Gloggnitz
Ein Vierteljahrhundert ohne große Fortschritte
BEZIRK NEUNKIRCHEN. Gloggnitz Stadtchefin Irene Gölles kämpft nach 25 Jahren Politik immer noch gegen veraltete Rollenbilder.
Im Grunde genommen ist die amtierende Gloggnitzer Bürgermeisterin, Irene Gölles, ein Musterbeispiel dafür, wie weit man es in der Kommunalpolitik bringen kann.
"Ich habe vor 25 Jahren als Gemeinderätin für die SPÖ angefangen. Bereits ein paar Monate später habe ich einen Ausschuss bekommen und bin rasch Kulturstadträtin geworden", erzählt Irene Gölles im Bezirksblätter-Gespräch. Es folgten neun Jahre als Vizebürgermeisterin in Gloggnitz an der Seite des damaligen Bürgermeisters Werner Müllner. "Bis zu meinem Rausschmiss", so Gölles.
Damit spricht Gölles ein sensibles Thema an: den Bruch mit dem SPÖ-Stadtchef, der ihr letztendlich zum Aufstieg zum Bürgermeister-Sessel verhalf.
Hartnäckige Klischees
Und obwohl Gölles es so weit gebracht hat, muss sie feststellen, dass in einem Vierteljahrhundert Gemeindepolitik immer noch die großen Fortschritte für Frauen in der Politik ausgeblieben sind: "Dass es so wenige Bürgermeisterinnen gibt, hat klassische Gründe: Eine Frau traut sich immer ein bisserl weniger zu als ein Mann. Man ist immer unter Druck. Du musst immer versuchen besser zu sein als ein Mann", meint Gölles. Das beginnt Gölles zufolge bereits beim Outfit und spielt sehr in die familiären Pflichten hinein, die überwiegend doch noch bei den Frauen hängenbleiben. Gölles: Der Mann geht abends weg und die Frau ist daheim bei den Kindern." Ist das wirklich immer noch so klischeehaft, Frau Bürgermeister? "Na sicher", so Gölles: "Die Vorurteile sind noch da. Man hat als Frau und Mutter immer ein schlechtes Gewissen, wenn man Kinder hat, und diese alleine zuhause lässt."
Tatsächlich seien Gölles Erfahrungen nach Familie, Beruf und Politik für Frauen nur schwer unter einen Hut zu bringen; selbst heute noch. Die Stadtchefin: "Das ist immer noch so. Nachdem alle berufstätig sind, sind die Sitzungen immer am Abend. Das ist mitunter ein Problem. Man braucht eine Familie, die hinter einem steht. Bei mir war eben mein Vater da, wenn ich abends weg musste und hat auf meine Tochter aufgepasst. Das hat aber auch nicht jeder."
Aus dem Gröbsten raus
Mit 33 Jahren ist Irene Gölles Tochter aus dem Gröbsten heraus. Inzwischen muss sie ihre politische Tätigkeit nur noch auf ihren Partner abstimmen. Seit zehn Jahren ist Gölles bereits Bürgermeisterin. Und diese dritte Regentschaft soll ihre letzte werden. " Dann gehe ich als Bürgermeisterin in Pension, das habe ich den Wählern versprochen", so Gölles. Ob ihr Nachfolger wieder Frau wird? "Das wäre natürlich toll", schmunzelt die Bürgermeisterin.
Was noch zu tun ist
Der Bau des neuen Schulkomplexes unter Irene Gölles wird in die Gloggnitzer Geschichtsbücher eingehen. "Mit allem Bauchweh. Die Abrechnung haben wir noch nicht", so Gölles. Noch auf der Aufgaben-Liste stehen noch der Bau der Garagen für die Gloggnitzer Stadtfeuerwehr und für die Feuerwehr in Stuppach.
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