Rat auf Draht
Anfragen zum Thema Sucht nehmen wieder zu

- Rat auf Draht ist die erste Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in Not sowie deren Bezugspersonen.
- Foto: AntonioGuillem/PantherMedia
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Der psychosozialer Notdienst Rat auf Draht verzeichnet einen höheren Beratungsbedarf beim Thema Sucht. Besonders Anfragen zu Nikotinbeuteln seien stark gestiegen.
OÖ. Anfragen zu Sucht nehmen unter Jugendlichen wieder zu, wie die Zahlen von Rat auf Draht, Österreichs Notrufnummer für Kinder und Jugendliche, zeigen: So stiegen die Beratungsgespräche zu dieser Thematik im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 859, heißt es. Die meisten drehten sich um Drogen und Medikamente, gefolgt von Alkohol und Rauchen/Nikotin. Weiters zeigt sich auch, dass deutlich mehr Burschen und junge Männer – rund 60 Prozent – Rat zum Thema Sucht suchen als Mädchen und junge Frauen (rund 40 Prozent).
Aufklärung und Sensibilisierung
So viele Arten von Sucht es gibt, so unterschiedlich sind auch die Themen der Anruferinnen und Anrufer: „Rechtliche Infos wie `Was passiert, wenn ich erwischt werde?` werden ebenso eingeholt, wie Fragen zur Wirkungsweise bestimmter Substanzen. Manche Jugendliche merken selbst, dass sie ein Problem haben und wollen wissen, wie sie den Konsum, etwa beim Rauchen, reduzieren oder gänzlich davon loskommen können und wo es geeignete Anlaufstellen gibt“, erklärt Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 von Rat auf Draht. Andere wiederum würden nicht erkennen, dass sie ein Problem haben („Ich kann eh jederzeit aufhören.“) und würden sich die Sache schönreden, so die Expertin weiter. In solchen Fällen werde sehr stark auf Aufklärung und Sensibilisierung gesetzt. Daneben sei oft der oder die konsumierende Partner:in und der Einfluss auf die Beziehung ein Thema.
Anstieg bei Nikotin
Die hohen Niveaus der Beratungszahlen, die es seit 2019 und während der Pandemie gab, werden gesamt zwar nicht mehr erreicht, beim Thema Rauchen/Nikotin habe es hingegen von 2019 bis 2023 einen kontinuierlichen Anstieg der Anfragen um insgesamt 86,49 Prozent gegeben. Dies sei zum Großteil den tabakfreien Nikotinbeuteln geschuldet, deren Konsum zwar eigentlich - mit Ausnahme von Tirol - in Österreich erst ab 18 Jahren erlaubt ist, die aber dennoch von vielen Jugendlichen verwendet werden würden.
Gruppendruck und Überdosierung
Laut Rat auf Draht, ist es bei Nikotinbeuteln ähnlich wie auch beim Rauchen meist der Gruppendruck, der sie zum Ausprobieren bringt. „Wir hören oft, dass der ganze Freundeskreis das nimmt und Jugendliche sich nicht zugehörig fühlen, wenn sie es nicht auch machen. Daneben gibt es auch Anrufe, wo sich die Jugendlichen akut in einer Überdosierungsphase mit Übelkeit oder Schwindel befinden“, erklärt Satke.
„Wir möchten bei den Jugendlichen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass diese Nikotinbeutel nicht so harmlos sind, wie es vielleicht den Anschein haben mag und das ohne zu schulmeistern und zu verurteilen. Bei Fällen, wo sich Jugendliche damit überdosiert haben, bieten wir rasche Hilfe, versuchen zu beruhigen und klären über weitere Schritte auf." Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 von Rat auf Draht
Ein Ratgeberartikel speziell zu tabakfreien Nikotinbeuteln ist HIER abrufbar. Zudem findet sich auf rataufdraht.at eine umfangreiche Artikelsammlung zum Thema Sucht.
Mehr Themen für Jugendliche finden Sie unter:
MeinBezirk.at/JugendRundSchau
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