Abt Gerhard Hafner Im Gespräch
Wenn der Beruf zur Berufung wird

Gerhard Hafner ist seit 2017 Abt des Benediktinerstiftes Admont. | Foto: Stefan Leitner
2Bilder
  • Gerhard Hafner ist seit 2017 Abt des Benediktinerstiftes Admont.
  • Foto: Stefan Leitner
  • hochgeladen von Peter Reichmann

Dass ein Beruf auch Berufung sein kann, zeigen immer wieder Menschen, die sich mit ihrem Beruf ganz und gar identifizieren. Einer jener Menschen ist der Abt des Stiftes Admont, Gerhard Hafner. Ein Gespräch über seinen Werdegang, die Herausforderungen unserer Zeit, und warum Menschen noch glauben.

Wie war Ihr Weg hin zu einer geistlichen Laufbahn?
ABT GERHARD HAFNER: Eigentlich begann meine Berufung zum geistlichen Lebensweg schon recht früh. Schon in der Zeit als Volksschüler war ich in meiner Heimatpfarre Trieben aktiv und habe dort jeden Sonntag ministriert. Mit 14 wurde es dann konkreter, dass ich diesen Weg gehen möchte. Damals gab es in Trieben mit Eduard Toblier eine Pfarrergröße, die weit über den Bezirk Liezen hinaus bekannt gewesen ist. Er unterstützte mich maßgeblich in meinem Ansinnen und band mich immer mehr in die Arbeit der Pfarre ein.

Wie ging es weiter?
Ich ging dann ins Gymnasium Stainach und habe dort 1983 die Matura abgelegt. Während sich meine Klassenkameraden gefreut haben, dass sie endlich die Prüfungen geschafft haben, habe ich mich zu Hause mit den Worten gemeldet "der Weg ins Priesterseminar ist frei". Dabei war es ursprünglich gar nicht vorgesehen, dass ich in einen Orden eintrete, sondern gleich ins Priesterseminar gehe. Ich hätte mir damals eher vorstellen können, Priester in einer Pfarre werden zu können, als Ordenspriester zu werden

Wie war Ihre Zeit in Graz?
Damals waren ja noch um einiges mehr Priesteramtskanditaten eingeschrieben als heute. Da waren wir so um die 100 junge Studenten aus verschiedenen Jahrgängen, also alles in allem eine recht große Gemeinschaft, die einen auch durch alle Höhen und Tiefen seiner Berufung, aber auch durch das Theologiestudium getragen haben. Denn Zweifel, ob es denn letztlich der richtige Weg ist, den man gewählt hat, begleiten einen durch die gesamte Ausbildung.

Der gebürtige Triebener findet, dass "gerade Krisen oft eine Chance sind, wieder zum Glauben zu finden." | Foto: Stefan Leitner
  • Der gebürtige Triebener findet, dass "gerade Krisen oft eine Chance sind, wieder zum Glauben zu finden."
  • Foto: Stefan Leitner
  • hochgeladen von Peter Reichmann

Und nach dem Priesterseminar?
Nach dem Theologiestudium 1989 ging es für mich eigentlich recht linear weiter. Zuerst ist man Assistent bei einem Pfarrer, um auch die praktischen Seiten und Anforderungen des Priesteramtes kennenzulernen. Für mich ging es damals in die Pfarre Pöls ob Judenburg. 1990 folgte dann meine Priesterweihe, die ich zusammen mit dem heutigen Bischof Wilhelm Krautwaschl empfangen habe.
Danach wurde ich für vier Jahre Kaplan in Schladming. Etwas, dass mir als gebürtigem Obersteirer natürlich sehr recht gewesen ist. Und wenn man wieder im Bezirk Liezen tätig sein darf, bleibt auch der Kontakt zum Stift Admont nicht aus. Es ergab sich dann für mich durch meine Kaplanstätigkeit immer mehr die Gewissheit, dass mich mein weiterer Lebensweg in einen Orden und somit nach Admont führen wird.

Was ist das Besondere am Ordensleben und wie sah Ihr Weg zum Mönch aus?

Das Besondere an einem Kloster ist einfach die Gemeinschaft, die man im Gebet aber auch im Alltag erfährt. So kam ich 1994 in den Orden und begann dort das Noviziat, um die Gemeinschaft besser kennenzulernen und die Ordensregeln zu studieren. Es war ein Vorteil, schon Priester gewesen zu sein, denn so konnte ich damals gleich die vielen unterschiedlichen Pfarren besser kennenlernen. Dennoch kann einem das Noviziat auch einige Schwierigkeiten bereiten, denn es soll ja auch eine Zeit des Nachdenkens werden, ob der eingeschlagene Weg auch der richtige ist. Und wenn man – so wie ich – von seiner Kaplanstätigkeit auf Null eingebremst wird, kann ein Jahr auch lang werden.
Nach dem Noviziat folgte die zeitliche Profess und letztlich 1999 die sogenannten "Ewigen Gelübde", wo ich mich dann auf Lebenszeit an das Stift Admont gebunden habe.

