"Wir brauchen einen neuen Mittelpunkt"
Bürgermeister Bruno Aschenbrenner über die Herausforderungen nach der Fusion.
Bürgermeister Bruno Aschenbrenner kann sich aussuchen, wo er gerade arbeiten will. Die neue Gemeinde St. Marein-Feistritz hat - noch - zwei Gemeindeämter. Das wird sich aber bald ändern.
MZ: Herr Bürgermeister, Ihre Gemeinde hat zwei Ämter, zwei Kindergärten, zwei Volksschulen und sogar zwei verschiedene Postleitzahlen. Was wird sich ändern?
Bruno Aschenbrenner: Es wird künftig nur noch ein Gemeindeamt geben. Wir möchten effizient und bürgernah arbeiten und in einer Servicestelle alles anbieten können. So ist das keine Dauerlösung. Das muss neu entwickelt werden. Die beiden Kindergärten und Volksschulen bleiben bestehen, die sind voll ausgelastet. Die Umstellung der Postleitzahlen war bislang noch nicht notwendig, das soll aber bald passieren.
MZ: Die Fusion ist hier relativ ruhig verlaufen ...
Ja, das war ein intensiver Prozess und wir haben uns gut darauf vorbereitet. Natürlich gab es auch Ängste und Befürchtungen. Wir haben aber einen gemeinsamen Weg gefunden, die Fusion war unausweichlich. Dafür haben wir unsere Prämie in beiden Ortsteilen gut genutzt.
MZ: War die Fusion also der richtige Schritt?
Es ist jetzt noch zu früh, das zu beurteilen. Es gibt dort und da noch Schwierigkeiten und wir haben noch ein Stück Arbeit vor uns.
MZ: Ursprünglich hätte auch St. Lorenzen dabei sein sollen. Warum ist daraus nichts geworden?
Es wurden im Vorfeld mehrere Varianten diskutiert. Unter anderem waren auch Gaal und Seckau im Gespräch - das hätte Charme gehabt. Diese Möglichkeiten wurden dann aber nicht weiterverfolgt.
MZ: Was gefällt Ihnen an Ihrer Gemeinde am besten?
St. Marein-Feistritz ist eine wunderschöne Wohnsitzgemeinde, die viel an Infrastruktur bietet. Der sanfte Tourismus entwickelt sich langsam - auch dank einiger Vorzeigebetriebe. Ganz stolz sind wir außerdem auf unsere Nachmittagsbetreuung, da sind wir Vorreiter. Und wir haben 48 Asylwerber in der Gemeinde. Das funktioniert ohne Probleme, die Kinder werden bereits gut integriert.
MZ: Und wo gibt es noch Aufholbedarf?
Die Fusion hat eine große Herausforderung gebracht: Wir brauchen einen neuen Mittelpunkt für alle Bürger und daraus folgend auch die Infrastruktur mit einem Nahversorger und einem neuen Amtsgebäude. Dafür kann ich mir auch einen Bürgerbeteiligungsprozess vorstellen. Am Ende soll sich dann jeder Bürger wohlfühlen und damit identifizieren können.
MZ: Welche Projekte stehen noch am Plan?
Unsere Aufgabe ist es vor allem, die Anfangsschwierigkeiten nach der Fusion zu beseitigen. Es wurde schon vieles erledigt, einiges steht aber noch bevor. Etwa beim Wegebau - wir haben rund 90 Kilometer Gemeindestraßen und ein großer Teil davon wäre zu sanieren. Darüber hinaus brauchen wir als Zuzugsgemeinde neue Flächen für Wohnraum.
MZ: Wie sieht es mit den Finanzen aus?
Wir haben 3,2 Millionen im ordentlichen Budget und machen dort keine neuen Schulden. Im außerordentlichen Budget gibt es einen Abgang von 355.000 Euro. Da muss noch mit den Land verhandelt werden. Mit fast einer halben Million können wir aber einiges umsetzen.
MZ: Bei der Wahl wurde Ihre ÖVP nur zweitstärkste Partei. Ihr Vize sprach deshalb auch davon, dass Ihre Kür nicht dem Wählerwillen entspräche. Wie sehen Sie das?
1975 hat die FPÖ als kleinste Partei den Bürgermeis-ter gestellt, 1985 mit der SPÖ ebenfalls. Jetzt also zu sagen, das sei Betrug am Wähler, ist nicht angemessen. Wenn es keine Absolute gibt, dann sind eben Mehrheiten zu finden. Ich hoffe, dass jeder einzelne Gemeinderat für die Bevölkerung das Beste erreichen will.
MZ: Wie ist die Zusammenarbeit im Gemeinderat?
Bis jetzt gab es zwei Sitzungen, es herrscht eine gute Gesprächskultur und zum Großteil gab es einstimmige Beschlüsse.
MZ: Wie sieht es im Gemeindevorstand aus - dort sind Sie ja in der Minderheit?
Ich kann mich in keiner Weise aufregen.
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