"Leichter wird es sicher nicht"

Max Lercher: "Die ewige Schaumschlägerei geht mir auf die Nerven." Foto: Wohlgemuth
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Max Lercher wird im September 29 Jahre alt und ist dennoch ein Haudegen im politischen Geschäft. Der jüngste Landesgeschäftsführer in der Geschichte der SPÖ über die Zukunft der Region und des Landes.

MZ: Herr Lercher, im Sommer ist es untypisch ruhig um Sie geworden - warum?
Lercher (lacht): Ich hatte mit den Wahlen heuer sehr viel Arbeit. Da muss jeder verstehen, dass ich auch Zeit zum Krafttanken brauche. Ich will keine halben Sachen machen und jetzt geht es mit neuen Visionen und ganzer Kraft weiter.

MZ: Haben Sie das Ergebnis der Landtagswahl schon verdaut?
Lercher: Natürlich hat es geschmerzt, aber das ist Demokratie. Wir sind zwar unter 30 Prozent gefallen, aber trotzdem Erste geworden. In der SPÖ ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Trotzdem müssen wir jetzt den Auftrag der Wähler für das Land wahrnehmen.

MZ: Wussten Sie vom Rücktritt von Franz Voves oder hat das auch Sie überrascht?
Lercher: Das war seine persönliche Entscheidung und auch ich wurde - wie alle anderen Funktionäre - damit konfrontiert. Er hat viel geleistet und am Ende stand das Plakat: „Er sagt, was er tut.“

MZ: Wo liegen für Sie die künftigen Baustellen in der Steiermark?
Lercher: Ganz klar bei der Regionalentwicklung. Wir wollen eine Steiermark der Regionen. Nach den Reformen müssen wir jetzt Perspektiven vor Ort schaffen. Bei diesem Budget wird das harte Arbeit. Außerdem müssen wir Armut bekämpfen und die Lücken in der sozialen Schere schließen. Ganz wichtig ist mir auch die Versorgungssicherheit - daran werden wir gemessen.

MZ: Ein heißes Eisen ist derzeit die Asylpolitik. In Ihrem Heimatbezirk Murau liegt die Asylquote bei 0,5 Prozent, trotzdem konnte die FPÖ enorm zulegen. Wie erklären Sie sich das?
Lercher: Grundstimmung. Die Asylfrage ist der letzte Baustein der Neiddebatte. Viele Leute haben nichts gegen Fremde, das Problem liegt viel tiefer. Sie haben Angst um ihre Existenz - da geht es um Wohnungen und Arbeitsplätze. Derzeit herrscht eine Stimmung zwischen Solidarität und Hass.

MZ: In Ihrer Gemeinde St. Peter am Kammersberg gibt es rund 60 Asylwerber, wie ist die Stimmung?
Lercher: Ganz normal. Das Leben geht gleich weiter. Natürlich gibt es die üblichen Suderanten, aber es bringen sich auch viele Menschen ein. Und wenn es Probleme gibt, wird sofort reagiert.

MZ: Die Bundesregierung hat ein Durchgriffsrecht beschlossen und kann Asylwerber bald eigenmächtig verteilen - der richtige Weg?
Lercher: Wir sind an einem Punkt, an dem nichts mehr weitergeht, da muss man agieren. Das Recht gilt ja nur für Bundesimmobilien, man kann jetzt nicht machen, was man will. Wir waren immer gegen Großquartiere und für eine gerechte Verteilung. Eine Entscheidung musste her.

MZ: Der Murauer FPÖ-Bezirksobmann Gottfried Sperl sagte nach der Wahl: „Viele glauben, die Politik hört im Bezirk Murtal auf.“ Was halten Sie dagegen?
Lercher: Da hat er aber viel verschlafen. Da fallen mir Millionen für die Doppel-WM, Straßenbau, Schulsanierungen, Arbeitsprojekte ein. Da sind die Herren immer sehr vergesslich. Das war vielleicht früher so in den Köpfen drinnen - das kann ich auch verstehen. Aber jetzt stimmt das nicht mehr. Es wird auch künftig wieder Sonderprojekte geben.

MZ: Sie haben schon länger die S-Bahn bis ins Murtal gefordert - jetzt ist Ihr Parteikollege Jörg Leichtfried als Landesrat zuständig. Wie hoch ist die Chance für die Realisierung in dieser Periode?
Lercher: Das ist und bleibt eine Kernforderung: Wir brauchen die S-Bahn. Es wird die Möglichkeit in den nächsten fünf Jahren geben. Ich gehe ihm (Anm.: Leichtfried) damit auf den Wecker.

MZ: Die SPÖ steckt mitten im Reformprozess - wie ist der Status quo?
Lercher: Wir haben erste wichtige Hürden gepackt, sind aber bei Weitem noch nicht am Ziel. Das muss noch bei den Menschen ankommen.

MZ: Die SPÖ bekommt mit Michael Schickhofer einen neuen Vorsitzenden - was ändert sich für Sie?
Lercher: Ich habe einen anderen Chef. Charaktere sind unterschiedlich. Michael Schickhofer ist ein anderer Typ als Franz Voves. Meine Aufgabe bleibt aber gleich. Ich will die SPÖ modern machen und Schickhofer ist ein großer Fan davon. Er hat das ja schon vorher mitgelebt.

MZ: Sie selbst gelten seit Jahren als wichtige Personalreserve. Wo sehen Sie sich in Zukunft?
Lercher: In der Politik darf man nicht in Karriereschritten denken, da man sonst das Ziel aus den Augen verliert.

MZ: Wie wird sich die politische Kultur im Landtag nach der Wahl entwickeln?
Lercher: Leichter wird es sicher nicht, es sind andere politische Kräfte am Werk. Ich persönlich kann mir für die Zukunft ein Mehrheitswahlrecht vorstellen, sonst gibt es bald nur noch Pattsituationen. Das ist aber nicht Parteimeinung. Unsere Koalition hat einen klaren Auftrag: Wir müssen Perspektiven schaffen. Die ewige Schaumschlägerei geht mir auf die Nerven. Die Menschen können mit klaren Worten umgehen.

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