Kunst als politisches Statement
Arbeit und Beruf: Wo bleibt die Chancengleichheit?

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"Wer den freien Menschen als Ideal einer aufgeklärten, demokratischen Gesellschaft sieht, muss sich die Frage stellen: wie kann die Gesellschaft, wie kann ein Staat dieses Ideal der Freiheit gewährleisten? Das bedingungslose Grundeinkommen bietet darauf eine Antwort", meint der Kurator der Ausstellung "Arbeit und Leistung", Hubert Thurnhofer, der 20 KünstlerInnen zu einem Statement in Wort und Bild eingeladen hat; unter ihnen Michael Bottig, Ella Kleedorfer-Egger und Jagoda Lessel.

Jagoda Lessel: Menschen arbeiten und leisten vieles unentgeltlich sowohl in der Familie als auch in diversen sozialen Bereichen. Mit dem Begriff Arbeiten verbindet man eine bezahlte Tätigkeit, einen Lohn den man dafür erhält, den man für das Leben benötigt. Die Höhe des Lohnes richtet sich meist nach der jeweiligen Ausbildung und der Nachfrage.
Viele Menschen leisten viel, auch ohne einem Beruf nachzugehen, sie sind für ihre Kinder da, kümmern oder pflegen Familienangehörige, dies ohne Geld dafür zu bekommen. Ständig ist die Frage nach Möglichkeiten die Wirtschaft anzukurbeln, oftmals wird hierbei aber auf die weniger verdienende Gruppe von Menschen vergessen. Wie kann mehr und mehr geleistet werden, mehr erwirtschaftet werden ohne aber mehr Arbeitskräfte bezahlen zu müssen? Werden in Zukunft Roboter unsere Arbeit übernehmen, werden wir in bestimmten Spaten ersetzt werden? Sind wir ersetzbar?
Bild zur Ausstellung: Die Arbeitssuchenden, Acryl auf Leinwand, 80 x 60 cm

Ella Kleedorfer-Egger: Wer mit 20 Jahren die Chance auf eine Karriere als Ballett-Tänzerin haben will, muss bereits als Kind schwer arbeiten. Doch nur wenige Ensemble-Mitglieder können Solisten und zu Stars werden. Dutzende andere Profis bleiben unerkannt im Schwanensee. Dabei können sie noch von Glück reden, denn viele fallen durch Verletzung aus, bevor die Karriere richtig los gehen konnte. Menschen, die Leistung nur in Bereichen produktiver Arbeiten anerkennen, halten Kulturleistungen oft für überflüssig. Doch was wäre der Mensch ohne Kultur? Eine monotone, produzierende Maschine, die immer öfter von einem Roboter ersetzt wird. Was ist ein Mensch mit Kultur? Ein Wesen, das jede Arbeit, jede Leistung mit Leidenschaft erbringt - sogar wenn die Aussichten auf Anerkennung, Erfolg und Lohn (oder zumindest angemessene Entlohnung) sehr gering sind.
Bild zur Ausstellung: Ballett-Tänzerin, Acryl auf Leinwand, 80 x 60 cm

Michael Bottig: Auf meiner Homepage schrieb ich einst: „Ich schätze mich glücklich, mir meine künstlerische Tätigkeit selbst finanzieren zu können“. Das Finanzamt schätzt meine Kunst als „Liebhaberei“ ein, weil ich zu wenig verkaufe. Unter dem Begriff „Arbeit“ sehe ich heute jene Tätigkeit, für die Geld bezahlt wird. Alles andere ist Hobby, Vergnügen, Freizeittätigkeit oder – Mühsal.
Der Bauarbeiter schwitzt, der Häuselbauer schwitzt.
Die Lady im Fitness-Studio schwitzt, die Rennläuferin schwitzt.
Der Buschauffeur lenkt sein Fahrzeug, der Camper lenkt seinen Bus.
Die Liebhaberin hat ihren Orgasmus, die Prostituierte hat –vielleicht- ihren Orgasmus.
Ein Jüngling posiert am FKK-Strand, ein Modell posiert für Kunststudenten.
Eine Mutter domptiert ihre Kinder, die Pädagogin domptiert Kinder.
Der Maler malt Bilder, der Künstler präsentiert seine Bilder.
In allen Bereichen betätigen sich Menschen freiwillig und gerne, weil sie darin eine Herausforderung und Befriedigung sehen, gleichzeitig müssen es Menschen gleichsam gezwungen machen, um ihr Einkommen zu sichern. Dafür übernehmen sie auch, soweit das Kleingedruckte Auskunft gibt, die Verantwortung. Das ist der wesentliche Punkt, der Arbeit auszeichnet. Arbeit macht abhängig, Arbeit heißt, sich abhängig machen zu müssen. Arbeit heißt, etwas machen zu müssen, was man vielleicht nicht unbedingt gerne macht, man es aber ausführen muss, um zu überleben.
Meine künstlerische Tätigkeit soll keine Arbeit sein, soll keine Tätigkeit sein um Geld zu verdienen. Wenngleich der pekuniäre Ausgleich auch eine maßgebliche Anerkennung darstellt. Mein Fokus liegt auf der Kommunikation, auf dem Weitergeben von Gedanken, Ideen, Fantasien und Utopien.
Bild zur Ausstellung: „Das Fehlen der Ordnung der Dinge“, Öl auf Wandkarte, 180 x 250 cm

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