Letzter Brief an einen Freund

Meisterkoch Hans Tavolato hat im Murtal tiefe Spuren hinterlassen. In seiner Familie und bei seinen Gästen und Freunden. Am  27. September 2017 ist er während der Jagd einem Herzinfarkt erlegen. Die Verabschiedung findet am Donnerstag, 5. Oktober, um 14 Uhr am Ortsfriedhof in Weißkirchen statt. | Foto: Fotos: Privat, Freigassner
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  • Meisterkoch Hans Tavolato hat im Murtal tiefe Spuren hinterlassen. In seiner Familie und bei seinen Gästen und Freunden. Am 27. September 2017 ist er während der Jagd einem Herzinfarkt erlegen. Die Verabschiedung findet am Donnerstag, 5. Oktober, um 14 Uhr am Ortsfriedhof in Weißkirchen statt.
  • Foto: Fotos: Privat, Freigassner
  • hochgeladen von Wolfgang Pfister

In solchen Momenten hasse ich meinen Beruf. Anstatt diesen Nachruf zu schreiben, würde ich jetzt lieber an dem kleinen Tisch vor der Bar Deines Gasthofes in Weißkirchen mit Dir sitzen, ein Glas Wein trinken und mit Dir plaudern, lieber Freund. Doch Dein großes Herz hat anders entschieden. Es hat Dir nach bereits erfolgter Vorankündigung endgültig seinen Dienst versagt. Deshalb bleibt mir nun nichts anderes übrig, als diese Zeilen zu schreiben.
Dass es just in Ausübung Deiner geliebten Passion zu schlagen aufgehört hat, ist mir, ebenso wie Deinen Lieben und allen guten Freunden, nur ein schwacher Trost. Du bist für das gestorben, wofür Du gelebt hast, wolltest für Deine von Feinschmeckern so geschätzte Küche und die bevorstehenden legendären Wildwochen noch ein paar gute Stücke schießen, wie es in der Waidmannssprache heißt. Zwei hattest Du bereits erlegt, hat man mir erzählt. Beim Anlegen auf das dritte Stück Damwild ist es dann passiert und Du hast uns im Alter von 61 Jahren für immer verlassen. - Viel zu früh natürlich.
Doch Du hast Dein Leben gelebt und Dir alle Wünsche Deiner großen Jagdleidenschaft erfüllt. Eine große Trophäensammlung erinnert an Deine Jagdausflüge in heimischen Wäldern und in der Weite Afrikas. So gesehen hast Du in diesen knapp mehr als sechs Jahrzehnten wahrscheinlich mehr erlebt und intensiver gelebt als um Jahrzehnte Ältere.
Als Du den Betrieb Deiner Eltern übernehmen musstest, warst Du ja alles andere als glücklich. Du bist das geworden, was Du nie werden wolltest: Gastwirt. Doch Du hast Dich dieser Herausforderung gestellt und es in Deiner Küche zur wahren Meisterschaft gebracht. Du warst auch in Malaysia und auf den Philippinen und hast auch dort in einigen renommierten Häusern gekocht. Selbst Starkoch Reinhard Gerer, ein guter Freund von Dir, attestierte Dir „Haubenqualitäten“. Du hast das aber stets abgelehnt, wolltest Deine Gäste einfach nur positiv mit Deinen Kochkünsten überraschen, mit immer neuen Variationen aus Deinem riesengroßen Repertoire an köstlichen Ideen und Rezepten. Du warst ein Genussmensch und hast auch andere genießen lassen. Wildbret aus heimischen Wäldern wusstest Du zuzubereiten wie kein anderer, ebenso Fisch aus heimischen Gewässern. Für die Zubereitung meiner Murhuchen warst Du immer die erste Adresse. Alle meine Fischerkollegen und Freunde, die zum Huchenessen eingeladen waren, hatten Dich schon zu Lebzeiten zum „Haubenkoch honoris causa“ erhoben und Dir ihre Anerkennung im Anschluss an die genossenen Köstlichkeiten ebenso wie ich bekundet. Darüber bin ich froh, denn so hast Du bereits zu Lebzeiten jene Wertschätzung erfahren, die vielen anderen nur in den Nachrufen an ihren Gräbern zuteil wird.
Viele Ingredienzien hast Du nach Möglichkeit in freier Natur besorgt. Du kanntest die Plätze, an denen die Natur ihre Schätze feilbietet. Zum Bärlauchpflücken bist Du mit Deinem Jagdfreund „Naz“ in die südsteirischen Murauen ausgerückt. Natürlich gehörte das anschließende Hendlessen beim berühmten Palz auch dazu. In Erinnerung bleiben auch die Saujagd-Ausflüge nach Ungarn und das Jägerlatein beim gemütlichen Nachsitzen.
All das bleibt unvergessen und so wirst Du weiterleben in den Herzen jener, die Dich geliebt und geschätzt haben. - Leb wohl, lieber „Tavo“, wo immer Du jetzt auch bist!

Dein Freund Wolfgang

Gasthof Tavolato sperrt wieder auf

Barbara und Maria Tavolato führen den Betrieb im Sinne des Verstorbenen weiter. Ab Donnerstag, 12. Oktober 2017, ist der Gasthof Tavolato wieder geöffnet. Tochter Maria hat ihrem Vater in der Küche genau auf die Finger geschaut und einiges von ihm gelernt. Schwerpunkt auf der Speisenkarte ist natürlich das Thema Wild. Hans Tavolato hatte sich ja wie immer bestens auf die Wildwochen eingestellt und feinstes Wildbret für seine Gäste vorbereitet. Tochter Maria will ihrem Vater nun in der Küche alle Ehre machen.

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