Erblindet: Klaus Pinkas schafft sich seine stabile Innenwelt durch Yoga
In der Volksschulzeit hat seine schrittweise Erblindung begonnen. Der 78-jährige Stainacher hat sich durch Yoga und Meditation eine sinnerfüllte Welt erschaffen.
In der Volksschulzeit verlor Klaus Pinkas innerhalb einiger Jahre sein Augenlicht. Eine Situation, die angesichts der geschichtlichen Umstände der damaligen Zeit eine sehr große Herausforderung war. Als im Jahr 1940 Geborener spielte auch der gesellschaftliche Druck dieser von Hitler geprägten Zeit eine enorme Rolle. "Das Erblinden an sich ist ja schon persönlich höchst unangenehm", schildert der Stainacher die Umstände. "Der Selbstwert hat massiv darunter gelitten, das wurde dann mit dem Erlernen des Yoga schnell anders", sagt der heute 78-Jährige.
Neuer Weg - neues Ziel
Es begann als Herbstprogramm für ihn und seine Frau. So meldeten sich die beiden bei der Universitäts-Turnanstalt für Yoga, Segeln und Reiten an. "Das Yoga hat bei mir sofort so gegriffen, dass wir Anfang April des Folgejahres schon nach Indien gereist sind", erzählt Klaus Pinkas. Mit der Eisenbahn ging es also 1974 in dieses bunte Land. "Ein damals 84-jähriger Guru hat uns das Yoga nahegebracht. Insgesamt verbrachten wir so fast 2 Jahre in Indien", spricht Klaus Pinkas über seine Erfahrungen mit Yoga.
Eine Reise zu sich selbst
Die Zeit in Indien nutzte das weltoffene Paar nicht nur, um die Yoga- und Meditationspraxis zu erlernen, sondern reiste auch querfeldein durch Indien. Ein Höhepunkt ihrer Auseinandersetzung mit dem Land war das Aufsuchen der Quelle des Ganges: "Beim Reisen war es für mich von Vorteil, meinen Körper und meinen Geist durch die Übungen im Yoga so geschult zu haben", führt Pinkas die Reiseumstände aus. "Wir waren zum Beispiel in Nepal. Der Zwölf-Tages-Marsch zum Basislager des Mount Everest hatte es in sich. Da geht man auch über ganz schmale, selbstgebaute Brücken. Vor allem in Situationen wie diesen habe ich gespürt, wie wichtig mein Körperbewusstsein ist", stellt der blinde Stainacher fest.
Yoga und Meditation
Auch die in Indien erlernte Meditationspraxis half dem reisefreudigen und lebensfrohen Mann, die Aufmerksamkeit auf die Gegenwart und den Moment zu richten. Auf die Frage, was denn genau Meditation sei, antwortet Pinkas:" Beim Meditieren richtet man die Aufmerksamkeit auf einen Punkt, bis diese Konzentration plötzlich zusammenbricht. Das Gehirn hält das nicht sehr lange aus, sich nur auf einen kleinen Bereich zu konzentrieren. Und dann kommt der Moment der Stille, wo sich das Unbewusste rührt." In seinen Ausführungen vergleicht Klaus Pinkas das Laufen, Berggehen und sämtliche Ausdauersportarten mit der Wirkung von Meditation.
Nachhaltige Körperarbeit
Ab und an taucht der agile Mann heute noch in Yogaübungen ein. In den letzten Jahren hat sich Klaus Pinkas dem Schreiben eines Buches gewidmet. "Yoga als klassische Aufklärung", so der Titel, der eine spannende Aufbereitung jahrelanger Praxis garantiert.
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