Chat GPT macht Schule
Künstliche Intelligenz kehrt in den Unterricht ein
Lange kannten wir Zukunftsszenarien, in denen die künstliche Intelligenz (KI) die Hauptrolle übernimmt, nur aus Hollywood-Produktionen wie Odyssee im Weltraum, Ex Machina oder Terminator. Mit Programmen wie dem derzeit in aller Munde befindlichen Chat GPT ist die Technologie nun tatsächlich in die Mitte der Gesellschaft angekommen und stellt uns vor neue große Herausforderungen.
MÜRZTAL. Im Fokus dabei steht derzeit vor allem das Bildungssystem. Chat GPT ist in der Lage, Antworten auf textbasierte Anfragen zu generieren. Schriftliche Ausarbeitungen zu allen Themen dieser Erde lassen sich in wenigen Sekunden von der KI erstellen. Dass es sich beim Autor um keinen Menschen handelt, ist nicht zu erkennen. Bei einem Test in Niederösterreich konnte die Software auch die österreichische Zentralmatura aus dem vergangen Jahr ohne Mühe bestehen.
Die größte Sorge ist derzeit sicher, dass künstliche Intelligenz zum Betrug oder Plagiat verwendet werden könnte. Eine weitere Befürchtung ist, dass Chatbots zum Teil falsche oder irreführende Informationen bereitstellen. Es stellt sich also die berechtigte Frage, ob schriftliche Hausarbeiten ab einer gewissen Schulstufe überhaupt noch zeitgemäß sind. Wir haben einigen Schulen in der Region nachgefragt, wie sie der neuen Technologie im Unterricht begegnen.
Bahnbrechend wie die Erfindung des Internets
Harald Ertl, Informatiklehrer am BORG Kindberg, beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit KI-basierten Programmen und unterrichtet diese auch schon. "Die neuen Technologien bedeuten einen kompletten Paradigmenwechsel. Der Umbruch ist ähnlich gewaltig wie damals bei der Erfindung des Internets", so Ertl. "Das System ist eine gewaltige Sache und eröffnet Möglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen, die es zuvor noch nie gegeben hat", zeigt sich auch Erich Leitenbauer, Schulleiter der HAK Mürzzuschlag fasziniert.
Ertl ist überzeugt, dass sich schriftliche Arbeiten damit in Zukunft erledigt haben werden. "In Wirklichkeit werden vorwissenschaftliche Arbeiten (VWA) und schriftliche Hausübungen zur Farce. Das Ding erstellt Texte in wenigen Sekunden. Auch Übersetzungen, wie sie bis dato im Lateinunterricht aufgegeben wurden, haben sich erübrigt", so der Informatiklehrer. Software, die erkennt, ob Arbeiten von einer KI erstellt wurden, sind zwar bereits auf dem Markt, Ertl geht aber davon aus, dass die künstliche Intelligenz auch hier immer einen Schritt voraus sein wird.
Präsentationsfertigkeiten schulen
Um der dadurch Tür und Tor geöffneten Möglichkeit zum Schummeln Einhalt zu gebieten, sind sich die Befragten einig, dass sich grundlegend etwas ändern muss. "Es ist ein weiteres Werkzeug, das nun mal da ist und nicht mehr weggehen wird, somit ist die Beschäftigung über sinnvollen Einsatz im schulischen, beruflichen und privaten Leben gegeben", sagt Irene Maier, Schulleiterin der HLW Krieglach.
"Man muss den Kindern den Umgang damit lehren, vermehrt Präsentationsfertigkeiten schulen und wieder klassisch Wissen abfragen", ist Ertl überzeugt. "Ich sehe da gar nicht so viel Dramatik darin. Es geht ja immer auch um Recherche undPräsentationen. Wenn man zu einem Thema befragt wird, und dann ist nix dahinter, ist man ohnehin überführt", so Leitenbauer.
Aktiver Umgang damit ist das Gebot der Stunde
Einig sind sich die befragten Schulen auch darüber, dass man den Umgang mit künstlicher Intelligenz im Unterricht keinesfalls verbieten darf. "Ob KI die Menschheit von stupiden Abhandlungen befreit und mehr Zeit und Raum für Kreativität schafft oder umgekehrt, kritisches Denken und Kreativität verloren gehen, werden wir erst hinterher wissen. Wir müssen uns jetzt entscheiden, was diese Tools der Menschheit bringen sollen und den sinnvollen Einsatz steuern. Somit ein eindeutiges Ja für Einbau in den schulischen Unterricht", sagt Maier.
"Die Technologie ist da, wir müssen unsere Kinder nun so gut wie möglich darauf vorbereiten", sagt Leitenbauer, der auch die Chancen hervorhebt: "Die KI ist die wohl beste Suchmaschine, die es je gab, sie kann Anstöße zu allen Themen liefern." Davon ist auch Harald Ertl überzeugt: "Man muss die Software so aktiv wie möglich betreiben, sie kann sogar als Nachhilfelehrer verwendet werden. Fest steht, der österreichische Weg des Vermeidens führt bei diesem Thema sicher zu keinem Erfolg."
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