Was waren Ihre Stationen als Benediktiner in Admont?
Es folgten einige Aufgaben, wobei ich bis heute als Pfarrer von Admont sehr gerne tätig bin. Dazwischen war ich gleichzeitig 15 Jahre lang als Dechant des Dekanates Admont tätig. Da hilft es einem schon, dass ein recht durchgetakteter Arbeitstag auch durch Gebetszeiten unterbrochen wird, um sich wieder sammeln zu können und Kraft für den Alltag zu finden.
2017 war für mich natürlich ein besonderes Jahr, als mich meine Mitbrüder schließlich zum Abt gewählt haben. Ich war zwar schon vorher eine Zeit lang Stellvertreter meines Vorgängers Bruno Hubl, dennoch ist man am Tag seiner Wahl trotzdem wegen des entgegengebrachten Vertrauens überrascht. Gerade zu Beginn einer Amtszeit braucht man Zeit, bis man sich an seine neue Aufgabe gewöhnt, doch im Konvent und in der Verwaltung haben wir ein tolles Miteinander, dass bis heute so geblieben ist.

Was sind Ihrer Meinung nach die besten Vorraussetzungen, wenn man sich überlegt, selbst ins Kloster einzutreten?

Ich möchte hier ein wenig mit unserem Ordensgründer, dem Heiligen Benedikt, antworten, der es mit dem Wort "Gottsuche" auf den Punkt gebracht hat: Es soll demjenigen als Ankerpunkt im Alltag dienen. Dazu gehört natürlich auch, regelmäßig zu beten und den Gottesdienst zu besuchen. Also, wenn einem das überhaupt nicht liegt und vielleicht schnell auf die Nerven geht, dann kann ein Leben im Kloster durchaus zur Herausforderung werden.

Wie gestaltet sich das Zusammenleben untereinander?

Man darf nicht vergessen, dass man ja in einer Gemeinschaft lebt, wie es heute auch nicht mehr so üblich ist – nämlich mehrere Generationen unter einem Dach. Das kann Vorteile haben, vor allem weil die Jüngeren oft von der Lebenserfahrung der älteren Mitbrüder profitieren. Andererseits ist nicht jeder Mensch jeden Tag gleich gut gelaunt, so ist es natürlich auch bei uns. Da kann schon einmal ein schärferer Diskurs daraus erwachsen. Kurz gesagt, es menschelt natürlich auch in einem Kloster, dass sollte einem Interessenten bewusst sein.

Würde Sie sagen, dass die Pandemie die Menschen wieder mehr glauben lässt?

Generell können gerade auch Krisen oft eine Chance sein, wieder zum Glauben zu finden. Manche sagen, sie glauben "an etwas Höheres", dass ist für uns als christliche Gemeinschaft natürlich ein guter Anknüpfungspunkt, Menschen wieder zum katholischen Glauben hinzuführen. Da hilft uns auch unser benediktinischer Leitspruch "Ora et labora et lege", also bete und arbeite und lies. Denn es ist weder das Gebet alleine, noch die Arbeit oder das Lesen, dass uns zu vollkommenen Menschen macht, sondern es ist dieser Dreiklang, der dem Leben Sinn gibt, gerade in einer Zeit, die immer hektischer und hektischer wird. Das hat sich auch in Zeiten der Pandemie gezeigt, wo wir im ersten strengen Lockdown ja selbst nicht wussten, was da konkret auf uns zukommt.

Wie haben Sie im Kloster die Zeit des Lockdowns verbracht, gab es Möglichkeiten zur Messfeier?

Da haben wir beispielsweise die Oster- und Weihnachtsgottesdienste übers Internet übertragen und enorme Zugriffszahlen verzeichnet. Da hat man schon gemerkt, dass die Menschen wieder vermehrt Halt im Glauben suchen. Auch nach der Zeit der strengen Maßnahmen war der "Vor-Ort-Besuch" recht stark ausgeprägt, also meine Sorge, dass die Menschen uns in Admont fernbleiben, die war wirklich unbegründet.
Viele sprechen mich immer noch darauf an, doch wir haben uns bewusst gegen eine weitere Übertragung unserer Gottesdienste übers Internet entschieden, denn für uns gehört die Messfeier in den Kirchenraum und nicht ins Wohnzimmer. Wir sind froh, über moderne Technik so viele Menschen erreicht zu haben, aber blicken noch viel positiver in die Zukunft, wenn wir wieder alle ohne jede Einschränkung zusammenkommen können.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das könnte dich auch interessieren:

Stift Admont will Kultur von zuhause aus erlebbar machen
Gerhard Hafner ist seit 2017 Abt des Benediktinerstiftes Admont. | Foto: Stefan Leitner
Der gebürtige Triebener findet, dass "gerade Krisen oft eine Chance sind, wieder zum Glauben zu finden." | Foto: Stefan Leitner
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.