Boden-Fachtagung in Wuppertal
Kaineder: "Flächenfraß muss ein Ende haben"

Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder (Die Grünen) machte sich in Wuppertal ein Bild von verschiedenen Nachhaltigkeitsprojekten.  | Foto: Grüne OÖ/Dedl
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  • Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder (Die Grünen) machte sich in Wuppertal ein Bild von verschiedenen Nachhaltigkeitsprojekten.
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Von 14. bis 15. September fand in der 360.000 Einwohner-Stadt Wuppertal die internationale Fachtagung "Boden und Klima" statt. Mit dabei war eine Abordnung der Grünen OÖ, angeführt von Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder. In zahlreichen Gesprächen mit Expertinnen und Experten aus dem Umweltsektor standen Themen wie Bodenversiegelung, Flächenrecycling und Innenentwicklung im Mittelpunkt. 

OÖ/WUPPERTAL. "Wir haben viele Europameistertitel, auf die wir nicht stolz sein können", leitete Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder (Die Grünen) seine Rede im Rahmen der Bodenbündnistagung im Wuppertaler Rathaus ein. So habe Österreich im europäischen Vergleich nicht nur die höchste Dichte an Supermärkten pro Einwohner, sondern auch die meisten Autobahnkilometer pro Kopf. "Da braucht es keine große Erklärung, was dieser Flächenfraß mit Bodenschutz zu tun hat. Die Not an Bodenschutz zu denken und daran zu arbeiten, ist in Österreich sehr groß."

Die Schwebebahn gilt als Wahrzeichen der Stadt Wuppertal.
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Auf dem Weg zu einem gewissenhaften Umgang mit den heimischen Böden habe man laut Kaineder einiges zu gewinnen, denn der Bodenschutz bringe drei wesentliche Qualitätskriterien für die Organisation von Gesellschaft in der Zukunft. "Wenn wir sorgsam mit unserem Boden umgehen und unsere Städte und Dörfer grüner machen, dann können wir sie in einer heißeren Zukunft besser abkühlen."

"Wollen wir in Zukunft, dass unsere Kinder und Enkelkinder in offenen Gesellschaften westlichen Zuschnitts mit hoher Lebensqualität leben, dann muss Bodenschutz auf der Prioritätenliste nach oben."

Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder (Die Grünen)

Neben dem Hochwasserschutz – ein Quadratmeter gesunder Boden speichert eine ganze Badewanne voll Regenwasser – sieht Kaineder fruchtbare Böden als entscheidende Lebensgrundlage für den Menschen. "Die meisten denken da natürlich an die Nahrungsmittelproduktion. Nichts ist wichtiger für die Qualität unseres Grund- und Trinkwassers als funktionierender Boden und funktionierende Wälder."

Das Living Lab NRW ist eine Plattform für Forschung und Bildung der Bergischen Universität Wuppertal zum Thema klimaneutrales und nachhaltiges Bauen in der Stadt.
  • Das Living Lab NRW ist eine Plattform für Forschung und Bildung der Bergischen Universität Wuppertal zum Thema klimaneutrales und nachhaltiges Bauen in der Stadt.
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OÖ als Meister im Zubetonieren

Laut Umweltbundesamt fallen in Österreich täglich 11,5 Hektar Fläche der Bodenversiegelung zum Opfer. Dies entspricht einer Größe von zwölf Fußballfeldern. Bis 2030 soll sich gemäß dem aktuellen Regierungsprogramm der Wert auf 2,5 Hektar pro Tag reduzieren. Alleine in Oberösterreich liegt die tägliche Versiegelung bei rund 2,2 Hektar. 

"Das oberösterreichische Raumordnungsgesetz ist von Schwarz-Blau erst 2021 novelliert worden. Doch die löblichen Ziele, die man in der Raumordnungsstrategie festgesetzt hat, hat man nicht ins Gesetz geschrieben – und das erweist sich jetzt als Kardinalfehler", spricht Kaineder von verpassten Chancen. Handlungsbedarf bestehe vor allem in der Innenentwicklung, also der Nutzung von bereits erschlossenen Flächen und der Schonung von Grünflächen. 

Viele Nachhaltigkeitsprojekte werden durch eine starke Bürgerbeteiligung in Wuppertal umgesetzt.
  • Viele Nachhaltigkeitsprojekte werden durch eine starke Bürgerbeteiligung in Wuppertal umgesetzt.
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"Denken wie in den 70er-Jahren"

Die Raumplanung liegt in der Verantwortung der Länder und Gemeinden. Die Notwendigkeit eines Bundesbodenschutzgesetzes, wie es in Deutschland seit 25 Jahren existiert, sieht Kaineder nicht. "Es stellt sich nicht die Frage, welche Ebene Entscheidungen trifft, sondern ob die zuständige Ebene ihre Verantwortung ernst nimmt – und das Land Oberösterreich tut das nicht", kritisiert Kaineder, der sich ein strengeres Raumordnungsgesetz wünscht.

"Wenn du auf ein Dorf zufährst, dann kommt zuerst der Kreisverkehr, gefolgt von drei verschiedenen Supermärkten mit riesigen Parkplätzen. Das ist verheerend und eine falsche Entwicklung. Ich kenne viele Bürgermeister, die ein strenges Raumordnungsgesetz als Erleichterung ansehen würden. Raumordnungs-Landesrat Achleitner (ÖVP, Anm.) scheint aber in seiner Denkweise in den 1970er-Jahren hängengeblieben zu sein. Für ihn gilt offenbar: Je mehr Beton, desto besser die Wirtschaftsentwicklung."

Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder im Gespräch mit seinem Amtskollegen aus Nordrhein-Westfalen, Oliver Krischer.
  • Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder im Gespräch mit seinem Amtskollegen aus Nordrhein-Westfalen, Oliver Krischer.
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Treffen mit deutschem Amtskollegen

Im Rahmen der Fachtagung "Boden und Klima" kam es auch zu einem Arbeitstreffen zwischen Kaineder und dem Umweltminister von Nordrhein-Westfalen, Oliver Krischer. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Dekarbonisierung in der Industrie. "Nordrhein-Westfalen ist geprägt von einer großen Stahlindustrie, in Oberösterreich haben wir die Voestalpine."

"Während man in Deutschland schon verstärkt an Wasserstoffversorgung denkt, wird es bei uns in den kommenden zehn Jahren noch viel mehr um die die Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom gehen – womit wir wieder beim Thema Windräder wären", so der Umwelt- und Klima-Landesrat.

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