über die Innenaustattung sind wir über Fotos informiert, die im Lauf der Zeit entstanden sind. Kurioserweise ist über die rege Bautätigkeit wenig bekannt. Erst durch wissenschaftliche Untersuchungen konnten die zahlreichen Veränderungen rückdatiert werden. Erst in der jüngeren Geschichte rückte das Gebäude verstärkt in den Fokus.

Versuch eines Abbruchs

1987 wurde von der in Rottenmann ansässigen Firma AHT erstmals ein Abbruchbescheid für das Gebäude, welches sich in der Fürstgasse 49 befand, eingebracht. Interessanterweise wurde seitens der Gemeinde dem Ansinnen stattgegeben. Man zeigte aufgrund der schon recht deutlichen Verfallserscheinungen kein größeres Interesse an einer Revitalisierung. In den darauffolgenden Wochen kam es jedoch zu Beschwerden von Anrainern. Nicht jedoch wegen des Fürsthofs selbst, sondern aus Angst, dass alle anderen Gebäude gleich mit abgerissen werden, weswegen man sich an das Bundesdenkmalamt wandte. Das sollte sich später als großer Glücksfall herausstellen.

Zufälliger Denkmalschutz als Glücksfall

Das Bundesdenkmalamt stellte den gesamten Fürsthof unter Schutz. Auch Einsprüche änderten nichts an der grundsätzlichen Entscheidung der Behörde. Dennoch geschah aufgrund wechselnder Besitzer nichts zur Erhaltung und es dauerte letztendlich bis 2004, bis man wieder auf das Problem aufmerksam wurde. Man wollte Teile des Fürsthofs abbrechen, um Parkflächen zu schaffen, und musste sich aufgrund des Ansinnenens wieder mit dem Bundesdenkmalamt in Verbindung setzen. Doch leider war der Zustand des Gebäudes aufgrund jahrelangem Nicht-Handeln und zahlreich wechselnder Besitzer derart schlecht, dass eine Revitalisierung des gesamten Bestandes aus wirtschaftlichen und hygienischen Gründen nicht mehr zweckmäßig erschien. Auch ein teilweiser Abbruch stand nicht zur Debatte, da aufgrund des desolaten Zustands der gesamten Anlage akute Einsturgefahr bestand. So erging 2006 der endgültige Bescheid zum Abbruch.

Abbruch des "Fürsthof" 2007. | Foto: Christine Gierer
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Rettung des "Buchstabenbildes"

So wechselvoll die Geschichte des Fürsthofs auch war, hatte gerade der Abriss zu Rettung des "Buchstabenbildes" beigetragen. Das kulturhistorisch besondere an diesem 280x167 cm großen Wandbild ist seine hohe symbolische Bedeutung. Es ist nämlich kein Bild im eigentlichen Sinn, sondern ein in insgesamt 225 regelmäßig unterteilte Rechteckfelder aufgeteiltes Buchstabengitter. Ausgehend vom zentralen roten Buchstaben "F", kann man hin zum Bildrand von allen Richtungen den Namen "FRANZHILLEBRAND" lesen. Es handelt sich dabei um den Inhaber der damaligen Rottenmanner Sensenhammer, der mit diesem Bild sich und seiner Familie ein Denkmal setzen wollte. Unter dem Bild ist noch ein Sinnspruch angebracht, der leider nicht mehr vollständig erhalten ist. Frei übersetzt könnte er gelautet haben: "Möge das Haus die Zeit überdauern/Man könnt auf mich vergessen/Das ich hier gewesen bin." Man sieht aus dem Text, dass sich Franz Hillebrand durchaus seiner eigenen Sterblichkeit bewusst gewesen ist und das erinnern an seine eigene Person damit ermöglichen wollte. Das ist vor allem deshalb interessant, weil es doch recht ungewöhnlich war, dass sich jemand aus dem Handwerk auf diese Weise ein Denkmal setzen wollte. Auch, wenn die Familie Hillebrand zu den bedeutensten Eisengewerken der Region zählte.

Familie Fürst als Nachfolger

Nach der Dynastie Hillebrand war es die Familie Fürst, die die Sensenhammer in Rottenmann besaß. Auch sie dürften sich ihrer besonderen Stellung innerhalb Rottenmanns bewusst gwesen sein, wie eine Widmung unterhalb des Buchstabenbilds bezeugt. Sie war in Latein abgefasst und lässt sich wie folgt übersetzen: "Dem Gedenken an Franz Hillebrand, dem Vorgänger[von] 1801,[diene] diese Inschrift. Fürst, Nachfolger". Es zeigt sich, dass sich die Familie Fürst als legitimer Nachfolger eines offenbar hoch geschätzten Franz Hillebrand gesehen haben muss. Sonst hätte dieser Zusatz keinen Sinn gehabt. Gleichzeitig will man sich damit selber ein Denkmal setzen, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Somit zeigt sich anhand eines Wandbildes das Selbstverständnis zweier Familien, die durch ihr Handwerk zu den einflussreichsten Familien der Region geworden waren.

Das Buchstabenbild an seinem ursprünglichen Ort, im Innenhof des "Fürsthofs" | Foto: Christine Gierer
  • Das Buchstabenbild an seinem ursprünglichen Ort, im Innenhof des "Fürsthofs"
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Mezäne und Stifter

Vor allem die Familie Hillebrand verstand sich durch ihren erarbeiteten Wohlstand als Gönner für die Region. Von einem tiefen Glauben geprägt, zeugen noch heute einige wertvolle Gegenstände, wie eine Monstranz von 1766. In enormen Bedeutung, die damals einer Messfeier beigemessen wurde, wollte man gleichzeitig sein eigenes Andenken verewigen. Dazu passt auch das relativ komplexe Muster des "Buchstabenbildes". Man wollte kein "profanes", "einfaches" Andenken, sondern damit an die mittelalterliche Tradition von "Buchstabenbildern" anknüpfen. So herausragend die eigene Stellung in Rottenmann gewesen ist, so besonders sollte demnach auch die Familie in Erinnerung gehalten werden. Man wollte durch dieses Bild auch zeigen, dass man nicht nur Einfluss hatte, sondern zugleich auch den hohen Bildungsgrad als bürgerliche Familie darstellen.

Verbleib des "Buchstabenbildes"

Heute hängt das Buchstabenbild im Schloss Trautenfels. Es wurde vor dem Abriss des Fürsthofs abgenommen und aufwändig restauriert. Man kann es als Taelebild im Lichthof des Schlosses bewundern. Wenn auch der ursprüngliche Zusammenhang des Bildes nicht mehr gegeben ist, ist es doch ein interessantes Objekt, da es einen Bezug zu einem einst wichtigen Wirtschaftszweig im Paltental herstellt.

Das restaurierte "Buchstabenbild" im Schloss Trautenfels | Foto: UMJ/Ernst Reichenfelser
Das Buchstabenbild an seinem ursprünglichen Ort, im Innenhof des "Fürsthofs" | Foto: Christine Gierer
Die alte Postkarte von 1890 aus dem Archiv Karl Weiß zeigt in Bildmitte den "Fürsthof" | Foto: Archiv Karl Weiß
Abbruch des "Fürsthof" 2007. | Foto: Christine Gierer
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