Bilanz der NÖ Feuerwehren
Mehr Brandeinsätze, weniger Übungen und Null Feste
Jahresbilanz der Freiwilligen Feuerwehren 2020: Corona-Jahr hat auch Feuerwehren in NÖ gefordert.
NÖ. 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag – ja, die Freiwilligen Feuerwehren sind da, wenn wir sie brauchen. Egal, ob es sich um Waldbrände handelt, wo ein tagelanger Einsatz erforderlich ist, ob sie gerufen werden, wenn die Straßen einem Schlachtfeld gleichen oder wenn sie im Rahmen des Katastrophenschutzes ausrücken. 63.235 Mal wurden die niederösterreichischen Feuerwehren im Pandemiejahr alarmiert, "ein Jahr, wo sich unser aller Leben verändert hat", sagt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner im Rahmen der Präsentation der Jahresbilanz. "Die Freiwillige Feuerwehr ist unermüdlich, sie zeigt Engagement und ist wichtiger Teil des Krisenteams in Pandemiezeiten". Auch im Rahmen der landesweiten Testungen waren rund 30.000 Feuerwehrleute im Einsatz.
Sofort zur Stelle
Feuerwehrfrau oder Feuerwehrmann zu sein, bedeute in der Not zu helfen und anzupacken. Ob dieser Einsatzbereitschaft sei Mikl-Leitner unglaublich stolz und erinnere dabei unter anderem an die Einsätze beim Sturmtief „Petra“ im Februar 2020. Aber auch bei schweren Unwettern seien die Feuerwehrkameraden sofort zur Stelle gewesen. Die Feuerwehren hätten zudem bei den Erdbeben in Kroatien Nachbarschaftshilfe geleistet.
„Der großartige Einsatz unserer Freiwilligen Feuerwehren macht euch alle zu einem wesentlichen Bestandteil der Sicherheitsfamilie Niederösterreichs, um die uns ganz viele in der Welt beneiden“,
so Landeshauptfrau Mikl-Leitner. Diese Leistungen spiegeln sich auch in den Einsatzzahlen des Vorjahres wider. 63.000 Mal waren die Kameraden im Einsatz und haben über 2.900 Menschen – teils aus lebensbedrohlichen Situationen – geholfen. "Und das in acht Millionen freiwilligen Einsatzstunden“, ergänzte Mikl-Leitner und betonte zugleich, dass die Feuerwehren auch wesentlich zum Zusammenhalt beitragen, sie "gesellschaftlicher Kitt" seien.
Und obwohl man im vergangenen Jahr auf Wettkämpfe, Feste und Veranstaltungen verzichten musste, verzeichnet man bei den Mitgliedern Zuwächse: 709 Personen sind es an der Zahl, 320 davon Frauen.
Rückvergütung der Umsatzsteuer
Niederösterreich könne sich auf die Feuerwehren, die Feuerwehren auf das Land Niederösterreich verlassen, so Mikl-Leitner, daher fordere sie von der Bundesregierung ein, das NÖ-Modell rund um die Umsatzsteuer-Rückvergütung auf gesetzlich verpflichtete Einsatzfahrzeuge auf alle Bundesländer auszuweiten. „So konnten alleine im Jahr 2020 rund 3,6 Millionen Euro in die Kassen der Freiwilligen Feuerwehren in Niederösterreich zurückgeben werden“, merkte die Landeshauptfrau an.
Folgen des Klimawandels
Dass man sich auf die Feuerwehren zu hundert Prozent verlassen kann, stellt LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf fest. Aufgrund von Corona habe man es mit einer Ausnahmesituation zu tun, welche die Kameradinnen und Kameraden besonders fordere.
„Ich erinnere mich an den Hochwassereinsatz im Spätsommer, bei dem wir gemeinsam in den Bezirken St. Pölten Land und Melk zu tun hatten. Bis hin zu Waldbränden – also einem Phänomen des Klimawandels, auf das wir uns einstellen müssen“, so Pernkopf. Trotz Corona sei die Einsatzbereitschaft immer gegeben gewesen und es habe keine größeren Cluster gegeben.
„Es herrscht eine hohe Disziplin, dafür ein herzliches Dankeschön“,
meinte der LH-Stellvertreter. Auch wenn sich einiges verändert habe, seien die Kameraden der Feuerwehr immer da, „das hat sich nicht geändert“, so Pernkopf, der den Feuerwehren auch für ihre Unterstützung rund um die Flächentestungen dankte.
Weniger Brandsicherheitswachen
Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner meinte, dass „2020 nicht spurlos an den Feuerwehren vorübergegangen ist. Die Anzahl der Brand- und Technischen Einsätze insgesamt hat zugenommen. Aber die Gesamttätigkeiten sind weniger geworden, weil es viel weniger Brandsicherheitswachen gegeben hat.
In Wohngebäuden gab es 90 Prozent mehr Brände als im Jahr davor. Bei Gewerbebetrieben gab es fast 43 Prozent mehr Brände. Und bei landwirtschaftlichen Objekten gab es einen Zuwachs von 180 Prozent.“ Bei klimabedingten Einsätzen gab es große Zuwächse, unter anderem ein Plus von 532 Prozent bei Hochwasserüberflutung, 91 Prozent Zuwachs bei Sturmeinsätzen und 120 Prozent mehr bei Waldbränden.
Entfremdung ist spürbar
Im Hinblick auf die Pandemie habe man „auf Zuruf unterstützt“, sei zur Seite gestanden und habe geholfen. „Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit – schließlich geht es um Menschen“, so Fahrafellner. Probleme hätten sich durch die Kontaktbeschränkungen unter anderem bei den Schulungen ergeben – 2020 wurden 72 Prozent weniger Schulungen als im Jahr davor abgehalten. Zudem gehe die Bindung zur Feuerwehr abhanden. Man spüre eine leichte Entfremdung zur Feuerwehr. „Im Großen und Ganzen sind wir in ganz Niederösterreich aber immer einsatzbereit gewesen“, so der Landesfeuerwehrkommandant abschließend.
Zahlen und Fakten:
Einsatzstatistik 2020
Gesamteinsätze: 63.235 (2019: 64.368; -1,133)
Brandeinsätze: 5.972 (2019 4.73; +1,799)
Technische Einsätze: 44.055 (2019: 40.310M +3,745)
Brandsicherheitswachen: 7.944 (2019: 14.481; -6.487)
Gerettete Menschen: 2.983 (2019 2787; +196)
Gerettete Tiere: 985 (2019: 854; +131)
Auspumparbeiten: 2.195 (2019: 1.648; +547)
Sturmeinsätze: 3.713 (2019: 1.942; +1.771)
Verkehsunfälle: 8.125 (2019: 8992; -867)
Einsatzstunden: 620.122 (2019 554701; +65.420)
Mitgliederzahlen:
Gesamtmitglieder: 99.615 (2019 99.608; +7)
Frauen: 8.172 (2019: 7.844; +328)
Feuerwehrjugend /Kinderfeuerwehr: 6.341 (2019: 6.237; +104).
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