Schulalltag nach Amoklauf
Schüler sind „betroffen, aber gefasst“

Der Unterricht ging in den Klassenzimmern am "Tag danach" weiter - allerdings nicht wie gewohnt. | Foto: Symbolbild: Michael Blinzer
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Die Ereignisse am BORG Dreierschützengasse in Graz haben nicht nur die steirische Landeshauptstadt, sondern ein ganzes Bundesland erschüttert. Auch in den Schulen der Region Murau-Murtal war am Tag danach nichts wie sonst. Der Schulalltag musste weitergehen – mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Anteilnahme und pädagogischer Verantwortung.

MURAU/MURTAL. Es war das beherrschende Thema – nicht nur in den Medien, sondern auch auf den Straßen, im Supermarkt oder beim Friseur: der Amoklauf in einer Grazer Schule. Doch es war nicht nur Gesprächsthema unter Erwachsenen – auch Kinder und Jugendliche waren tief betroffen. Viele von ihnen wurden am Mittwoch wieder in ihre Schulen geschickt – in eine Situation, wie sie sie noch nie erlebt hatten.

Ein Schultag im Zeichen der Anteilnahme

In den Schulen wurde die erste Unterrichtsstunde bewusst genutzt, um die Tragödie gemeinsam zu thematisieren. „Die erste Unterrichtsstunde wurde heute dazu verwendet, die furchtbare Tragödie in der Grazer Schule zu besprechen, aber auch Vertrauen und Sicherheit zu geben und zu beruhigen. Wir haben in stiller Anteilnahme den Angehörigen und Freunden der Opfer unser aufrichtiges Mitgefühl ausgedrückt“, berichtet Sonja Hofer, Direktorin der HAK Judenburg. Zudem wurden Unterstützungsangebote für die Jugendlichen eingerichtet.

Auch in der HAK Judenburg wurde mit einer Gedenkminute in den Unterrichtsalltag gestartet. | Foto: Julia Gerold
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Schulen und Lehrpersonal hatten sich somit auf den „Tag danach“ vorbereitet. „Seitens der Bildungsdirektion wurden unterstützende Unterlagen an die Schulen in der Region versendet. Es sind auch vermehrt Schulpsychologinnen und -psychologen im Einsatz, die unsere Schulen bei Bedarf unterstützen“, berichtet Ulrike Steinwidder, Abteilungsleiterin in der Region Murau-Murtal. Die klare Botschaft der Bildungsdirektion: Nehmt euch Zeit, schafft Angebote für die Jugendlichen.

Diesen Rat hat auch die HLW Fohnsdorf befolgt: "Das Lehrpersonal ist angehalten, ein offenes Ohr für die Gedanken und Ängste der Jugendlichen zu haben, und der Vorfall wurde auch in den Klassen thematisiert, mit dem Angebot, dass jede und jeder immer kommen kann. Zudem gibt es im Haus immer einen Schulcoach und Schulpsychologe steht auf Abruf auch jederzeit zur Verfügung", berichtet Lehrerin Michaela Neumann von der HLW Fohnsdorf.

Offene Ohren und Hilfe vor Ort

Am BG/BRG Knittelfeld wurden bereits am Vortag Maßnahmen gesetzt. „Wir haben gestern an einer Videokonferenz der Bildungsdirektion teilgenommen und gemeinsam einen Plan erstellt. Die Eltern wurden ebenfalls informiert. Es wurde ein offenes Gesprächsfenster für Kinder eingerichtet, die reden möchten“, erklärt Direktor Jörg Ladstätter.

In Knittelfeld ist ein Kriseninterventionsteam unterwegs und erhebt die Gefühlslage. | Foto: Michael Blinzer
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Ein hauseigenes Kriseninterventionsteam ist im Gebäude unterwegs und bietet niederschwellige Gespräche an. Gleichzeitig hören Lehrerinnen und Lehrer in den Klassen genau hin. „Die Jugendlichen sind betroffen, aber gefasst – wobei das sehr individuell ist“, so Ladstätter. Sein Rat: „Social Media bewusst meiden – damit sich negative Emotionen nicht hochschaukeln.“

Trotz aller Betroffenheit wurde am Dienstag auch wieder unterrichtet – sogar Maturaprüfungen fanden in Knittelfeld statt. Auch die Zeugnisausgabe an die Maturantinnen und Maturanten soll am Freitag erfolgen. „Allerdings in einem kleinen Rahmen“, betont Ladstätter.

Matura mit Mitgefühl

Auch am BG/BRG Judenburg wurde die mündliche Reifeprüfung wie geplant fortgesetzt – in einem besonders sensiblen Rahmen. Direktorin Ursula Schriefl berichtet: „Wir haben den Maturantinnen und Maturanten bei jeder Begrüßung versichert, dass sie die volle Aufmerksamkeit der Prüfungskommission erhalten – und gleichzeitig unser Mitgefühl für die Schulgemeinschaft des BORG Dreihackengasse ausgedrückt.“ Gemeinsam mit allen Beteiligten wurde eine Schweigeminute abgehalten.

Hier erhältst du Hilfe

Krisentelefon des Psychosozialen Dienstes: 05 0944 - 4444 (Mo-Fr 9-13 Uhr)

Telefonseelsorge: 142 (ohne Vorwahl, 0-24 Uhr)

Männernotruf: 0800 246 247 (0-24 Uhr)

Frauenhelpline: 0800/222 555 (0-24 Uhr)

Rat auf Draht: 147 (ohne Vorwahl, 0-24 Uhr, für Kinder und Jugendliche)

Kindernotruf: 0800 567 567 (0-24 Uhr)

Kriseninterventionszentrum: 01/4069595 (Mo-Fr 10-17 Uhr)


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