Immobilien sind in Krisenzeiten besonders gefragt

Offen für Neues: Wegen der Corona-Krise und aus Angst vor einem Crash der Wirtschaft haben viele in Immobilien investiert. | Foto: Pexels/PhotoMIX Company
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Immobilienmakler Fabio Perali spricht unter anderem über Zweitwohnsitze und ein durch Corona verändertes Kaufverhalten der Klienten.

Wie ist die Immobilienbranche bisher durch die Krise gekommen?
FABIO PERALI: Der erste Lockdown war auch für unsere Branche herausfordernd. Ab dem Sommer hat sich das Blatt langsam gewendet und das Interesse an Immobilien in unserer Region war fortan wieder gegeben. Ganz sicher brachte auch für unsere Branche dieses Corona-Jahr zahlreiche Nachteile, da viele Interessenten ob der unsicheren Quarantäne-Bestimmungen nicht wie bisher zu Besichtigungen kommen konnten oder wollten. Uns war es weitestgehend möglich, Home-Office zu betreiben oder mit Whatsapp-Video-Besichtigungen am Objekt unsere Kunden trotzdem informiert zu halten.

Im Oberen Ennstal und im Salzkammergut sind Immobilien begehrt. Wie ist die Nachfrage in anderen Gemeinden im Bezirk?
Na ja, der Trend des „Ausweichens“, von den Hotspots mit spürbar gestiegenen Preisen in die umliegenden Gemeinden, erfreut sich ja schon seit der Ski-WM 2013 großer Beliebtheit. Im Oberen Ennstal haben einige Regionen stark nachgezogen. Einerseits bieten sie den Menschen deren ureigene Schönheit der jeweiligen Landschaft mitsamt der vielen Freizeitangebote, andererseits eine über die Jahre stark verbesserte Infrastruktur. Eine tolle Sache, da auch viele Einheimische meiner Meinung nach stark von dieser Weiterentwicklung profitieren. Die Kehrseite manifestiert sich klarerweise im sich anpassenden Preis für Grund und Boden.
Im Bereich Mittleres Ennstal kam es zuletzt zu einem deutlichen Anstieg an Immobilienprojekten und es gab mehr Angebote als bisher. Ganz interessant ist die Situation rund um die geplante Errichtung eines neuen Leitspitals. Dies hat doch viele Menschen veranlasst, in der betroffenen Region in Immobilien zu investieren.

Wenn ein Wohnobjekt in den typischen Tourismusgemeinden angeboten wird, melden sich dann fast nur Menschen, die nicht aus der Region stammen?
Das kann man so pauschal nicht beantworten. Das kommt natürlich auf das Angebot an. Aber glauben Sie mir, wir freuen uns immer sehr, wenn sich Einheimische melden und zu Besichtigungen kommen. Unter anderem deswegen, weil wir klarerweise auch wissen, dass dies gerade für junge Menschen seit geraumer Zeit immer schwieriger wird.

Wie sehen Sie die Diskussion rund um die Zweitwohnsitze?
Zuerst einmal finde ich es persönlich sehr schön, dass hierzu auch einmal die Meinung von uns Maklern gefragt ist. Meist liest und sieht man in den Medien ja immer nur Bauträger und Gemeindevertreter ihre Standpunkte ausfechten. Ich möchte aber vorausschicken, dass wir als Makler absolut nur Vermittler sind, welche die Verpflichtung zur bestmöglichen Beratung – natürlich auch der diversen Rechte und Gesetze entsprechend – haben und erfüllen. Wir sind nicht da, um zu beeinflussen. Regeln sind da, aber wir können nur darauf hinweisen, was im Detail erlaubt ist, unter welchen Bedingungen und mit welchen Risiken. Wir wissen natürlich, dass das oft nicht ganz einfach ist.

