Die Kontinuität des Parkplatzwahns in Mürzzuschlag

Mit Genugtuung beobachtete ich vorgestern einen Polizisten, der einen Autofahrer eine Lektion über die in der Wohnstraße erlaubte Schrittgeschwindigkeit erteilte. Doch heute verkrampfte sich mein Magen beim Frühstück, als ich den Lokalteil einer Tageszeitung aufschlug und groß das Bild unserer mit Autos verstopften „Wohnstraße“ erblickte. Daneben das Bild des lächelnden Bürgermeisters mit dem Bildtext „Bürgermeister Karl Rudischer: Kontinuität ist wichtig“. Darüber groß die Überschrift: „Parken – so sensibel wie Aktienkurse“.

Parkplätze sind in unserer Stadt ein Dauerbrenner. Ihretwegen wurde die einst mit der Landesausstellung geschaffene Lebensqualität wieder zerstört. Ihretwegen wurde vor einem Jahrzehnt, als sich BürgerInnenwiderstand gegen die Zerschlagung der Fußgängerzone regte, dieser Widerstand in einer finanziell aufwändigen und mit Manipulationen und Drohungen garnierten Kampagne niedergewalzt. Ihretwegen wurden seither viele Steuergelder in teures Parkplatzpflaster verpulvert, anstatt sie in den Ausbau von Öffis zu investieren.

Heiß entbrannt ist die Diskussion wieder, seit im August die Gemeinde die Parkgebühren abschaffte, um wie der Stadtmarketingvorsitzende gebetsmühlenartig verkündet „die Position des Innenstadthandels gegenüber dem neuen Fachmarktzentrum zu stärken“. Als einer, der sich nachweislich in einem frühen Stadium gegen dieses Fachmarktzentrum ausgesprochen hat, erlaube ich mir die rhetorische Frage: Kaufen die Menschen im Fachmarktzentrum, weil sie dort 30 Cent weniger an Parkgebühren zahlen, oder weil dort Waren in leistbarer Qualität und größerer Auswahl um 30 Euro billiger angeboten werden?

Der Bürgermeister gibt zu, dass Mürzzuschlager diese Parkgebührenverordnung kritisch sehen, und er denkt daran, die Leute zu befragen. Ich hoffe nur, dass er dann auch FußgängerInnen befragt, oder Leute die so wie ich gerne auf Autofahrten verzichten würden, und dass sie ihm sagen, wie sehr sie sich in unser Stadt als Menschen zweiter Klasse behandelt fühlen: Autofahrer bekommen zu Lasten des Gemeindebudgets die minimale Parkgebühr geschenkt, aber Menschen die jeden Tag ohne Auto mobil sein müssen oder wollen, wird ein vierstelliger Jahresbetrag an Taxikosten zugemutet! Und ich hoffe, dass unser Bürgermeister nicht angerührt ist, wenn er so deutliche Antworten bekommt.

Wenn man als aktiver Bürger im e5-Team mit der Umweltreferentin über einen Stadtbus verhandelt und sie dabei fragt, ob Fußgänger dem Handel als Kunden weniger Wert sind, dann ist sie gleich persönlich beleidigt. Ich weiß schon, das hängt zusammen mit dem Parkhaus, mit dem Geschäft im Parkhaus und dem davor entstandenen Privatparkplatz. Und ich bekomme zu hören, ja der Autofahrer sei ihr wichtig, denn einen Sack Gartenerde könne man nur mit dem Auto holen.

Ja das stimmt und gilt auch für Bierkisten und andere gewichtige Güter. Aber die kaufe ich nicht jeden Tag. Bei einem Schraubenzieher, bei einem Lottoschein, bei der „geliebten Wurstsemmel“ kann ich schon auf einen nahen Parkplatz oder überhaupt auf das Auto verzichten. „Parken – so sensibel wie Aktienkurse“ ist der heutige Zeitungsbericht betitelt. Ja, mehr Augenmaß wäre gefragt. Und auch ein für alle leistbares Öffi-System zum Verbundtarif, wie in allen anderen Städten der Mur-Mürz-Furche.

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