Nachgefragt
Herausforderungen in Schulen gehen weit über Pisa hinaus

Die unlängst veröffentlichen Ergebnisse der aktuellen Pisa-Studie zeigen einen gewissen Leistungsabfall in Österreichs Schulen. | Foto: MeinBezirk.at
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  • Die unlängst veröffentlichen Ergebnisse der aktuellen Pisa-Studie zeigen einen gewissen Leistungsabfall in Österreichs Schulen.
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Am 5. Dezember 2023 hat die OECD die Ergebnisse der PISA-Erhebung 2022 vorgestellt. 690.000 Schülerinnen und Schüler aus 81 Ländern und Volkswirtschaften hatten an der Erhebung teilgenommen. Österreich verzeichnete einen Rückgang bei den Mathematik-Leistungen. 

STEIERMARK/MÜRZTAL. In Österreich nahmen rund 6.200 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 16 Jahren aus mehr als 300 Schulen an der PISA-Studie 2022 teil. Sie mussten dabei einen zwei Stunden langen Text am Computer absolvieren. Der Schwerpunktbereich war die Mathematik. Genau dort zeigte sich schließlich auch der größte Leistungsabfall, wobei die österreichischen Schülerinnen nach wie vor deutlich über dem Mittelwert der OECD-Staaten liegen. Genauso verhält es sich auch beim Lesen sowie in den Naturwissenschaften. In beiden Kategorieren fanden keine signifikanten Verschlechterungen statt. Wir haben uns dazu mit den Schulleitern Juri Höfler vom BORG Kindberg und Erich Leitenbauer von der HAK Mürzzuschlag unterhalten.  

Anforderungsprofil hat sich massiv verändert

"Die meisten kämpfen seit eh und je mit Mathematik, das hat sich in meiner Wahrnehmung als Schulleiter nicht verändert. Was sich verändert hat, ist das Anforderungsprofil, das enorm geworden ist. Schüler, die vor 20 Jahren maturiert haben, würden eine heutige Mathe-Matura in den meisten Fällen nicht schaffen und umgekehrt", sagt BORG Kindberg Direktor Juri Höfler

Juri Höfler, Schulleiter am BORG Kindberg: "Die Schülerinnen und Schüler sind nicht schlechter geworden. Das Anforderungspotenzial hat sich massiv geändert." | Foto: Hofbauer
  • Juri Höfler, Schulleiter am BORG Kindberg: "Die Schülerinnen und Schüler sind nicht schlechter geworden. Das Anforderungspotenzial hat sich massiv geändert."
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Dem pflichtet auch der Schulleiter der Mürzzuschlager HAK Erich Leitenbauer bei. "Dass die Schülerinnen und Schüler schlechter geworden sind, kann man so nicht stehen lassen. Früher musste man Dinge auswendig lernen, die nicht verfügbar waren, heute sind die Kompetenzen ganz anders. Die Jugendlichen hantieren mit digitalen Plattformen und neuen Technologien, die die ältere Generation gar nicht versteht", so Leitenbauer. "Wir haben heuer erstmals eine 5. Klasse, wovon die Hälfte bei der ersten Schularbeit in Informatik ein Sehr gut geschrieben hat", bekräftigt Höfler die Aussage seines Kollegen. 

"Unterricht befindet sich in einem ständigen Wandel. Wir haben viele große gesellschaftliche Herausforderungen und unsere Schülerinnen und Schüler setzen sich damit auseinander. Im Kontakt mit ihnen, sehe ich so viele positive Seiten, wie sie die Welt analysieren und sich kritisch mit den Themen beschäftigen."
Juri Höfler, Schulleiter BORG Kindberg

Lesekompetenz beginnt im Kindesalter

Hinsichtlich der viel zitierten mangelnden Lesekompetenz von Kindern und Heranwachsenden weist der BORG Direktor darauf hin, dass Jugendliche, denen von Kindheit an nicht vorgelesen wurde, diese Lesekompetenz seiner Erfahrung nach nicht mehr aufholen können. "Den Stellenwert der familiäre Verbundenheit mit Büchern kann man gar nicht genug herausstreichen. Das ist extrem wichtig. Und wir merken schon, dass Jugendliche, die weniger oft zu einem Buch greifen, auf Kurznachrichten spezialisiert sind und sich mit längeren Texten oftmals schwer tun", erklärt Höfler, der die größte Herausforderung im gegenwärtigen Unterricht darin sieht, die Kinder und Jugendlichen dort abzuholen, wo sie sich befinden.

Erich Leitenbauer, Schulleiter der HAK Mürzzuschlag: "Die Jugendlichen von heute hantieren mit digitalen Plattformen und neuen Technologien, die die ältere Generation gar nicht versteht. Die Kompetenzen sind andere." | Foto: Hofbauer
  • Erich Leitenbauer, Schulleiter der HAK Mürzzuschlag: "Die Jugendlichen von heute hantieren mit digitalen Plattformen und neuen Technologien, die die ältere Generation gar nicht versteht. Die Kompetenzen sind andere."
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"Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft und die Wege der Kinder und Jungendlichen sind keinesfalls einheitlich. Der teils gravierend unterschiedliche Zugang zu Bildung, Kultur, Ethik und anderem zeigt sich in der Schule. Alle Schülerinnen und Schüler der Oberstufe an ihrem Stand abzuholen, ist einer immer schwieriger werdende Herausforderung", so der BORG Direktor.  

Pisa-Ergebnisse sind wenig dramatisch

Dennoch beurteilen beide Schulleiter die Pisa-Ergebnisse als wenig dramatisch. "Eine deutliche Verschlechterung ist nicht zu bemerken auch wenn durch Corona sicherlich etwas Aufholbedarf entstanden ist. Bei diesem Test werden die Schulen zufällig ausgewählt. Wenn darunter diverse problematische Schulen sind, die es durchaus in Österreich gibt, verzerrt das das Ergebnis. Pisa ist aber dennoch ein gutes Instrument, um die Bildung in Gesamtösterreich abzubilden und Stellschrauben für den eigenen Unterricht abzuleiten", so Leitenbauer. 

Juri Höfler sieht die Sache ähnlich: "Die Pisa-Studie ist ein wichtiger Gradmesser, um zu sehen, wo wir stehen und für mich als Direktor ein wesentlicher Kontrollpunkt für meinen Unterricht."

Und noch ein "Bonmot" zum Abschuss: "Immerhin haben wir die Deutschen im Schwerpunkt Mathematik geschlagen. Man kann fast von einem Cordoba der Bildung sprechen", scherzt Leitenbauer. 

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