Und Ihre persönliche Meinung?
In unserem Job haben wir sehr viel Kontakt mit Menschen aus nah und fern, die hier in unserer schönen Gegend in Immobilien investieren. Wir haben aus meiner Sicht eine tolle Mischung von Menschen aus aller Herren Länder, die bodenständig und dankbar sind, bei uns etwas zu erwerben. Diese Menschen lassen – so sehe ich es – sehr wohl viel Geld hier, ob beim Skifahren, in der Gastronomie oder im Handel. Man braucht nur mit den Gewerbetreibenden vor Ort sprechen: Ganz viele würden ohne die Zweitwohnsitze, ich gehe grundsätzlich von Erlaubtem aus, längst nicht so viele Arbeitsplätze schaffen können oder gar geschäftlich überleben. Und ich weiß von meinem Chef, der ja auch Unternehmer ist und dessen Tun in erster Linie darauf abzielt, wirtschaftlich gesund zu sein und zu bleiben, dass man Wirtschaft und das heißt in weiterer Folge auch Arbeitsplätze, nicht durch Verhindern, durch Abschotten, durch Ausgrenzen und durch Steinzeitdenken mit Veränderungsunwilligkeit überleben lässt. Aber mir ist absolut klar, einfach haben es unsere Gemeinden nicht, zumal die Bedürfnisse aller befriedigt werden müssen. Die Zweitwohnsitzthematik ist sicherlich ein Thema, das uns noch länger beschäftigen wird, dazu muss man kein Prophet sein.

Mieten oder Kaufen: Was sagt der Profi?
Es ist eine Frage, die sich viele stellen: Soll ich mein Leben lang Miete zahlen oder das Geld nicht doch besser in einen Kredit stecken, sodass mir die eigenen vier Wände irgendwann gehören? Perfekt, wenn man die Möglichkeit dazu hat, denn am Ende der Laufzeit ist man ja Eigentümer – während man, wenn man aus der Mietwohnung wieder auszieht, mit leeren Händen dasteht. Das ist in der Praxis natürlich für uns Einheimische nicht immer so einfach, wenn man teilweise mit Quadratmeter-Preisen wie in Salzburg oder Wien konfrontiert ist. Wenn man in der glücklichen Lage ist, dass man sich für eine Finanzierung qualifiziert, profitiert man natürlich extrem von der seit Jahren andauernden Niedrigzinsphase.

Benötige ich einen Makler, wenn ich ein Objekt kaufen oder verkaufen möchte?
Der Immobilienmarkt ist komplexer, als viele Leute glauben. Selbstverständlich kann jeder Eigentümer selbst seine Immobilie auf den gängigen Plattformen versuchen zu vermarkten. Da es in der Regel um sehr viel Geld geht, ist das Hinzuziehen eines guten Maklers natürlich zu empfehlen. Immobilienmakler setzen sich tagtäglich mit dem heimischen Immobilienmarkt auseinander und kennen diesen sehr gut. Jeder auch noch so kleine Fehler könnte sehr viel Geld kosten und da kann die Expertise eines kompetenten Maklers nur von Vorteil sein. Welchen Mehrwert ein Immobilienmakler bringen kann, sollte jeder selbst in Erfahrung bringen und es steht jedem zu, hierbei genau die Leistungen zu hinterfragen. Vergessen sollte man aber nie, dass wir nur dann bezahlt werden, wenn wir die vereinbarte und gewünschte Vermittlung schaffen.

Ist eine Immobilie die beste Wertanlage?
Jedenfalls eine der besten Wertanlagen. Wenn ich jetzt als Beispiel die Region Schladming-Dachstein hernehme, wäre wohl die einzige Gefahr für Immobilienbesitzer, dass deren Eigentum signifikant an Wert verlieren könnte, dass nachhaltig ganz viele Menschen, salopp formuliert, „keine Lust“ mehr auf unsere wunderschöne Bergwelt haben oder aus anderen Gründen nicht mehr gerne zu uns kommen, um den Urlaub zu verbringen. Aber genau das wollen wir ja wohl alle zusammen auf gar keinen Fall jemals herbeiführen. Wenn man zudem sieht, wie sich der Sommer bei den Gästen immer höherer Beliebtheit erfreut, dann betrachte ich diese Tatsache als weiteren Indikator, dass Immobilien bei uns eine absolut tolle Wertanlage bieten.

Sind Interessenten durch die Corona-Krise vorsichtiger geworden?
Natürlich gab es dieses Jahr einige, die sehr zurückhaltend und unentschlossen waren. Aber die meiste Erfahrung habe ich persönlich heuer mit Menschen gemacht, die ganz und gar nicht vorsichtig sind. Im Gegenteil, gerade jetzt gegen Jahresende haben einige die Chance ergriffen und in Immobilien investiert, da sie Angst vor einem Crash in anderen Anlagebereichen als Auswirkung der Corona-Pandemie haben.

Offen für Neues: Wegen der Corona-Krise und aus Angst vor einem Crash der Wirtschaft haben viele in Immobilien investiert. | Foto: Pexels/PhotoMIX Company
Fabio Perali ist Immobilienmakler bei Remax. | Foto: Foto Tom
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