WKO on Tour im Bezirk
"Leute, die arbeiten wollen, nicht bestrafen"

"WKO on Tour": Herbert Ritter (Vizepräsident Wirtschaftskammer Steiermark), Herbert Hansmann (Geschäftsführer Biowärme Bad Mitterndorf) und Egon Hierzegger (Regionalstellen-Obmann) | Foto: Sabine Lienbacher
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„Ennstal und Salzkammergut, wir haben ein Problem!“ lautete die Warnung. Im Rahmen von „WKO on Tour“ besuchten Herbert Ritter, Vizepräsident der WKO Steiermark, und Regionalstellen-Obmann Egon Hierzegger Betriebe der Region. Sie hörten sich die Sorgen und Nöte der Unternehmerinnen und Unternehmer an, die zunehmend vom Arbeitskräftemangel und den steigenden Energiepreisen betroffen sind.

BAD MITTERNDORF. Geschäftsführer Herbert Hansmann stellte die Biowärme Bad Mitterndorf kurz vor. Die bäuerliche Betreibergenossenschaft wurde 1996 gegründet und versorgt 440 Objekte in Bad Mitterndorf mit Energie. „Wir sehen uns als Pioniere“, sagte Herbert Hansmann, und „sind für alle Fragen der erneuerbaren Energie zuständig.“ Die Biowärme Bad Mitterndorf ist zudem das erste Heizwerk in der Steiermark, das einen Lehrling ausbildet.

Der Geschäftsführer der Biowärme Bad Mitterndorf, Herbert Hansmann (Mitte) war der Gastgeber für den gemeinsamen Austausch. | Foto: Sabine Lienbacher
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Herbert Ritter, Vizepräsident der WKO Steiermark, bezog Stellung zur aktuellen Energiekrise. Momentan kommen bereits 75 Prozent des steirischen Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen. Um auch die restlichen 25 Prozent umzusetzen, bräuchte es einen großflächigen Infrastruktur- und Speicherausbau. Man habe einen Konflikt zwischen Naturschutz und Klimaschutz: „Es spießt sich halt, irgendwo muss man eben einen Kompromiss finden. Wir wollen natürlich nicht alles zubauen, aber beides zu 100 Prozent kann man nicht realisieren.“

Verzögerungen nicht mehr tragbar

Er sieht aktuellen Handlungsbedarf bei den Genehmigungsverfahren, die seiner Meinung nach massiv beschleunigt werden müssen. Seitens des Energieinstituts der Wirtschaft wird der bundesweite Investitionsbedarf bis zum Jahr 2030 mit rund 70 Milliarden Euro beziffert. Das könne mit den derzeitigen Parametern im UVP-Gesetz nicht gelingen, ist Ritter überzeugt. Weitere jahrelange Verzögerungen im Energiebereich seien schlicht nicht mehr tragbar.

Auf die Frage, wie es bei strom- und energieintensiven Betrieben aussieht, Bad Mitterndorf besitzt beispielsweise zwei Bäckereien, weist er auf den Energiekostenzuschuss für Unternehmen und Betriebe hin: "Hier ist eine Förderung von bis zu 30 Prozent möglich."

Ein weiteres Thema, das für die Wirtschaft zusehends an Brisanz gewinnt, ist die immer schwierigere Suche nach Personal. Wie massiv Unternehmen der Region diese Folgen bereits spüren, zeigt die aktuelle Auswertung des WKO-Fachkräfteradars für das erste Halbjahr. Als Indikator herangezogen wird die Zahl der Arbeitslosen (ab Lehre) pro offener Stelle. Innerhalb nur eines Jahres hat sich die Zahl der Mangelberufe in der Steiermark, auch im Bezirk Liezen verdoppelt: Waren es 2021 noch 74, sind es aktuell 155 Berufe, die in diese Kategorie fallen.

Die Top 10-Mangelberufe 2022 im Bezirk

  • Ärzte/Ärztinnen
  • Medizinisch-technische Fachkräfte (m/w/d)
  • Diplomierter Krankenpfleger/diplomierte Krankenpflegerin
  • Metallhilfsarbeiter/Metallhilfsarbeiterin
  • Kaffeemittel-, andere Nahrungsmittelhersteller/-herstellerinnen
  • Händler/Händlerinnen und Verkäufer/Verkäuferinnen von Textil- und Bekleidungswaren
  • Kellner/Kellnerinen
  • Gaststättenköche/Gaststättenköchinnen
  • Buchhalter/Buchhalterinnen
  • Techniker/Technikerinnen für Maschinenbau

Zahlreiche Unternehmen in Österreich suchen verzweifelt Personal. Die ÖBB wollen, so ÖBB-Vorstandschef Andreas Matthä, beispielsweise ab Jänner 2023 einen Mindestlohn von 2.000 Euro brutto zahlen. Auf die Frage, was er davon halte, sagt Herbert Ritter: „Es sollte jeder fair entlohnt werden, das ist ein wichtiger Faktor, weil nur ein motivierter Mitarbeiter oder eine motivierte Mitarbeiterin ein guter Mitarbeiter ist.“

"Leute, die arbeiten wollen, nicht bestrafen"

Regionalstellen-Obmann Egon Hierzegger sieht ebenfalls massivenHandlungsbedarf, vor allem aufgrund von Pensionierungen. Er fordert, „dass Pensionistinnen und Pensionisten, die noch gerne arbeiten wollen, nicht bestraft und von erneuten Pensionsversicherungsbeiträgen befreit werden.“

Verbesserungsbedarf ortet er auch in anderen Bereichen. Die Arbeitszeit sei rückläufig, weil immer mehr Junge nur noch Teilzeit arbeiten wollten. Hier müssten die Rahmenbedingungen verbessert werden. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Kinderbetreuung: „Mütter können nicht arbeiten, weil es zu wenig Betreuungsplätze gibt.“

Infos zum Energiekostenzuschusswww.wko.at/service/energie-energiekostenzuschuss-unternehmen-betriebe.html

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