Das stete Arbeiten am Wir-Gefühl
Fritz Pichler ist Bürgermeister in Stanz – mit unkonventionellen Zugängen und viel Selbstbewusstsein fürs Dorf.
Mit dem Stanzer Bürgermeister Fritz Pichler von der Bürgerinitiative "Für eine lebenswerte Stanz" schließt die WOCHE die regionalen Bürgermeistergespräche ab.
Fritz Pichler wurde durch die Eigenständigkeitsbestrebungen der Stanzer innerhalb der Gemeindestrukturreform in die Kommunalpolitik gespült. Mit Hilfe der ÖVP wurde er im April zum Bürgermeister gewählt und hat somit Peter Bader (SPÖ) – einen Fusionsbefürworter – als Bürgermeister abgelöst.
Reißt es Sie eigentlich noch, wenn Sie mit Herr Bürgermeister angesprochen werden?
Fritz Pichler: Es ist immer noch ungewohnt, vor allem für einen, der Hierarchien stets hinterfragt.
Wie definieren Sie das Amt des Bürgermeisters für sich?
Ich soll die Menschen zusammenführen, und nicht trennen. Zudem bin ich die erste Ansprechperson in der Gemeinde. Ich muss aktiver Motor sein, Dinge im Ort in Gang zu bringen. Und ich bin draufgekommen: Die Arbeit taugt mir, obwohl ich im Beruf ordentlich Abstriche machen muss.
Was treibt Sie als Bürgermeis-ter eigentlich an?
Wir Stanzer haben uns erfolgreich gegen die Zwangsfusion gewehrt. Ich und mein Team von der Bürgerinitiative konnten die Bevölkerung davon überzeugen, dass die Eigenständigkeit der bessere Weg für Stanz ist, jetzt müssen wir diese Erwartungen auch erfüllen. Wir wollen zeigen, dass Politik auf kommunaler Ebene auch anders machbar ist als bisher. Dabei haben wir einen Vorteil: Wir sind keine Partei, wir müssen nicht auf Wahlerfolge abzielen.
Haben Sie den Schritt schon einmal bereut?
Nein, noch keinen einzigen Tag.
Wie ist die Stimmung im Gemeinderat?
Gut. Sämtliche Vorgänge und Informationen sind transparent, wir haben nichts zu verstecken. Wenn SPÖ oder ÖVP gute Ideen haben – nur her damit. Wir brauchen viele, gute Ideen.
Wie ist das nachbarschaftliche Verhältnis zur Nachbargemeinde Kindberg?
Das Verhältnis muss besser werden. Die Zusammenarbeit muss professioneller werden.
Sie setzen sehr auf Einbindung der Bürger. Sind die Stanzer schon reif für einen Bürgerbeteiligungsprozess?
Es herrscht eine Aufbruchstimmung im Dorf. In der Gegenwehr zum Fusionsprozess haben wir Stanzer gesehen, dass wir etwas bewegen können, wenn wir uns auf die Füße stellen. Diese Motivation müssen wir jetzt nutzen. Wir brauchen eine Stärkung des Wir-Gefühls und wir müssen verstärkt Selbstverantwortung wahrnehmen; die Zeiten einer Vollkaskomentalität sind endgültig vorbei.
Ihr Lieblingsplatzerl in der Stanz?
Es gibt so viele schöne Plätze, ich kann mich schwer entscheiden: Hinterleiten, Teich, Kitzl. Ich bin halt ein leidenschaftlicher Stanzer.
Markus Hackl
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