Schwerpunkt Lehre
Vergolder und Staffierer: Der Lehrberuf als Kulturerbe

Bei der Arbeit in der Restaurierungswerkstatt in Langenwang: Sebastian und Thomas Fankl. | Foto: Koidl
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Bei Thomas und Sebastian Fankl in Langenwang werden noch Vergolder und Staffierer ausgebildet.

2017 ernannte die UNESCO das traditionelle Handwerk Vergolder und Staffierer zum erhaltenswerten immateriellen Kulturerbe Österreichs. Eine der wenigen dieser Werkstätten in der Steiermark findet sich in Langenwang. Seit 30 Jahren ist Bildhauer, Vergoldermeister und Restaurator Thomas Fankl selbstständig tätig und bildet Lehrlinge aus. Mit Sohn Sebastian Fankl ist eine Zukunft des Betriebes gesichert.

Faszination, Altes zu erhalten

Vor drei Jahren hat Sebastian Fankl die Meisterprüfung für den Beruf Vergolder und Staffierer abgelegt. "Erst als ich erwachsen war habe ich begonnen, mich für diesen Beruf zu interessieren und habe realisiert wie spannend es ist, Altes mit den richtigen Techniken erhalten zu können", sagt der 29-Jährige. Gelernt hat Sebastian im Betrieb seines Vaters, davor absolvierte er eine Lehre zum Installateur. Das Spezialgebiet der Langenwanger Firma ist das Restaurieren von historischen Holzobjekten, gefasst und ungefasst – also bemalt und unbemalt. "In einigen Jahren möchte ich den Betrieb übernehmen", sagt Fankl. Derzeit sind drei Mitarbeiter im Betrieb beschäftigt. In Spitzenzeiten sind es bis zu 15.

Ausbildung von Lehrlingen

Auch Lehrlinge werden in der Firma Fankl ausgebildet. Zu den Voraussetzungen zählen nicht nur Kreativität und das Interesse, alte Dinge bewahren zu wollen: "Mit Sicherheit gehört auch ein gewisser Grundfleiß, Feinmotorik und die Liebe zum Detail dazu", sagt Thomas Fankl. "Man wächst in den Beruf hinein, man kann vieles lernen", so Fankl weiter. Die Ausbildung der Lehrlinge will in Zukunft schon Sohn Sebastian übernehmen.

Arbeiten im Parlament

Aufträge bekommt die Firma fast aus ganz Österreich. Das größte Projekt in der bisherigen Firmengeschichte ist ein aktuelles. "Wir restaurieren die Sitzbänke vom Sitzungssaal des Bundesrates. Diese stammen noch von Parlamentserbauer Theophil von Hansen", erzählt Thomas Fankl. Die 128 Bänke wurden abgebaut und in Langenwang erneuert. "Zudem restaurieren wir in der Bibliothek im Parlament Regale, Fenster- und Türzierrahmen. Schon seit eineinhalb Jahren arbeiten wir daran", erzählt Thomas Fankl. Und eineinhalb Jahre werden die Arbeiten auch noch dauern.

Holzsärge der Michaelergruft

Ein weiteres aufwendiges Projekt war die Restaurierung der Holzsärge der Michaelergruft in Wien. "Dafür mussten wir in der Restaurierungswerkstatt für das richtige Raumklima sorgen", verrät Thomas Fankl. Um die Arbeiten durchführen zu können wurden sogar eigens zwei verschiedene Klimazonen im Atelier geschaffen.

Handwerk und Wissenschaft

Schon seit der Antike wird vergoldet und staffiert, die Blütezeit dieses Handwerks war im Barock und Rokoko sowie im Jugendstil und Art Deco. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm das Interesse an diesen Techniken ab – bei zeitgenössischer Architektur stehen Vergoldungen eher im Hintergrund. "Ein Grund, warum es heute nur mehr wenige Handwerksbetriebe in dieser Sparte gibt", sagt Thomas Fankl. Ein weiterer Grund für die wenigen Betriebe sei die zunehmende Akademisierung dieses Arbeitsbereiches. "Aber es braucht beide Schienen, das weiß man mittlerweile – die handwerkliche wie wir und die akademische", erklärt Fankl. Er selbst ist ordentliches Mitglied beim Österreichischen Restauratorenverband. "Normalerweise sind nur Akademiker dabei", erzählt Fankl, der so auch Verbindung in die wissenschaftliche Welt des Restaurierens hat.

Bei der Arbeit in der Restaurierungswerkstatt in Langenwang: Sebastian und Thomas Fankl. | Foto: Koidl
128 Bänke zum Restaurieren: Thomas und Sebastian Fankl im Sitzungssaal des Bundesrates im Parlament in Wien.  | Foto: KK
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