China-Reise
Größtes Spital der Welt setzt für Medizin der Zukunft auf Gesundheitsdaten
Auf ihrer China-Reise in die Provinzen Sichuan, Jinan und nach Peking besuchte die oö. Delegation unter Leitung von Landeshauptfrau-Stellvertreterin Christine Haberlander auch das West China Hospital in Sichuans Hauptstadt Chengdu – und stellte fest, dass die intensive Verwertung von Patientendaten in China großen Nutzen für den einzelnen Patienten aber auch für die Gesellschaft bringen kann, wenn verantwortungsvoll damit umgegangen wird.
CHENGDU. Der Patient sitzt in einer kleinen Kabine und trägt einem virtuellen Arzt seine Beschwerden vor. Das Computerprogramm liefert dann Diagnose und Behandlungsempfehlungen ab – und bei Bedarf kann der Patient per Videoschaltung mit einem echten Arzt reden. Aus einem angeschlossenen Medikamentenschrank wird dann gleich automatisch das notwendige Medikament ausgegeben. So haben diese One-Stop-Kliniken in China seit ihrem Start im heurigen Jahr bereits drei Millionen Patienten versorgt.
20.000 Ambulanz-Patienten pro Tag im weltgrößten Spital
Überholt China den Rest der Welt auch in Sachen Medizin? Ganz so scheint es bei einem Besuch von Landeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheitsreferentin Christine Haberlander im größten Krankenhaus Chinas, dem West China Hospital nicht. Es ist zwar mit 20.000 versorgten Patienten pro Tag auch das weltweit größte Spital an einem Standort und gehört in China zu den drei besten. Wer aber einmal selbst gesehen hat, wie schwerkranke Patienten im Krankenbett zwischen den Gebäuden über holprige Plätze mitten durch Passanten geschoben werden, weiß die Gesundheitsversorgung in Oberösterreich zu schätzen.
Wertvolle Gesundheitsdaten
Was sich Österreich dennoch von China und dem West China Hospital, das mit 660 Spitälern in ganz China vernetzt ist, abschauen könnte: „Mehr Offenheit für die Digitalisierung und ihre Möglichkeiten“, sagt Gesundheitslandesrätin Haberlander und bezieht sich damit auf Patienten und vor allem auch die Ärzte. Denn drei Viertel der chinesischen Patienten teilen ihren Gesundheitsdaten mit den zuständigen Einrichtungen. „Eine App für interessierte Patienten fürs Termin vereinbaren bei Ärzten, eine Erinnerung und das Speichern aller Befunde sowie spezieller Leiden wie Allergien“, hielte Haberlander auch hierzulande für höchst sinnvoll.
Haberlander: Österreich bei Datennutzung hinten
„Wir sind da in Österreich hinten. Wenn einem Arzt dank einer App alle Daten zur Verfügung stehen, hilft das auch dem Patienten. Je mehr Daten, desto präziser fällt die Diagnose aus.“ Die Vision, die schon in einem Prozess mit Elisabethinen und der Vinzenz-Gruppe entstanden sei: Ein virtueller Zwilling des Patienten, an dem Behandlungen erprobt werden können. Skepsis gegenüber einem entsprechenden Aufrüsten des ELGA-Systems versteht Haberlander nicht, „wenn gleichzeitig etwa über Fitness-Apps Daten gesammelt werden, die ebenso Rückschlüsse auf die Gesundheit zulassen. Denen vertraut man und gibt endlos Daten preis, ELGA und dem Staat vertraut man aber nicht.“ Natürlich müsse gesichert sein, dass die Daten nicht missbräuchlich verwendet oder verkauft werden können.
Patientendaten nutzen der Gemeinschaft
Das riesige Volumen der in China von den Patienten freigegebenen Daten nutzt nicht nur der Behandlung des Einzelnen: „Die chinesische Regierung kann so gesellschaftliche Entwicklungen wie etwa Fettleibigkeit in einer gewissen Altersgruppe frühzeitig erkennen und entsprechend gegensteuern“, sieht Haberlander großes Potenzial für eine „sinnvolle Erfassung, Transparenz und Nutzung“ von Gesundheitsdaten.
Weiterer Bericht zur China-Reise der oö. Delegation:
Großes Interesse der Chinesen an oberösterreichischem Energie-Know-How
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