Eine Familie, zwei Bürgermeister
Der Rote und der Schwarze
Eine Familie stellt einen SPÖ- und einen ÖVP-Listen-Ortschef. Fehler der Parteispitzen werden mit Humor diskutiert.
ENZENREITH/PAYERBACH. Jochen Bous ist PRO Payerbach Bürgermeister in Payerbach, sein Schwager, Dirk Rath, wurde am 13. November zum SPÖ-Ortschef in Enzenreith gewählt.
BEZIRKSBLÄTTER: Wie war es als bekannt wurde, dass es einen weiteren Bürgermeister in der Familie – aber von einer anderen Farbe – geben wird?
RATH: In der Familie wird das ganz lustig aufgenommen. Auch im Freundeskreis werden Schmähs gemacht.
"Jochen und ich sind vom Typ Mensch doch eher unterschiedlich."
Wie laufen jetzt Familienessen ab?
BOUS: Wir machen vielleicht Witze, wenn die eine oder andere Partei in den Schlagzeilen ist. Aber ansonsten ist privat privat.
RATH: Ich kann dem nur beipflichten. Bei uns geht’s um die Kommunalpolitik, damit wir für die Leute in unserem Ort etwas Gutes tun. Wir lachen über das, was passiert…
BOUS: Ob das die Excel-Datei ist, oder der Cheeseburger… das wird kurz aufgewärmt und das war’s dann.
Steht man dann hinter seiner Parteispitze und verteidigt eine Linie, die manchmal unpopulär ist?
RATH: Solange diese Dinge auf uns keinen Einfluss haben, die in der großen Politik passieren, kann man zum Teil auch darüber lachen. Das Problem ist dann, wenn Entscheidungen finanziell auf die Gemeinden zurückfallen. Wir sind zum Beispiel beide in der Lage, dass wir einen Kindergarten bauen müssen. Das kostet einen Haufen Geld.
BOUS: Wie Dirk richtig sagt: blöd ist es, wenn die hohe Politik sagt: Wir machen das – aber zahlen muss es die Gemeinde. Dann wird es spannend für uns.
"Ob Excel-Datei, oder Cheeseburger… das wird kurz aufgewärmt und das war’s dann."
Vermeiden Sie Streitthemen?
BOUS: Ich weiß nicht, wie es dir geht, Dirk, aber ich bin jetzt nicht so stark politisch mit der Bundespartei verankert wie manche andere.
RATH: Wenn man im Dorf unterwegs ist, wird man konkret angesprochen, was für Entscheidungen auf höherer Ebene getroffen werden, und die Leute erwarten, dass man sich dafür rechtfertigt. Und da steige ich aus der Diskussion aus. Mein Anspruch ist, dass es uns im Ort gut geht; ich bin Kommunalpolitiker und kann mich zum Teil mit manchen Entscheidungen auch nicht identifizieren. Und dann sage ich: ich bin bei Euch.
Nimmt Politik in zu vielen Lebensbereichen Einfluss, die unpolitisch sein sollten?
BOUS: Ganz sicher.
Wo denn?
RATH: Das fängt beim ORF an, über die Autofahrerclubs bin hin zu den Sportvereinigungen.
BOUS: Ich schätze, das war immer so. Egal welche Struktur sich aufgetan hat: es waren immer die zwei Großparteien vertreten.
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